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Jones im Interview
"Ich werde mein Spiel nicht ändern"

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Schalke: "Bad Boy" Jones will sein Spiel nicht ändern
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Jermaine Jones kann es kaum noch erwarten. Nach seiner zweimonatigen Sperre darf der Schalker am Samstag beim SC Freiburg endlich wieder mitmischen.

Wie er die Zeit nach der Attacke gegen Gladbachs Nationalspieler Marco Reus und die öffentlichen Diskussionen über seine Person empfunden hat, verriet er im Interview mit RevierSport.

Jermaine Jones, am Samstag endet die Sperre für Ihr Foul an Marco Reus im DFB-Pokalspiel vor Weihnachten bei Borussia Mönchengladbach. Wie schwer ist Ihnen die quälend lange Auszeit in der Bundesliga gefallen?

Es war schon sehr hart für mich, die ganze Zeit nur zusehen zu können. Zwar hatte ich zwei Länderspieleinsätze und durfte im Europa-League-Hinspiel in Pilsen mitspielen, aber wer mich kennt, der weiß, wie „gerne“ ich draußen sitze. Leider kam dann auch noch die Wadenverletzung vor dem Rückspiel gegen Pilsen dazu, daher bin ich froh, dass die Sperre endlich vorbei ist.

Sie hatten schon vor der Szene mit Reus kein wirklich gutes Standing in der öffentlichen Wahrnehmung. Haben Sie Respekt vor dem ersten Spiel nach der Pause und die Befürchtung, dass die gegnerischen Fans Sie umso mehr auf dem Kieker haben?

Damit befasse ich mich eigentlich nicht mehr so richtig. Ich habe mich nach dem Spiel in Gladbach sofort bei Marco Reus entschuldigt. Ich wusste, was ich gemacht habe, die Aktion war wirklich nicht okay. Nach dem Spiel in Gladbach hatten wir frei und ich bin mit meiner Familie in die USA geflogen. Daher habe ich nicht alles mitbekommen, was in den Tagen danach über mich geschrieben wurde, aber einen Teil habe ich natürlich erfahren. Was aus der Sache gemacht wurde, finde ich nicht in Ordnung.


Sie wurden als unverbesserlicher Draufgänger gebrandmarkt. Wenn man Sie auf dem Platz sieht, ist dieser Eindruck nicht unbedingt falsch, oder?

Reiner Calmund, der mich damals nach Leverkusen geholt hat, sagte: ‚Der Jones ist ein Straßenköter, aber ein positiv bekloppter.‘ Ich denke auch, dass man im Profifußball nur mit braven Jungs keine Spiele gewinnen kann. Bei mir wird aber oft Sport mit meinem persönlichen Hintergrund vermischt. Mark van Bommel war auf dem Platz auch ein Drecksack, aber daraus konnten die Medien keine Story machen, weil der keinen Ghetto-Background hat. Was mich stört ist, dass man bei mir in der Vergangenheit sucht und so das Image des Bad Boys fördert.

Ist so auch das fast beispiellose Strafmaß zu erklären? Normalerweise gelten Sperren ja nur für den gleichen Wettbewerb, in dem der Spieler sich etwas hat zuschulden kommen lassen...

Wenn sie mich im Pokal für ein ganzes Jahr gesperrt hätten und vielleicht noch zweimal in der Bundesliga, dann hätte ich das in Ordnung gefunden. Aber zwei Monate in der Bundesliga, das war ein bisschen zu viel und für alle im Verein ein Schock.

Hat der DFB auf Ihre Kosten ein Exempel statuiert?

Ich sehe da die Schuld nicht allein beim Verband, sondern das war sicherlich eine Folge der Berichterstattung in einigen Medien. Wenn eine Zeitung die Schlagzeile ‚Wir fordern die Höchststrafe für Jones‘ macht, dann heizt du natürlich die Stimmung auf. Als Pepe dem Messi auf die Hand getreten hat, hielt die Aufregung – auch in Spanien selbst – nicht so lang an und auch nicht bei de Camargo beim Gladbacher Spiel in Berlin. Beide Szenen waren für mich ebenfalls unsportlich, sind aber gar nicht bestraft worden..


Müssen Sie als nun einseitig vorbestrafter Spieler Ihr Spiel ändern, um der Gefahr zu entgehen, dass Sie beim nächsten harten Einsteigen vom Platz gestellt werden?

Nein, das werde ich nicht, auch wenn ich in der Vergangenheit vielleicht eher eine Gelbe Karte als ein anderer Spieler bekommen habe. Mein Spiel ist eben körperbetont und hart, aber ich bin noch nie in der Bundesliga mit glatt Rot vom Platz geflogen.

Es heißt, Sie seien durch die härteste Fußballschule der Welt gegangen. Wie sehr hat Sie Ihre Kindheit in einem Frankfurter Problemviertel überhaupt geprägt? Na ja, ich bin da in einem sozialen Brennpunkt groß geworden, aber für mich zählte nur Fußball. Wir haben von mittags bis abends auf der Straße gespielt, aber ich habe z.B. nie geklaut oder hatte etwas mit Drogen zu tun. Vor der Reus-Geschichte war es ziemlich ruhig um mich geworden, doch dann kam plötzlich wieder diese ganze Geschichte mit Bad Boy, Ghetto und Tattoos hoch.

Nicht zum ersten Mal, oder?

Früher kursierten Geschichten, die meine Mutter mit reinzogen. Ist das in Ordnung? Und wenn meine beiden Großen in der Schule zu hören bekommen, ‘dein Vater ist so ein Bad Boy‘, dann mache ich mir meine Gedanken, ob das gerechtfertigt ist.

Können Sie Ihren Kindern denn ein Vorbild sein?

Natürlich! Noch einmal: Alles, was auf dem Platz passiert, darf man nicht mit dem privaten Jermaine vergleichen. Zu Hause bin ich ein liebevoller Vater, der gerne zu Hause mit den Kindern spielt. Ich fahre sogar keine dicken Autos mehr, sondern lebe ganz zurückgezogen mit meiner Familie, die für mich das Wichtigste ist.

Schalke hat eine recht junge Mannschaft. Wollen Sie Spielern wie Julian Draxler ein Vorbild sein?

So sehe ich mich nicht, denn ich möchte keine gehobene Stellung in der Mannschaft einnehmen. Von der Einstellung her kann man sich sicher einiges von mir abschauen und natürlich gebe ich den jüngeren Spielern mal einen Tipp. Ich verstehe ich mich in erster Linie als Teamplayer, weil ich der Meinung bin, dass wir im Mannschaftssport Fußball nur gemeinsam etwas erreichen können.

Sie reden gerade fast wie Huub Stevens! Ist seine Rückkehr nach Schalke ein Glücksfall für Sie, nachdem Felix Magath Sie aussortiert und auch Ralf Rangnick eigentlich keine Verwendung für Sie hatte? Als ich an seinem ersten Tag gesagt habe, ‚die Sonne scheint wieder‘, war das kein Zufall. Huub Stevens ist ein ehrlicher Typ. Er sagt, was er denkt, aber genau so kannst du mit ihm auch mal diskutieren und er hört sich deine Meinung an. Wir sind ja schließlich keine Kinder, sondern erwachsene Männer. Das war mit anderen Trainern manchmal schwieriger oder sogar gar nicht möglich. Er weiß, dass er auf mich bauen kann. Wir haben Respekt voreinander und verstehen uns sehr gut.

Er kann aber auch anders. Was hat er zur Aktion mit Reus gesagt? Wir hatten im Trainingslager ein Gespräch zu dritt, Klaas-Jan Huntelaar war auch dabei. Der Trainer hat uns verdeutlicht, dass das keine guten Aktionen waren, aber das hatten wir auch selbst längst eingesehen und haben auch jeweils eine Summe für einen guten Zweck zu spenden.

Was wäre eigentlich aus Ihnen geworden, wenn Sie nicht Fußballer geworden wären?

Polizist bestimmt nicht! (lacht) Als Junge habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht, da zählte nur der Fußball. Als ich dann zu Eintracht Frankfurt in die Jugend gekommen bin, war der Weg schon klar: Wenn du merkst, dass du da mithalten kannst, hast du natürlich nur ein Ziel: Profi zu werden!

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