Peter Stöger will das ausdrücklich nicht als Klage verstanden wissen. Aber er wünscht sich und anderem in dieser unseren rastlosen Zeit manchmal – Zeit. Zeit zum Werden, Zeit zum Gestalten, Zeit zum Entwickeln. Eine Utopie. Das weiß er. Dass es sich aber um einen höchst bedauernswerten Zustand handelt, dem öffentliche Personen sich ausgesetzt sehen, ist aber durchaus eine Diskussion wert.
Warum muss das so sein? Warum muss alles immer schneller gehen? Warum kann ein einmal gefälltes Urteil nicht länger Bestand haben als die nächsten 90 Minuten? Immer kürzer werden die Intervalle. Das allerdings wirft ja auch Fragen auf: Wann ist denn der richtige Zeitpunkt für ein Urteil? Nach einem Monat, sechs oder zwölf?
Das alles ist schwer zu beantworten. Das ständige Aburteilen ist aber ein Mechanismus nicht nur der Fußall-Branche. Fans tun es, Funktionäre tun es, Zeitungen und Fernsehanstalten – so ehrlich müssen wir sein – tun es. Heute Trottel, morgen Held und wieder zurück. Es gibt oft genug kein Normalmaß mehr. Joachim Löw hat sich für seine Meinung zu dem einen oder anderen Spieler (Klose, Podolski, Özil) oft rechtfertigen müssen. Dabei handelte er richtig: Er fällte seine Meinung und blieb dabei – unabhängig von aktuellen Formkurven. Auch so kann man Weltmeister werden. Vielleicht sogar nur so.