RWO - SGW 0:1

Oberhausen lässt Wattenscheid erwachen

Schon im Vorfeld war beiden Seiten eine Sache bewusst: RWO sollte am Dienstagabend auf einen Gegner treffen, der im Gegensatz zur Hinrunde nichts mehr mit einer besseren Hobbymannschaft gemeinsam hatte. Trainer Christoph Klöpper hinterließ vor seiner Entlassung kurz vor der Winterpause eine Mannschaft, die sich in einem desolaten Fitnesszustand befand und in dieser Verfassung wohl nicht in der Regionalliga zu halten gewesen wäre. Wozu dieses Team unter entsprechenden Voraussetzungen tatsächlich in der Lage ist, bewiesen die Wattenscheider bei der Pflichtspielpremiere ihres neuen Trainers Farat Toku.

Der 34-Jährige schickte eine Mannschaft ins Rennen, die dem Aufstiegskandidaten das Leben von Beginn an schwer machte und - dank einer Leistungssteigerung nach der Halbzeit (!) - einen verdienten Auswärtssieg einfuhr. Diesen sicherte Spielmacher Eren Taskin mit etwas Glück vom Elfmeterpunkt (70.), nachdem der alles überragende Güngör Kaya im Strafraum von Robert Fleßers von den Beinen geholt wurde. "Den kann man geben", versicherten beide Trainer im Nachgang unisono.

Die Leistung der Kleeblätter, die mit einem Heimsieg wertvollen Boden auch das Spitzenduo aus Aachen und Essen gutmachen wollten, war vor allem nach der Pause eine einzige Enttäuschung. Im ersten Durchgang waren die Gastgeber nach einem holprigen Start noch erwartungsgemäß die bessere Mannschaft und kamen durch einen Lattenkracher von Patrick Bauder (18.) und David Jansen, der frei vor Tim Boss scheiterte (23.), zu zwei hundertprozentigen Torchancen. "In dieser Phase hätten wir das Tor machen müssen, dann wäre das Spiel sicher anders verlaufen. Was wir jedoch in der zweiten Halbzeit angeboten haben, war einfach zu wenig", resümierte Andreas Zimmermann.

Vor allem die Art und Weise, mit der seine Mannschaft in den zweiten 45 Minuten gegen den Abstiegskandidaten agierte, schlug dem RWO-Coach kräftig aufs Gemüt. Zimmermann hatte sich bewusst für Robert Fleßers in der Innenverteidigung entschieden, um das Aufbauspiel aus der Defensive anzukurbeln. Doch die Rot-Weißen agierten immer wieder mit langen Bällen, die von der an diesem Abend bärenstarken Wattenscheider Defensive dankbar angenommen wurden. Speziell Regisseur Patrick Bauder fand dadurch zu keinem Zeitpunkt ins Spiel. "So hatte ich mir das nicht vorgestellt", monierte Zimmermann. "Selbst nach dem 0:1 hatten wir genug Zeit, um unser Spiel aufzuziehen. Wir haben es dem Gegner nicht sonderlich schwer gemacht, hier einen Auswärtssieg zu feiern. Das war einfach enttäuschend."

Der schwache Auftritt der Oberhausener sollte jedoch keinesfalls über die starke Vorstellung der Lohrheide-Kicker hinwegtäuschen. In der zweiten Hälfte wurde keine klare Einschussmöglichkeit des großen Favoriten zugelassen. Es war die stärkste Saisonleistung der 09er, die zur Belohnung die Abstiegsränge verlassen konnte. Der Sieg in Oberhausen kann getrost als Krönung des Wattenscheider Neustarts bezeichnet werden, der mit der Entlassung von Klöpper und dem vor kurzem verkündeten Rücktritt des langjährigen Vorsitzenden Christoph Jacob abseits des Platzes eingeleitet wurde.

In der Kürze der Zeit ist es dem neuen Mann an der Seitenlinie bereits gelungen, eine schlagkräftige Truppe ins Rennen zu schicken. "Wir hatten nur eine kurze Vorbereitung, haben aber trotzdem konzentriert gearbeitet. Ich hab einen guten Start von uns gesehen, und wir haben gut dagegen gehalten. In der zweiten Hälfte haben wir nichts mehr zugelassen und letztlich war der Sieg aus meiner Sicht nicht unverdient", gab Toku nach dieser aus Wattenscheider Sicht denkwürdigen Partie zu Protokoll.