Als Johannes Geis beim Training in dieser Woche einmal aus der zweiten Reihe abzog und der nicht ganz optimal getroffene Ball ein wenig glücklich ins Tor rutschte, applaudierte André Breitenreiter trotzdem: „Wer nicht schießt, kann auch nicht treffen.“ Schalkes Trainer ermuntert den 22-Jährigen immer wieder, seinen mächtigen Schuss als Waffe einzusetzen, er sagt: „Wenn ich so einen Schuss habe wie Johannes, dann muss ich den Abschluss suchen.“
Geis ist bei Schalke 04 der Taktgeber, das soll auch an diesem Freitagabend im Spitzenspiel bei Hertha BSC wieder so sein. Schalke kann mit einem Sieg in Berlin die Hertha überholen und bis auf Tabellenplatz drei klettern – das hätte noch vor zwei Wochen kaum jemand für möglich gehalten. Dass es zuletzt in der Mannschaft wieder besser lief, führt Breitenreiter auch auf einen Formanstieg bei Geis zurück: „Er war in den letzten Spielen wieder deutlich agiler und dynamischer.“
Nach seinem Wechsel im Sommer von Mainz 05 war Geis auf Schalke enorm schnell in eine Führungsrolle hineingewachsen – bis ihn die Rot-Sperre nach dem Hinspiel im Oktober in Mönchengladbach aus der Bahn warf. Erstmals bestätigt jetzt auch Breitenreiter einen Zusammenhang zwischen Sperre und Formtief: „Bis zu der Roten Karte hat er sehr überzeugend gespielt, danach kam er schwer wieder heraus.“ Aber jetzt, glaubt der Trainer, hat der frühere U21-Nationalspieler den Ballast wieder abgeworfen: Geis war nach seinem harten Foul an André Hahn vom Boulevard in die Ecke eines Treters gestellt worden.
Als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive ist Schalke auf einen spielfreudigen Geis angewiesen: Breitenreiter fordert immer wieder, dass die Bälle nicht nur planlos nach vorne geschlagen werden, sondern dass im Aufbau spielerische Lösungen gesucht und gefunden werden. Auch darauf wird es an diesem Freitag in Berlin ankommen: Die Hertha ist zwar enorm heimstark und hat auf eigenem Platz erst ein Spiel verloren, bietet dem Gegner aber wenig Räume. Eine Aufgabe für das Schalker Mittelfeld, wo zuletzt auch Max Meyer wieder in Bestform war. Breitenreiter: „Vor der Saison war Max am Boden, was mentale Kraft und Selbstvertrauen angeht. Jetzt ist er entschlossener – auch vor dem Tor. Es ist immer eine Schwäche von ihm gewesen, dass er zu wenig Torgefahr ausgestrahlt hat.“
Zuletzt hat Meyer in zwei Spielen zweimal getroffen – ganz nach dem Geschmack von Breitenreiter, der alle Spieler dazu anhält, den Abschluss zu suchen. Nicht nur Geis.