Ein Kommentar
Horst Heldt ist in diesen Tagen kaum zu beneiden. Sogar am Montag musste Schalkes Sportvorstand auf Abruf eine neuerliche Backpfeife einstecken. Bei seiner Abschieds-Pressekonferenz verriet sein Nachfolger Christian Heidel, dass sich Schalke schon im Mai 2015 um ihn bemüht hatte. Seinerzeit hatte Clemens Tönnies sein berühmtes Ultimatum, Heldt müsse in diesem Jahr aber gefälligst liefern, noch gar nicht formuliert. Man mag verstehen, dass sich Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender immer nach der bestmöglichen Manager-Lösung umsieht.
De facto hatte Heldt aber wohl schon im Frühsommer ein Messer im Rücken – und keine Chance auf Vertragsverlängerung.
Auch mit dieser Demütigung scheint der Rheinländer mannhaft umzugehen. Man kann sich streiten, ob es ein ganz normaler Vorgang ist, wenn ein Vertrag mit einem Vorstandsmitglied nicht verlängert wird oder ob es nicht doch eine langsame Demontage ist, die Heldt da erdulden muss.
In jedem Fall jedoch nötigt es großen Respekt ab, wie sich der Ex-Profi bei dem ganzen Theater verhalten hat. Nur einmal klang er trotzig, und zwar als er sagte, er werde „den Teufel tun“ und auch noch seinen Nachfolger einarbeiten. Jetzt ist Heldt wieder milder gestimmt, will sich mit Heidel an einen Tisch setzen. Zwischendurch lässt der 46-Jährige sich allenfalls mal zu einer humorvollen Spitze hinreißen, was ihn eher noch sympathischer macht.
Verdienste um Knappenschmiede und finanzielle Konsolidierung
Wer sich im Umfeld erkundigt, wird sich deshalb nicht wundern, dass „der Horst“ bei anderen Schalke-Mitarbeitern äußerst beliebt ist. Für sie scheint der menschliche Verlust fast größer als der fachliche. Schließlich fällt Heldts Bilanz fällt durchwachsen aus, nicht nur einige Transferentscheidungen schlagen deutlich im Soll zu Buche. Auch konnte er bei der Vereinsphilosophie keine klar erkennbare Linie prägen. Auf der anderen Seite stehen große Verdienste um die Knappenschmiede und die Konsolidierung der königsblauen Finanzen.
So kann man schon jetzt festhalten, dass Heldt Wort gehalten hat, als er auf der vergangenen Mitgliederversammlung ankündigte „aufrecht raus zu gehen.“ Nach sechs Jahren auf Schalke ist das eine nicht zu unterschätzende Leistung.