Der Vorstand der Velberter hat extra ermöglicht, dass die Truppe nach dem Samstagstraining ein kurzes Trainingslager beziehen kann, damit Coach Hans-Günter Bruns seine Mannschaft in vielen Gesprächen perfekt auf die 90 Minuten einstellen kann.
Doch zuvor muss der Trainer noch einen Brandherd löschen. Denn Mehmet Boztepe, der mit vielen Vorschusslorbeeren zu den Bergischen kam, hat sich gegenüber RS über Bruns beklagt. Das alles zu einem sehr unglücklichen Zeitpunkt, sollte doch allein die Vorbereitung auf das so wichtige Spiel gegen Wiedenbrück im Vordergrund stehen. Boztepe nahm zunächst Stellung zu der bisher unbefriedigenden Punktausbeute: "Wir können alle nicht verstehen, warum es zuletzt nicht rund lief. Unter der Woche nehmen wir uns viel vor und trainieren auch gut. Aber wenn es darauf ankommt, versagen wir. Das muss man so deutlich sagen. Denn fünf Punkte aus zwölf Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Da muss nichts schöngeredet werden. Dazu kommt noch das peinliche Aus im Pokal gegen Jahn Hiesfeld."
Persönlich fühlt sich der Offensiv-Allrounder von Bruns auch nicht korrekt behandelt: "Ich habe beim Wuppertaler SV eine gute Saison gespielt und die meisten Vorlagen geliefert. Das lag auch am Trainer Bruns, der große Stücke auf mich setzte. Nicht zuletzt aufgrund der guten Zusammenarbeit in Wuppertal holte er mich nach Velbert. Ich musste nicht lange überlegen, denn ich kam mit ihm sowohl sportlich als auch menschlich gut zurecht. Doch in letzter Zeit redet er kaum noch mit mir. Ich habe das Gefühl, dass meine Fehler vom Trainer eher bestraft werden als von anderen Spielern. Wenn ich einen schlechten Tag erwische, werde ich sofort ausgewechselt. Ich bin aber kein Roboter und mache auch Fehler. Vom Trainer würde ich mir wünschen, dass er mir mehr vertraut. Nur so kann ich Topleistungen bringen."
Doch mit dem Gang in die Öffentlichkeit hat sich Boztepe vermutlich ein echtes Eigentor geschossen. Denn Bruns war alles andere als begeistert, als er von den Aussagen seines Spielers erfuhr. Seine Meinung ist eindeutig: "Zunächst einmal kann jeder Spieler immer zu mir kommen. Auch mit Mehmet habe ich häufig gesprochen. Aber am Ende geht es um die Leistung, wir sind nicht beim Betriebssport. Zudem finde ich es lächerlich und unverschämt, dass er nun über die Presse diese Kritik äußert. Denn ich habe mich immer vor die Mannschaft gestellt. Daher kann ich diese Nummer absolut nicht verstehen, für mich ist das der Oberhammer. Zumal es auch an seinen Leistungen liegt, dass wir in der Offensive bisher nicht so gespielt haben wie erhofft. Leider scheint er da nicht sehr selbstkritisch zu sein, denn er konnte die Erwartungen bisher nicht erfüllen."
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Nach diesen Worten wird er es in Velbert auch schwer haben, weitere Chancen zu bekommen, um sich wieder in den Vordergrund zu spielen. Es ist nur schwer vorstellbar, dass Boztepe am Wochenende zum Kader der Velberter gehören wird. Verzichten muss Bruns im Kellerduell auch auf den gesperrten Blerim Rustemi und den verletzten Dimitrios Pappas (vermutlich Muskelfaserriss). Zumindest Neuzugang Marius Schultens kann am Sonntag wieder eingeplant werden. Vor der Partie erklärt Bruns: "Für beide Teams ist das eine wichtige Partie. Ich bin immer noch von der Qualität meiner Mannschaft überzeugt. Uns fehlt einfach das Erfolgserlebnis. Nach den vielen Gegentoren in den letzten Minuten hatten wir dann eine mentale Blockade im Pokal, die gilt es nun zu lösen."
Zeit gibt es dafür unter anderem im Trainingslager, wo der Ex-Profi besonders auf den Faktor Gespräche setzt, denn den Willen spricht er keinem seiner Akteure ab. "Die Jungs hauen sich voll rein, auch im Training, da sind die Köpfe nicht unten. Daher werden wir unter der Woche alles daran setzen, wieder in die Spur zu kommen. Ich kann eins versprechen: Am Sonntag werden alle Spieler von eins bis 18 dem Spiel entgegenfiebern und sich voll reinhauen. Und ich hoffe, dass sich die Jungs dann auch endlich für ihr Engagement belohnen können."
