Schalke

Die Abwehr ist eine Großbaustelle

Die Defensive gilt traditionell als Schalker Stärke. Vor Torwart Ralf Fährmann ist aber keine eingespielte Kette am Start. Das war so und könnte auch ein Problem in der neuen Saison darstellen. Denn noch klaffen in der Abwehr viele Fragezeichen.

So bleibt Kyriakos Papadopoulos bekanntlich bei Bayer Leverkusen. Der Grieche, den die Königsblauen im August an den Werksklub ausgeliehen hatten, hat bei den Rheinländern einen Vertrag bis 2020 unterzeichnet und dürfte rund sechs Millionen Euro in die königsblaue Kasse spülen. Die kann Horst Heldt auch gut gebrauchen, denn für die Defensive muss definitiv Verstärkung her.

Eine Übersicht, wie es in der Schalker Abwehr aussieht:

Sie bleiben: Atsuto Uchida: Der Japaner ist auf Schalke eine feste Größe, hatte nur unter Roberto Di Matteo einen schweren Stand. So schien es bis vor wenigen Tagen. Nun hat sich der Rechtsverteidiger aber gegen den ausdrücklichen Willen der Schalker Verantwortlichen dazu entschieden, seine Patellasehnenprobleme nicht konservativ behandeln, sondern sich in der Heimat operieren zu lassen. Danach wird er für rund sechs Wochen pausieren müssen. Damit hat sich seine Position im Kampf um einen Stammplatz bestimmt nicht verbessert.

Marvin Friedrich: Erst ist ein anderer Typ Verteidiger als Uchida, mehr ein Pendant zu Benedikt Höwedes, der auch mal außen spielen kann, seine Stärken aber in der Zentrale hat. Die Vielseitigkeit ist sein Trumpf, der ganz große Sprung ist dem 20-Jährigen aber noch nicht zuzutrauen.

Kaan Ayhan: Rundum zufrieden ist der Ur-Schalker (seit 1999 im Verein!) mit seiner Situation nicht, denn bei S04 war er bisher nur ein Notnagel. Er kann den Sprung zum Stammspieler schaffen, taugt mit seinen 20 Jahren aber noch nicht zum Abwehrchef und Führungsspieler.

Matija Nastasic: Diese Rolle ist auch nichts für den Winter-Zugang aus England. Dafür bringt der Serbe trotz etwas größerer Erfahrung nicht die Persönlichkeit mit. Auch der 22-Jährige hat noch ein bisschen Luft nach oben, im ersten Halbjahr hat er sich mit ordentlichen Leistungen akklimatisiert - viel mehr aber auch nicht.

Sead Kolasinac: Linksverteidiger mit Betonung auf dem zweiten Wortteil. Der Bosnier muss abgeklärter werden, wenn er sich langfristig durchsetzen will. Ähnlich wie bei Ayhan, wird die kommende Saison entscheidend darüber sein, wohin sein Weg führt. Zum Leistungsträger auf Schalke? Nur dann, wenn alles perfekt läuft.

Sie könnten gehen:

Joel Matip: Die Verhandlungen mit dem offensivstarken Innenverteidiger kommen aktuell nicht voran. Auf Schalke nie ganz unumstritten, scheint Newcastle United jedoch zu wissen, was man an Matip haben kann. Sollte es tatsächlich so kommen, dass ein zweistelliger Millionenbetrag für den 23-Jährigen zu erzielen ist, wird Horst Heldt wohl einschlagen...

Benedikt Höwedes: ...allerdings nur, wenn der Kapitän definitiv bleibt. Nach seiner schweren Sprunggelenksverletzung scheint alles andere unsinnig, trotzdem halten sich die Gerüchte um einen Verkauf nach England hartnäckig. Das sollte Schalke aber auf nächsten Sommer verschieben, auch wenn die Ausstiegsklausel dann um fünf Millionen Euro geringer ausfällt.

Dennis Aogo: So richtig eingeschlagen ist der Ex-Hamburger auf Schalke nicht. Er ist auf der Linksverteidiger-Position allerdings immer noch wertvoller als auf der „Sechs“. Dort braucht Schalke ohnehin noch einen richtigen „Kracher“. Somit wäre Aogo immer ein brauchbarer Bankspieler – mehr aber auch nicht.

Sie könnten kommen:

Felipe Santana: Als Horst Heldt ankündigte, er plane mit dem Rückkehrer, zuckten alle zusammen – denn seine Verpflichtung war trotz Schnäppchenpreis ein Fehler. Wenn überhaupt, kann er den Kader nur auffüllen; wahrscheinlicher ist, dass der 29-jährige Brasilianer direkt wieder weggeschickt wird und kein Spiel mehr für Schalke macht.

Pascal Itter: Natürlich, Itter ist schon längst da – auf seinen ersten Profi-Einsatz wartet der 20-Jährige aber noch. Aktuell scheint der Durchbruch des Rechtsverteidigers unwahrscheinlich und eine Ausleihe zu einem Zweit- oder Drittligisten für alle Seiten sinnvoller.

Thilo Kehrer: Kehrer hat da schon bessere Karten, den Sprung zu packen. Der Innenverteidiger durfte wie Itter bereits mit den „Großen“ ins Trainingslager, führte die U19 unlängst zur Deutschen Meisterschaft und präsentiert sich auf und neben dem Platz schon sehr reif. Keine schlechte Perspektive für einen 18-Jährigen! Anders als Daniel Koseler oder Maurice Neubauer, ist Kehrer bereits dabei, den nächsten Schritt zu machen.

Mitchell Weiser: Seine Verpflichtung wäre die Lösung des Rechtsverteidiger-Problems – würde Schalke aber nicht auf ein neues Level hieven. Dafür ist die Diskrepanz zwischen Offensivstärke und Defensivschwäche zu groß. Das kennen die Schalker schon aus der alten Saison und brauchen sie nicht noch mal. Da war es die linke Flanke und der Spieler hieß Christian Fuchs.

Junior Caicara: Der Brasilianer ist ein neuer Kandidat für die vakante Rechtsverteidigerposition. Der 26-Jährige hat ein starkes Jahr mit dem bulgarischen Champions-League-Teilnehmer Ludogorets Razgrad gespielt, war zuvor aber eher ein "No name". Sein Marktwert wird auf sechs Millionen Euro taxiert, aber nicht nur das sorgt dafür, dass eine Verpflichtung des 1,73-Meter-Mannes ein Risiko birgt. Denn Caicara spricht kein Deutsch und könnte eine längere Eingewöhnungszeit benötigen.