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Uwe Erkenbrecher
Nach RWE folgte ein 12-monatiger All-In-Urlaub

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Uwe Erkenbrecher: Nach RWE folgte ein 12-monatiger All-In-Urlaub
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Er ist seit über 40 Jahren als Spieler und Trainer im Profigeschäft. Von Liga eins bis zur Oberliga erlebte Uwe Erkenbrecher schon alles mit.

Am Freitag feierte „Erke“ seinen 60. Geburtstag.

RevierSport nutzte das Jubiläum, um mit Erkenbrecher ausführlich über seine Trainerkarriere zu sprechen. Erkenbrecher war immerhin der letzte RWE-Trainer, bevor der Kultklub aus Essen im Juni 2010 die Insolvenz anmeldete. Vor seiner aktuellen Station beim VfR Neumünster war der Trainerfuchs ein Jahr lang in Indonesien und danach in Estland – zwei Länder, in die sich Erkenbrecher verliebte.

Uwe Erkenbrecher, Sie sind wieder in Ihrer Heimat in Nord-Deutschland. Und wie läuft es beim VfR Neumünster? Die Regionalliga Nord ist eine Zweiklassen-Gesellschaft. Da gibt es die starken Zweitvertretungen von Hamburg, Bremen, Hannover, Braunschweig, St. Pauli sowie die Traditionsvereine Meppen und Oldenburg. Dahinter kommen dann die Klubs, die Feierabend-Fußballer beschäftigen, wie eben auch Neumünster. Für uns gilt es, die Liga zu halten und die Strukturen des Vereins stetig zu verbessern. Da ich nicht nur Trainer, sondern auch Sportlicher Leiter in Einem bin, habe ich einen Fulltime-Job. Der macht mir aber riesigen Spaß. In Essen dürfte Michél Harrer vielleicht noch ein Begriff sein. Er spielt aktuell auch bei mir in Neumünster.

Essen ist ein gutes Stichwort. Welche Erinnerungen haben Sie an Rot-Weiss? Obwohl ich nur ein Jahr an der Hafenstraße und alles sehr turbulent war, bereue ich keine Sekunde. Es war mir eine Ehre, für Rot-Weiss Essen zu arbeiten. Ich stehe einfach auf solche Malocher-Klubs wie St. Pauli, für das ich sowieso ein großes Faible habe, oder RWE. Ich bin ja als Co-Trainer von Thomas Strunz angetreten. Thomas hatte einen großen Plan mit RWE, wurde aber nach großer Kritik schon nach sieben Spieltagen entlassen. Dann war ich mit Ralf Aussem im Trainergespann für die Mannschaft verantwortlich. Obwohl die Bedingungen nicht einfach waren, da sich nach Thomas‘ Entlassung auch einige Sponsoren zurückzogen, haben wir am Ende einen guten fünften Platz erreicht.

Und Sie haben mit einer Weiterbeschäftigung bei RWE geliebäugelt... Ja, definitiv. Die Gespräche gingen eigentlich in die Richtung, dass ich einen neuen Vertrag erhalten sollte. Plötzlich ging aber alles schnell. Der Vorstand hatte neue Ideen und stellte Peter Hyballa als neuen Cheftrainer für die kommende Saison vor. Dass Hyballa letztendlich nie Essen trainieren durfte, ist ja bekannt. Der Verein meldete Insolvenz an.

Uwe Erkenbrecher, ist am 14. November 1954 in Delmenhorst geboren. Aktuell ist er Trainer des Nord-Regionalligisten VfR Neumünster. Stationen als Spieler: 1962-75 Werder Bremen 1975-77 Wattenscheid 09 1977-78 Göttingen 05 1978-79 KSV Baunatal 1979-80 Atlas Delmenhorst 1980-83 1. FC Paderborn 1983-84 FC Stukenbrock (Spielertrainer) Stationen als Trainer: 1983-84 FC Stukenbrock (Spielertrainer) 1984-86 Teutonia Lippstadt 1986-88 Borussia Lippstadt 1988-91 1. FC Köln U19 1991-93 VfL Wolfsburg 1993 Carl Zeiss Jena 1993-95 VfL Hamburg 93 1996-98 VfL Wolfsburg II 1998-00 VfB Lübeck 00-01 Greuther Fürth 01-03 SC Paderborn 03-04 Esteghlal Teheran (Co-Trainer) 03-04 SSV Reutlingen 04-05 VfL Wolfsburg 2007 VfB Lübeck 2008 VfB Fallersleben 08-09 Türkiyemspor Berlin 09-10 Rot-Weiss Essen 2011 Cenderawasih FC Papua (Indonesien) 2013 JK Tammeka Tartu (Estland) Seit März 2014VfR Neumünster

Haben Sie damals vorher schon mitbekommen, dass es finanzielle Probleme gibt? Nein. Wir waren auch überrascht. Denn vom Verein hieß es immer, dass alles unter Kontrolle sei und Geld fließen wird. Schade, dass es so weit kommen musste.

Haben Sie heute noch Kontakt zu RWE? Nein. Ich war mit meiner Frau noch beim Abschied des Georg-Melches-Stadions eingeladen. Das war eine top organisierte Geschichte des Vereins. Da waren so viele ehemalige Spieler und Trainer mit ihren Partnerinnen eingeladen und es wurde sich um Jeden gekümmert. Das war großartig. Im neuen Stadion war ich leider noch nicht zu Besuch. Vielleicht ergibt sich noch irgendwann eine Möglichkeit, das nachzuholen.

Nach RWE folgten die exotischen Stationen: Cenderawasih FC Papua und JK Tammeka Tartu. Was hat Sie nach Indonesien bzw. Estland verschlagen? Wenn du so lange im Geschäft bist, dann hast du auch das ein oder andere Netzwerk. Nach Essen kam aus Deutschland nichts mehr und ich war schon immer für alles offen. So ging es für mich nach Indonesien.

Wie sah das Leben dort aus? Ich war ein Jahr lang in Indonesien und habe in einem Vier-Sterne-Hotel gelebt. Das war einfach sensationell. Der Verein hat alles bezahlt und ich konnte das All-Inclusive-Angebot wahrnehmen. Da gab es jeden Tag frischen Fisch, Gemüse. In Indonesien habe ich drei Kilo abgenommen und mich so gesund ernährt wie nie zuvor. Kulinarisch gesehen war das ein Traum. Fußballerisch hat das riesige Land mit seinen 200-Millionen-Einwohnern einiges nachzuholen. Es war aber eine sensationelle Erfahrung. Wir haben unter anderem ein Trainingslager auf Bali bezogen. Da gibt es sicherlich schlechtere Orte für ein Camp. Finanziell war Indonesien auch sehr attraktiv. Nach einem Jahr ging die Liga aber pleite und die deutschen Trainer wie ich oder Michael Feichtenbeiner gingen zurück nach Deutschland.

Und dann ging es weiter nach Estland... Genau. Ich kannte ein Ehepaar aus München, dass Tammeka Tartu finanzierte und so kam ich an den Job. Estland ist ein wunderbares, modernes Land. Ich könnte mir diese Nation im Baltikum als Zweitwohn-Sitz sehr gut vorstellen. Hier kann man wirklich sehr gut alt werden. Wenn ich zu Spielbeobachtungen gefahren bin, da kam es schonmal vor, dass ich auf der Landstraße eine Stunde lang kein anderes Auto als mein eigenes sah. Die Ruhe dort ist unbeschreiblich. Zudem ist Estland das einzige Land auf der Welt, welches ein freies W-Lan anbietet. Du bist da immer und überall kostenfrei im Internet. Fußballerisch gesehen waren viele Studenten in meiner Mannschaft, die für kleines Geld einen guten Sport anboten. Zwei der Jungs spielen heute in Neumünster bei mir.

Sie werden jetzt 60 Jahre alt. Welche Träume haben Sie noch als Fußball-Trainer? Ich will noch einmal im absoluten Profibereich arbeiten. Das bedeutet für mich, mindestens in der 3. Liga. Ob das als Co-Trainer, im Gespann oder im Management ist, spielt eigentlich keine Rolle. Wer weiß, vielleicht ergibt sich da noch Etwas. Aktuell will ich den VfR Neumünster in jedem Bereich etwas weiter nach vorne bringen und professioneller aufstellen. Wenn ich es dann noch schaffe, ein bis zwei Mal in der Woche noch jeweils eine knappe Stunde zu joggen, dann bin ich glücklich.

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