Sollte Schalke-Trainer Jens Keller den Mittelfeldspieler im Topspiel gegen den FC Bayern München am Samstag auf die Bank setzen? Ein Pro & Contra.
Pro von Heiko Buschmann Im Fußball gilt das Leistungsprinzip, gerade in der Bundesliga. Wenn es nicht eine Entscheidung geradezu politischen Ausmaßes wäre, dann hätte Kevin-Prince Boateng schon in der letzten Saison ein paar Mal auf der Bank gesessen. Nur weil er ein Star ist, der vor einem Jahr in sportlicher Not für zehn Millionen Euro als erklärter Anführer der Mannschaft geholt wurde und auf der Bank wahrscheinlich Stunk machen würfde, kann das nicht bedeuten, dass bei ihm die üblichen Kriterien nicht greifen.
Im Gegenteil, Boateng nimmt mit seinem großen Namen und seinen großen Gesten einem anderen Spieler, der für die Mannschaft wertvoller wäre, einen Platz weg. So lange Jan Kirchhoff und Dennis Aogo nicht bei 100 Prozent sind, wird Trainer Jens Keller das Fass nicht aufmachen. Spätestens, wenn die beiden Sechser Konkurrenten auf Augenhöhe sind, muss er handeln. Im Topspiel gegen Bayern hat „der Leader“ vielleicht noch mal die Gelegenheit zu zeigen, dass die Gerüchte um seinen bedenklichen körperlichen Zustand hatlos sind – falls er denn überhaupt spielen kann...
Contra von Andreas Ernst Kevin-Prince Boateng darf jetzt nicht aus Schalkes Startelf fliegen. Das wäre vor dem Topspiel gegen Bayern eine populistische und unkluge Entscheidung. Dass Schalke den Start in den Sand gesetzt hat, ist nicht allein seine Schuld. Auch andere Spieler sind nicht in Form. Kaan Ayhan? Marco Höger? Joel Matip? Roman Neustädter? Klaas-Jan Huntelaar? Viele wackeln – und Trainer Jens Keller kann nicht halbe Startelf austauschen. Setzt er Boateng auf die Bank, würde er ihn zum Sündenbock machen.
Zudem fehlen die Alternativen. Leon Goretzka ist immer noch verletzt. Höger, Jan Kirchhoff und Dennis Aogo, alles potenzielle Boateng-Vertreter, fehlt nach langen Verletzungen die Pflichtspiel-Praxis. Solange selbst der ewig formschwankende Roman Neustädter auf der „Sechs“ unumstritten ist, kann Keller nicht auf die Erfahrung des Führungsspielers Boateng verzichten.
Die fehlende Fitness muss gerade in diesem Spiel kein Nachteil sein. Denn auch der Großteil der Bayern-Startelf kann nach der WM noch nicht bei 100 Prozent Leistungsfähigkeit sein.