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Brutale Verletzungen
"Mein Kopf war schief, ich habe nur noch Blut gesehen"

Serie: Brutale Verletzungen und die Folgen
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Wenn schwere Verletzungen im Fußball den Sport blitzartig zur Nebensache werden lassen, beginnt für den Betroffenen meist eine lange Leidenszeit.

RS hat sich einigen Beispielen gewidmet und gefragt: Wie ging es nach der Verletzung weiter? Teil 3: Ein vierfacher Jochbeinbruch, Zertrümmerung des Augenhöhlenbodens sowie eine große Platzwunde.

Der ehemalige WSV-Bochum-Stürmer Christian Aden bekam mehrere Metallplatten eingesetzt und seine Karriere einen Knick. Fast zehn Jahre ist das her und dennoch wird der Stürmer diesen schrecklichsten Moment seiner Fußballkarriere niemals vergessen können.

Es war der erste Sonntag im Wonnemonat Mai und die Saison neigte sich langsam dem Ende zu. Aden kämpfte mit seinem WSV bei der Spvgg Marl um wichtige Punkte im Aufstiegsrennen. Doch für Aden endete dieser und auch die folgenden Tage in einem Kampf gegen unerträgliche Schmerzen.

Die Spielsituation: Der WSV befand sich im Angriff, als der gegnerische Torhüter den Ball aus dem Strafraum vor die Füße von Aden faustete, der daraufhin zum Kopfball ging. Scheinbar ohne Rücksicht auf Verluste sprang ihm sein Gegenspieler frontal entgegen und traf ihm mit dem Ellbogen voll im Gesicht. "Es war als ob mich ein LKW gerammt hat. Ich hatte das Gefühl, dass mein Kopf völlig verschoben war. Als ich die Augen öffnete, hab ich nur noch Blut gesehen", beschreibt er den Moment des Schreckens.

Die Fahrt in das nächste Krankenhaus brachte zunächst tatsächlich keine Ergebnisse, dafür fiel die Diagnose im beheimateten Hospital des damals 26-jährigen Angreifers umso erschreckender aus: Vierfacher Jochbeinbruch, Zertrümmerung des Augenhölenbodens sowie eine große Platzwunde.

Christian Aden (links) im Zweikampf.

Der Spieler musste zweimal operiert werden, wobei ihm zwei Metallplatten ins Gesicht gesetzt wurden, die ein halbes Jahr später wieder entfernt werden mussten, weil sich die Wundstellen entzündeten.

Doch damit nicht genug, die Verletzung hatte auch sportliche Konsequenzen: Aden hatte sich bereits vor besagtem Spiel auf einen Wechsel mit Westfalia Herne (damals Oberliga) geeinigt. "Das war dann doppelt schwierig", beschreibt er die Zeit bei der Westfalia. Zunächst verpasste er wegen der Gesichtsverletzung die gesamte Vorbereitung und musste sich anschließend an einen leistungsstarken Oberliga-Kader rankämpfen. Ein Kampf, den Aden letztlich verlor, denn nach nur einem halben Jahr gab er in Herne auf, ständig geplagt von Nachwirkungen seiner Verletzung, wie beispielsweise andauernde Nasennebenhöhlen-Vereiterungen.

Auf eine Entschuldigung des Marler Akteurs wartete er in diesen Monaten vergeblich. In einer Stellungnahme gegenüber der Presse sprach der Marler Übeltäter, sowie dessen damaliger Trainer, von einem "normalen Zweikampf" und bestritt, Aden absichtlich derart hart angegangenen zu sein. "Hätte er mich bloß angerufen, aber so etwas kann doch wirklich unter Sportlern nicht sein", beklagt sich der Gefoulte heute.

Damals zog er samt Augenzeugen vor das Sportgericht, doch diese Anklage wurde abgewiesen. "Ich wollte damit nur bezwecken, dass der Spieler solche Aktionen in Zukunft vermeidet", erklärt er seinen Schritt. "Fußball ist doch bekanntlich ein Kampfsport", habe der Richter damals lediglich bemerkt.

Doch Aden gab nicht auf und kehrte zurück auf die Fußballbühne, wo er in den folgenden Jahren noch bei weiteren sechs Vereinen spielte und das zum Teil mit großem Erfolg, seinen bis heute letzten Arbeitgeber Concordia Wiemelhausen etwa, schoss er im vergangenen Jahr zum Bezirksliga-Aufstieg. Doch nach nur wenigen Partien in der neuen Klasse musste Aden erneut passen, denn sein Knie und sein Sprunggelenk machten ihm endgültig einen Strich durch die Rechnung.

Seitdem hat er nicht mehr gegen das runde Leder getreten und wird es auch nach eigener Aussage nicht mehr tun. Der 37-jährige Familienvater wird die Fußballschuhe zukünftig nur noch als Trainer schnüren. "Ich habe Angebote vorliegen, aber da will ich sehr vorsichtig schauen, was zu mir passt", erklärt er seine Planungen.

Zwar hat die schwere Gesichtsverletzung ihn bei seinen letzten Stationen nicht mehr großartig beeinträchtigt und dennoch bleibt der bittere Beigeschmack, dass er auf dem Höhepunkt seiner Kartiere, aufgrund von erheblichen Nachwirkungen der vielen Brüche, scheiterte. Zurückgeblieben sind die Erinnerungen an dieses schreckliche Foulspiel, das Unverständnis über die Uneinsichtigkeit des Marler Übeltäters und vor allem einige Narben im Gesicht des ehemaligen Kickers. "Aber meine Frau sagt immer, dass mich das noch interessanter macht", sagt Aden heute mit einem Lächeln.

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