90+4 - Der RevierSport Talk zum SpoBiS 2014
Prunk und Pleiten - Steuert der Amateurfußball im Schatten
der Profis in seine größte Krise?


Profis und Amateure an einem Tisch

Im Vorfeld des SpoBiS 2014 trafen sich erfolgreiche und kriselnde Traditionsklubs in Essen – um sich gegenseitig Fragen zu stellen.

Wenn sich in der kommenden Woche treffen, um zu diskutieren, wie sich der Fußball vermarkten, sich Sport in Gewinn umsetzen lässt, bleibt die andere Seite weitgehend außen vor. Schon im Vorfeld des Großevents trafen sich daher Marketing-Profis und Amateurvertreter in der Zeche Zollverein.

Zuvorderst war es natürlich Alexander Jobst, der sich erklären und gleichzeitig vermitteln musste. Dass der Marketing-Vorstand des FC Schalke keinen entspannten Abend erleben würde, verhieß allein der Titel: „Prunk und Pleiten - Steuert der Amateurfußball im Schatten der Profis in seine größte Krise?“

Vor allem Bernd Faust, Medienbeauftragter des kriselnden Oberligisten Westfalia Herne schilderte die prekäre Situation vieler Traditionsvereine unterhalb der Profiligen eindrücklich. „Ich gebe uns noch fünf Jahre“, hatte Faust skizziert. Nicht ohne heimlich auch auf eine Handreichung des großen Nachbarn zu hoffen. Dass die Kommerzialisierung insbesondere des Bundesliga-Fußballs nur die glänzende Seite der Medaille sei, wollte auch Jobst nicht leugnen. „Natürlich spüren wir auch, dass die Schere weiter auseinander geht. Aber wir müssen auch sehen, dass wir auf der richtigen Seite sind“, räumte der Verterter des Bundesligisten in der Talkrunde der Reihe 90+4 ein.

Dass auch die international operierenden Bundesligisten kein Interesse daran haben können, die Basis abzuhängen, sollte unstrittig sein. Dennoch stellte etwa Dr. Michael Welling, Vereinschef des Regionalligisten Rot-Weiss Essen die etwas provokant formulierte Frage in die Runde, ob man nicht Äpfel mit Birnen vergleiche, wenn man die Probleme der Amateurklubs den Gewinnen der Bundesligisten gegenüberstelle. Jobst selbst stieß zumindest in ein ähnliches Horn. Man mochte durchaus eine Offerte heraushören, als Faust darauf verwies, dass zeitgleich Borussia Dortmund ein Benefizspiel gegen den und zugunsten des MSV Duisburg ausgetragen hätte. Von derlei Freundschaftspartien hielt Jobst allerdings herzlich wenig. Zu kurzfristig der Effekt, zu tiefgreifend die Probleme, die den Amateursport belasten, als dass eine einmaliger Geldregen Abhilfe schaffen könnte.

Um der Basis, die sich im Schatten der Glitzerwelt Bundesliga zunehmend ins Abseits gestellt fühlt, wirklich helfen zu können, müssen neue Strukturen geschaffen werden. Hilfe zu Selbsthilfe etwa, wie sie Philipp Klotz vom Magazin SPONSORs anregte. Statt Spielern zum Teil überhöhte Gehälter zu finanzieren, sollte ein Teil der knappen Budgets vielleicht lieber in junge, hauptberufliche Talente gesteckt werden, die einen Job auf der Geschäftsstelle als Sprungbrett nutzen könnten. Vielleicht einer der konkretesten und nutzbarsten Vorschläge des Abends. Auch wenn es in der gebotenen Kürze der eineinhalb Stunden Talk nicht zu erwarten war, die richtigen Antworten zu finden, gewannen zumindest die richtigen Fragen an Kontur. Und es wurde auch klar, wie es nicht geht. Von der mit nicht unerheblichem finanziellen Aufwand gestarteten Kampagne des DFB zur Förderung des Amateurfußballs etwa fühlte sich Faust eher veralbert. Hier werde ein überkommenes und in Grunde sogar abwertendes Bild des Ehrenamts und des Amateursports in Gänze skizziert.

Das war auch eine der Erkenntnisse des Abends: Tradition alleine ist kein Wert, auf dem sich heute noch ein Wettbewerbsvorteil herleiten lässt, wie auch Welling – selbst mit RWE in der Zwickmühle zwischen Ambition und nahezu überlebensfeindlicher Aufstiegsregelung gefangen – aus leidlicher Erfahrung anmerkte. Das mit einigen einschlägig erfahrenen (Amateur-)Fußall-Funktionären besetzte Publikum kam zwar erst in der Fragerunde zum Zug, gerade die begründetete aber bereits den Titel einer mögliche Fortsetzung. Ob es eigentlich nicht „Profis vs. Amateure“ heißen müsste, formulierte ein Zuschauer provokant. Eine Frage an die Zukunft. Oder eine nächste Runde...

90+4 - Der RevierSport Talk zum SpoBiS 2014
Podiumsgäste

Alexander Jobst

(Marketing-Vorstand FC Schalke 04)


Dr. Michael Welling

(Geschäftsführender Vorstand Rot-Weiss Essen)


Bernd Faust

(Medienbeauftragter Westfalia Herne)


Ulrich Homann

(Gründer & Geschäftsführer RevierSport)


Philipp Klotz

(Mitglied der Geschäftsleitung SPONSORs)


Moderation

Ralf Piorr

(Historiker, freier Publizist und Autor, Emmy-Preisträger 2013)


90+4 - Der RevierSport Talk zum SpoBiS 2014
Was?

Podiumsdiskussion mit Alexander Jobst (Marketing-Vorstand FC Schalke 04), Dr. Michael Welling (Geschäftsführender Vorstand Rot-Weiss Essen), Bernd Faust (Medienbeauftragter Westfalia Herne), Ulrich Homann (Grüder & Geschäftsführer RevierSport), Philipp Klotz (Mitglied der Geschäftsleitung SPONSORs).

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion bieten sich bei einem Get-together Möglichkeiten für spannende Gespräche und Kontakte nicht nur mit den Podiumsgästen des Abends.

Wann?

Dienstag, 21.01.2014, 19:00 Uhr

Wo?

Halle 2, Unesco-Welterbe Zollverein

Wer?

Die Veranstaltung ist nicht öffentlich. Zugang nur für geladene Gäste.

90+4 - Der RevierSport Talk zum SpoBiS 2014
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