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Brutale Verletzungen
"Ich war im Grunde wie querschnittsgelähmt"

Serie: Brutale Verletzungen und die Folgen
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Wenn schwere Verletzungen im Profi-, sowie im Amateurfußball den Sport zur Nebensache werden lassen, beginnt für den Betroffenen meist eine lange Leidenszeit.

RevierSport hat sich einigen Beispielen gewidmet und nachgefragt: Wie ging es nach der Verletzung weiter? Teil 6: Das Karriereende im Alter von 25 Jahren, nach dem Riss des Kreuz- und Innenbandes sowie des Innenminiskus. Die Reserve vom TuS Eichlinghofen führte bereits klar in diesem eigentlich unbedeutenden Vorbereitungsspiel und die Auswechslung von Dennis Grunendahl stand kurz bevor. Es sollte einer seiner letzten Aktionen in dieser Partie sein, doch dass es auch die letzte in seiner Karriere werden würde, hätte selbst der damals 23-Jährige nie geglaubt. Grunendahl war auf der rechten Außenbahn marschiert und wollte zur Flanke ansetzen. Dabei legte er sich den Ball unglücklich zu weit vor, blieb mit dem rechten Bein im Rasen hängen und knickte mit vollem Gewicht zur rechten Seite weg.

"Sogar der gegnerische Torwart, der meterweit entfernt stand, hat es knacken gehört", beschreibt Grunendahl seinen persönlichen Moment des Grauens. Notdürftig wurde der Verletzte vom Mannschaftskollegen abgeduscht, ehe es ins nächstgelegene Dortmunder Krankenhaus ging. Doch die ersten Untersuchungen ergaben zunächst kein Ergebnis, sodass sich der Germanistik- und Geschichts-Student noch gedulden musste. Eine Woche später dann die erschütternde Diagnose: Das vordere Kreuzband, das Innenband, sowie der Miniskus waren gerissen.

Schwere Komplikationen verschlimmern die Lage

An eine schnelle sportliche Rückkehr war also nicht zu denken. Im Gegenteil: Grunendahl konnte noch nicht einmal beschwerdefrei gehen, sodass er die erste Operation geradezu herbeisehnte. Diese stand einige Monate später im September 2007 an und brachte alles andere als Verbesserung ein. "Ich hatte wochenlang mit hohem Fieber zu kämpfen, da sich durch falsche Lagerung des Beins unnatürliches Narbengewebe gebildet hatte", erklärt er die Komplikationen, die den Heilungsprozeß erschwerten.

Die Entzündung, die zu dem Fieber und den Schmerzen führte, konnte nicht richtig lokalisiert werden, sodass sich Grunendahl wieder unters Messer legte. Bei der sogenannten Narkosemobilisierung, wurden dem Studenten Narkosespritzen ins Rückenmark gesetzt. "Ich habe eine Woche lang meine Beine nicht mehr gespürt und war im Grunde wie querschnittsgelähmt", erinnert sich der TuS-Kicker an die Folgen dieser außergewöhnlichen Methode.

"Damals ist für mich alles weg gebrochen"

Die Chancen auf ein Comeback wurden von Tag zu Tag immer geringer, denn auch die folgenden Rehabilitations-Maßnahmen ergaben mehr Rück- als Fortschritte. Die Leidenszeit schien kein Ende zu nehmen, denn der Wegfall seiner Leidenschaft, belastete fortwährend auch die Psyche des Eichlinghofers. "Damals ist für mich alles weg gebrochen", beschreibt er den Tiefpunkt dieser langwirigen Verletzungsphase.

Erst eineinhalb Jahre nach dem Vorfall, keimte ein wenig Hoffnung für den inzwischen 25-Jährigen auf, denn eine dritte Operation nahm ihm endlich die schier endlosen Schmerzen. Langsam tastete er sich wieder ans Laufen und die ersten Jogging-Einheiten verliefen erfolgreich, sodass er zumindest wieder minimal sportlich aktiv werden konnte. Fast zwei Jahre später streifte er sich dann doch noch mal das Trikot seines Heimatvereins über, wobei es sich nur um einen kleinen Freizeit-Kick handelte, denn ein richtiges Comeback auf Asche wird es für ihn nicht mehr geben. "Ich habe keine Ambitionen mehr", hat sich Grunendahl nach seiner schwerwiegenden Verletzung entschieden seine Karriere, im zarten Fußballer-Alter von 25 Jahren, zu beenden.

Zukunft beim TuS Eichlinghofen als Trostpflaster

Dennoch gibt es für ihn eine Zukunft beim TuS Eichlinghof, denn der Student wird der Mannschaft ab der kommenden Spielzeit als Co-Trainer zur Verfügung stehen. "Ich konnte schon als jahrelanger Jugendtrainer Erfahrungen auf dem Gebiet sammeln", erklärt er sein Vorwissen auf dieser Position. Ein kleines Pflaster für die tiefen Wunden, die er durch die schwere Verletzung im Sommer 2007 erlitten hat.

Denn obwohl er wieder schmerzfrei den Alltag meistern kann, beeinträchtigt ihn die Verletzung immer noch. "Ich habe ein Streckungsdefizit von 15 Prozent und bin extrem wetterfühlig", sagt er über die Nachwirkungen der langen Verletzungszeit.

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