S04-Fans

Auch im "Ländle" ist Schalke Religion

Es war der 18. August 2001, das erste Spiel in der Veltins-Arena gegen Bayer Leverkusen, als sich Markus Bahr in den FC Schalke 04 verliebt hat. Der Schwabe, der in der Nähe von Stuttgart wohnt, wurde damals von einem alteingessesenen Schalke-Fan - übringens auch ein Schwabe - zum Spiel eingeladen. Ein Ereignis, an das sich der 49-Jährige gerne zurückerinnert. "Als die Tore für den S04 gefallen sind, lagen mir wildfremde Menschen in den Armen. Die Fans, die Zuschauer, die ganzen Menschen waren so herzlich. Das ist nicht vergleichbar mit uns Schwaben", schwärmt Bahr. Besonders fasziniert haben ihn die Schalke-Lieder, die Hymnen, die Fängesänge, kurz: die ganze Stimmung.

Diese Welt, die ihm so neu und gleichzeitig so vertraut war, wollte er von diesem Tag an in sein Herz schließen. Die Folge: Bahr wurde Schalke-Mitglied, die Mitgliedsausweise seiner beiden Kinder Felix und Paula waren schon im Druck, bevor sie das Licht der Welt erblickten. Die Inneneinrichtung des Hauses gleicht einem Fanblock. Schalke-Tapete, -Bettwäsche, -Fahnen, -Kissen, -Trikot und -Poster zieren die Wände der vierköpfigen Familie.

Mit dem Wohnmobil in den Pott

So oft es die Zeit zulässt, geht es mit dem Wohnmobil, natürlich ausgestattet mit einer Schalke-Fahne, in Richtung Ruhrpott. Spiele schauen, beim Training dabei sein, Unterschriften sammeln und den Fanshop leerkaufen, steht dann auf dem Programm. Für den zehnjährigen Felix und die vierjährige Paula wurde beim letzten Trainingsbesuch ein großer Traum wahr. Nach der Trainingseinheit nahm sich ihr Lieblingsspieler Julian Draxler ein wenig Zeit für die beiden, machte Fotos und verteilte Unterschriften. Ein einmaliges Ereigninis für die Familie aus Baden-Württenberg.

Zu Auswärtspielen zieht es die Schalke-Fans nicht so sehr. "Nirgendwo ist die Stimmung im Stadion vergleichbar mit der auf Schalke. Besonders die Arenen in Süddeutschland können absolut nicht mithalten", betont der Familienvater. Da sei die Stimmung zu Hause tausendmal besser. Mit Trikot, Schal und Fahne ausgestattet, trifft sich die Familie bei Spieltagen im Wohnzimmer vor dem Fernseher und feuert ihre Mannschaft an. Unterstützung aus der Nachbarschaft bekommen sie dabei nicht. "Als Schalke-Fans sind wir hier in der Gegend schon recht einsam. Gegen blöde Sprüche müssen wir uns öfter mal wehren", erzählt Bahr. "Die meisten hier in der Region sind Anhänger des VfB Stuttgart oder Bayern-Fan", fügt er hinzu. Das stand für den 49-Jährigen natürlich nie zur Debatte.

Schalke ist Religion

Es ist der Ruhrpott, der die Schwabener Familie fasziniert. Der Familienvater erklärt: "Es ist die Offenheit, die Herzlichkeit, die man spürt, wenn man vor Ort ist. Es ist die ganze Mentalität der Menschen, die mit ihrem Verein leiden. Es ist die Stimmung in der Stadt, die weit über das Fußballspiel hinausgeht. Es ist die Liebe zum Verein. Schalke ist unsere Religion."