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Klinsmann gefeuert
Den USA fehlt einfach Geduld

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Jürgen Klinsmann ist nicht mehr Trainer der Fußball-Nationalmannschaft der USA. Die Amerikaner haben dem ehemaligen deutschen Bundestrainer nicht mehr vertraut. Ein Kommentar.

Nicht erst seit dem unglücklichen WM-Viertelfinale 2002 sind die Amerikaner felsenfest überzeugt: Ihr WM-Sieg sei nur eine Frage der Zeit. Athletik, Liga, Strukturen: Alles haben sie unternommen, damit ihr Land Fußball liebt. Zuerst holten sie für die MLS Fußballrentner aus Europa, dann Jürgen Klinsmann für die Nationalmannschaft. Dummerweise fehlt ihnen das wichtigste: Geduld.

Fünf Jahre war Klinsmann US-Nationaltrainer. Eigentlich eine lange Zeit. Nicht aber in einem Land, dessen größtes Sportereignis im Erobern von Yard-Linien besteht. Die USA brauchten Entwicklungshilfe: Über sein Netzwerk lotste Klinsmann Talente mit Migrationshintergrund ins Team, sogar den Deutschen Jermaine Jones. Kein Stein blieb auf dem anderen.

Fußball ist keine Zahlenspielerei

Wer verändert, muss Rückschläge einkalkulieren. Auch peinliche Momente wie das 1:2 gegen Mexiko oder das 0:4 in Costa Rica. Fußball ist eben keine Zahlenspielerei, wie es Amis beim Baseball und Basketball lieben. Fußball hat mit Instinkt, Jugendarbeit und Passion zu tun. In keiner anderen US-Sportart entscheidet das Publikum das Resultat annähernd mit wie beim Fußball.

Die US-Frauen machen es ja seit Jahren den Männern vor. Frauenfußball ist in den USA eine Bewegung an der Basis, die Tausende von Mädchen und ihre Familien begeistert. In den Ballsportarten gibt es kaum Schöneres im Angebot. Das Ergebnis: Eine Talentsichtung, bei der allenfalls Deutschland, Schweden, Brasilien und Japan mithalten können. Und die Männer?

Klinsmann konnte ihnen die Zahlen nicht liefern, die die Amerikaner für ihre Marketingmaßnahmen brauchen. Die WM-Qualifikation 2018 war in Gefahr — und damit ihr penetranter Traum von einem WM-Sieg. Wahrlich gibt es an Klinsmann fachlich einiges auszusetzen. Übrigens wie bei jedem anderen Trainer, der seine Arbeit exzentrisch auslebt und nicht nach Lehrbuch plant.

Aber Klinsmann jetzt feuern? Man wolle etwas Neues probieren, sagen sie im US-Verband. Was Neues? Wer kann jetzt moderner arbeiten als der ewig moderne Klinsi, der ständig alles und jeden infrage stellt, der in seiner Komfortzone einen bequemen Platz gefunden hat? Klinsmann ist, wenn man ihn verpflichtet, ein Programm. Und in Soccer-Land dauert so ein Programm eben länger.

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Sogar in Deutschland war das so. Als Klinsmann dort 2004 begann, war Deutschland am Boden, aber niemals tiefer, als es die Amerikaner immer schon waren. Er hat unseren Fußball aufgeweckt und in Jogi Löw jemanden gefunden, der seine Ideen verfeinert und vermutlich zielstrebiger umsetzt. Und trotzdem dauerte es sechs Jahre, bis 2010 die ersten Früchte sichtbar wurden.

Welchen Löw haben denn die Amerikaner vorzuweisen? Sie werden jetzt entweder einen aus dem Hut zaubern, der zur alten Garde gehört. Oder einen Söldner, der ihnen verspricht, Amerika „great again“ zu machen. Vorübergehend mag eine Linderung einsetzen, wie sie meistens bei einem Trainerwechsel passiert. Vertan haben die USA trotzdem eine Chance.

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