Wattenscheid 09

Klöpper sucht den Weg aus der Krise

Eine Demission des Trainers steht indes nicht zur Debatte. Nach einer 70-minütigen Krisensitzung in der Kabine in Wiemelhausen, bei der unter anderem 09-Vorstand Christoph Jacob, Chefcoach Christoph Klöpper, Teammanager Hartmut Fahnenstich und Co-Trainer Sebastian Amendt die Situation des Regionalligisten analysierten, sprach RevierSport mit Klöpper über die Lage bei 09.

Christoph Klöpper, gibt es eine Erklärung für diese Leistung oder macht Sie die Vorstellung Ihrer Mannschaft eher ratlos? Das Pokalspiel gegen Frohlinde war gar nicht so viel anders. Allerdings läuft das Spiel dann anders und deshalb stand am Ende auch ein anderes Ergebnis. Fakt ist, dass wir vor dem Spiel intensiv angesprochen haben, dass wir diese Partie nicht so angehen können, als wäre es ein Meisterschaftsspiel gegen Rödinghausen. Drei, vier Spieler waren angeschlagen. Dadurch war es kritisch, es stand eine Mannschaft auf dem Platz, mit der es problematisch werden konnte. Zum einen wegen der Qualität, zum anderen wegen der Defensivarbeit, die ja auch in der Liga ein Problem ist. Dass wir eine Gruppe auf dem Platz hatten, mit der wir in der Meisterschaft nicht bestehen würden, war klar.

Sind Sie trotzdem enttäuscht von der Mannschaft? Solch ein blutleerer Auftritt darf sich auch eine "1B-Elf" nicht erlauben, oder? Zu allem Überfluss flog Güngör Kaya zum zweiten Mal in dieser Saison vom Platz (wegen Nachtretens, Anm. d. Red.)? Werden Sie da nicht fuchsteufelswild? Ich drehe es noch mal um: Auch wenn wir 1:0 gewonnen hätten, hätte ich mich aufregen müssen.

Dann wäre die Blamage aber immerhin verhindert worden. Das eben ist aber nicht passiert. Der Hohn der Stadt Bochum kann Wattenscheid doch gewiss sein. Wir wären lieber weitergekommen und wir hätten lieber acht Punkte. Dann hätten wir trotzdem viele Baustellen. Das müssen wir nun glattmachen. Wir können nicht irgendwie weitermachen, sondern müssen Sachen verändernt. Zum Beispiel ist der trainingsfreie Mittwoch jetzt gestrichen.

Von außen betrachtet scheint es kaum einen Ausweg aus der Krise zu geben. Sie sehen einen? Wir werden etwas machen. Deshalb haben wir auch so lange zusammengesessen. Nur leider muss im Fußball wohl immer erst so ein Ereignis stattfinden, damit es Veränderungen gibt. Meist gipfelt es dann in der Entlassung des Trainers. Alles, was nun passiert ist, trifft uns auch nicht total unvorbereitet. Wir haben gute Leistungen gezeigt, aber keine Punkte geholt. Dazu kommt eine schwierige Gesamtsituation und ein instabiles Umfeld. Wir können nicht einfach so weitermachen. Normalerweise hätten wir mit Blick auf Rödinghausen auch schon vor dem Spiel gegen Wiemelhausen etwas verändern müssen. Deshalb auch die Verpflichtung von Lucas Oppermann.

Soll dieser Transfer Druck auf den bestehenden Kader ausüben? Auch, aber Lucas soll vor allem ein Führungsspieler sein, genau wie Mario Klinger. Natürlich wird sich dadurch nicht alles von jetzt auf gleich drehen, aber in der Hinsicht werden wir jetzt deutlich verbessert sein. Man sollte unsere Situation auch noch mal von Grund auf betrachten: Wir schmeißen vor der Saison ganz viele verschiedene Menschen in einen Topf, sportlich war es dann erstmal eine positive Geschichte. Dann haben wir im Verlauf der Saison aber immer mehr Dinge erlebt, die auch aufzeigen, warum die schwierigen Charaktere nun bei uns spielen. Die Probleme kommen bei uns nun alle zusammen. Darüber haben wir nun einen Überblick, jetzt muss man da einen Strich drunter ziehen und sich fragen: Mit welcher Mannschaft wir nun Erfolg haben können? Es wäre einfacher gewesen, wenn wir diese Standortbestimmung mit acht Punkten gemacht hätten, aber vielleicht hätten dann auch alle gesagt: 'Es läuft doch gut.'

Das heißt, dass im Winter Spieler aussortiert werden und neue kommen? Das kann es heißen. Es gibt ja auch viel Positives in der Mannschaft, das muss man allerdings kanalisieren. Deshalb auch die Oppermann-Verpflichtung. Den haben wir im Gesamtpaket so nicht, von der Persönlichkeit und der Leistung her. Muss man im Nachhinein zum Schluss kommen, dass der Kader im Sommer falsch zusammengestellt wurde? Das ist die Frage. Planbar ist nicht, wie eine Gruppe zusammenwächst und zusammenpasst. Im Nachhinein würden wir wohl etwas anders machen. Aber bei jeder Kaderzusammenstellung, bei unseren Möglichkeiten und unserem Niveau, muss man zu solch einem Ergebnis kommen. Alle dachten ja, dass unsere Etatzahlen gelogen sind, aber jetzt wissen alle, warum das nicht gelogen war. Wir hatten schon ein großes Bewusstsein dafür und sind kein großes wirtschaftliches Risiko eingegangen. Die Spieler haben die Chance, bei uns zu spielen - und nun muss eine erste Bilanz gezogen werden.