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Rot-Weiß Oberhausen
Unterschied zu RWE? "Ich bekomme keine Kohle"

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RWO: Hajo Sommers und Thorsten Binder im Interview
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Am Samstag steigt das mit Spannung erwartete Derby zwischen RWE und RWO. RevierSport traf sich vorab zu einem ausführlichen Gespräch mit dem Oberhausener Vorstand.

Die gute Laune ist zurück im Lager von Rot-Weiß Oberhausen. Erstmals seit dem unrühmlichen Doppelabstieg aus der 2. Bundesliga können sich Fans und Verantwortliche über eine positive sportliche Entwicklung freuen. Vor dem prestigeträchtigen Derby am kommenden Samstag an der Essener Hafenstraße scheint am Stadion Niederrhein die Sonne.


Zuletzt konnte nur ein einsturzbedrohter Flutlichtmast den Erfolgslauf in der Regionalliga West stoppen. Hätte das Duell mit der Kölner U21 stattgefunden, wären die Kleeblätter im Siegfall als Tabellendritter nach Essen gereist. Auch wirtschaftlich scheint es rund um die Lindnerstraße wieder bergauf zu gehen. Noch vor zehn Monaten musste die Vereinsführung öffentlich darauf hinweisen, dass 200.000 Euro in der Kasse des Traditionsvereins fehlen. Finanziell ist RWO noch lange nicht auf Rosen gebettet, doch die jüngste Entwicklung liefert Grund zu verhaltenem Optimismus. Vor dem Derby sprachen Präsident Hajo Sommers und Vorstandsmitglied Thorsten Binder unter anderem über den steinigen Weg der letzten Jahre, die sportliche Perspektive und die erste Begegnung mit RWE-Präsident Dr. Michael Welling.

In Oberhausen scheint es wieder aufwärts zu gehen. Nur der Flutlichtmast bereitet momentan einige Probleme. Wissen Sie mittlerweile, wann die Reparaturarbeiten beginnen können? Sommers: Das können wir leider noch immer nicht sagen. Die Abtragung des Mastes muss von einer Spezialfirma vollzogen werden. Vorher muss noch eine weitere Besichtigung erfolgen. Die Reparatur wird ungefähr zehn Tage in Anspruch nehmen. Demnach könnte auch unser nächstes Heimspiel gegen die Sportfreunde Lotte ausfallen. Wir können aber nicht riskieren, dass 37 Meter Stahl plötzlich umkippen. Die Geschichte kam für uns wie aus dem Nichts. Zumindest müssen wir als Amateurverein, der wir momentan eben sind, nicht für die Kosten aufkommen. Das kommt jetzt auf die Stadt zu.

Oberhausen wie Detroit?

Die Stadt Oberhausen ist fast traditionell klamm. Unter diesen Voraussetzungen dürfte der Traum von einem neuen Stadion so schnell nicht in Erfüllung gehen, oder? Sommers: Die Stadt ist nicht klamm, sie ist klammer. Wir können froh sein, wenn wir einen neuen Mast bekommen. Oberhausen ist nach Kaiserslautern die zweitärmste Stadt Deutschlands. Zuletzt haben wir es deshalb sogar in New York in die Gazetten geschafft. Eine amerikanische Reporterin hat Oberhausen mit Detroit verglichen. Das sagt wohl alles über den Stadion-Traum aus.

Ist es angsichts dessen utopisch, dass RWO über kurz oder lang in den Profifußball zurückkehrt? Binder: Wir haben gelernt, mit den Gegebenheiten umzugehen. Das ist uns zuletzt gut gelungen. Ein gutes Beispiel dafür ist unser neues Nachwuchsleis-tungszentrum. Unser Finanzvorstand hat es mit eigenen Mitteln hingestellt. Ca. sechs bis acht Jahre muss es der Verein abbezahlen, dann gehört es uns. Infrastrukturell sind wir dadurch besser aufgestellt als zu Zweitliga-Zeiten. Wir haben nun alle Mannschaften auf einem Fleck. Das können nicht alle Vereine von sich behaupten.

Vor knapp einem Jahr haben Sie auf die finanzielle Schieflage des Vereins hingewiesen. Können Sie mittlerweile in Ruhe schlafen? Sommers: Nur bedingt. In der Regionalliga West sind bis auf wenige Ausnahmen doch mittlerweile alle Vereine klamm. Das Geld ist nach wie vor knapp bei uns, aber wir hangeln uns ohne größere Probleme lang. Für die laufende Saison wird es wohl reichen. Es war für alle Beteiligten nicht einfach, zwei Abstiege aufzufangen. Das machte sich vor allem bei den Finanzen bemerkbar. Wenn man einmal in diesen Strudel hineingerät, kommt man nur schwer wieder heraus. Dank unserer Sponsoren und drastischen Einsparungen ist uns dieses Vorhaben aber gelungen. Sowohl sportlich als auch finanziell haben wir den Fahrstuhl gestoppt und schauen endlich wieder der Sonne entgegen.

Wie ist es Ihnen gelungen, trotz der sportlichen Talfahrt die Sponsoren bei Laune zu halten? Binder: Wir haben zum Glück einige positiv verrückte Helfer, die uns die Stange gehalten haben. Davor müssen wir den Hut ziehen. Die Leute haben gemerkt, dass sich bei uns etwas tut. Unsere junge Mannschaft macht unseren Sponsoren Spaß. Die Spieler kommen wieder aus der direkten Umgebung, sodass der lokale Bezug vorhanden ist. Darüber hinaus war vor allem unsere Trikotaktion ein großer Erfolg. Diese Idee hat auch außerhalb des Ruhrgebiets für Aufsehen gesorgt. Zuletzt haben sich die Verantwortlichen von Lok Leipzig darüber informiert. Die Aktion ist nun für uns aber ein alter Hut. Zur neuen Saison werden wir uns etwas Neues einfallen lassen.

Ist der Aufstieg in die 3. Liga für Rot-Weiß Oberhausen mittelfristig ein Thema? Binder: Wir wissen, dass wir Rot-Weiß Oberhausen sind. Gegenüber der Tradition dieses Vereins haben wir alle eine große Verpflichtung. Wir haben es geschafft, uns im oberen Drittel der Regionalliga zu etablieren. Der nächste Schritt wäre zwangsläufig der Aufstieg in die 3. Liga. Momentan sind wir auf Kurs und wir werden alles dafür tun, dass es wieder nach oben geht. Sommers: RWO ist nicht Hollywood, sondern nur noch ein Daumenkino. Dennoch ist es spannend und macht großen Spaß. Es ist nach wie vor nicht so, dass wir beim Training der ersten Mannschaft eine Kiste Bier in die Mitte stellen. Wir versuchen natürlich, das Beste herauszuholen. Allerdings wissen wir aus eigener Erfahrung, dass die 3. Liga ein dunkles Loch ist. In der 2. Liga haben wir von Fernsehgeldern in Höhe von vier Millionen Euro gelebt. Eine Liga tiefer waren es nur noch 750.000 Euro, wobei der Aufwand ähnlich hoch ist. Dort können wir nicht mehr mit 450-Euro-Kräften auflaufen. Alles was bei uns jung und frisch ist, verdient nämlich nicht mehr. Wir arbeiten fieberhaft daran, dass wir nicht mehr schwitzen müssen, wenn wir auf das Konto schauen. Derzeit sieht es wieder deutlich besser aus. Es soll schließlich bald wieder für den Profifußball reichen.

In der ersten Mannschaft laufen zahlreiche Verträge aus, unter anderem auch der des Trainers. Welches Gesicht wird das Team in der nächsten Saison haben? Sommers: Fakt ist, dass wir nur sehr wenig bestehende Verträge haben. Allerdings fangen wir mit den Planungen erst unten an. Momentan ist zunächst die Jugend an der Reihe, dann die U23 und schließlich die Erste. Der Mensch funktioniert am besten unter Zwang. Da das Geld nach den Abstiegen nicht da war, haben wir auf die Jugend gesetzt. Dieses Konzept trägt langsam aber sicher Früchte. Das beweisen Spieler wie Gideon Jung. Falls es nicht möglich sein sollte, einen Mann wie Patrick Bauder zu halten, schauen wir uns eben wieder unten um. Wir können mit den ganz Großen nicht im gleichen Pott herumschwimmen. Das wird sich erstmal nicht ändern, auch wenn wir hoch wollen. Im Fall Peter Kunkel wird es wohl spätestens Ende März eine Entscheidung geben. Entweder er bleibt für mehrere Jahre, nur eine Saison, oder es kommt ein neuer Trainer. Das wissen wir noch nicht. Grundsätzlich sind wir ihm aber zu großer Dankbarkeit verpflichtet. Er hat den Fahrstuhl mit uns zusammen angehalten und wir sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden.

Am Samstag steigt das große Derby gegen RWE. Wie bewerten Sie die Entwicklung an der Hafenstraße? Binder: Sportlich läuft es für die Essener in diesem Jahr natürlich nicht nach Plan. Allerdings hat sich RWE in den letzten Jahren sehr professionell aufgestellt. Das neue Stadion genügt modernsten Ansprüchen und die Resonanz der Zuschauer ist ungebrochen. Sommers: Sowohl RWO als auch RWE gehören nicht in die vierte Liga. Einige Unterschiede gibt es aber dennoch. Ich bekomme keine Kohle. Bei uns ist der Vorstand ehrenamtlich tätig. Ich kann mich in diesem Zusammenhang noch gut an meine erste Begegnung mit Michael Welling erinnern. Als ich ihm von meiner ehrenamtlichen Tätigkeit berichtete, fragte er: ‚Wie, du wirst nicht bezahlt?‘ Meine Antwort lautete: ‚Wie, du wirst dafür bezahlt?‘

Sie verrichten Ihre Vereinsarbeit abseits Ihrer beruflichen Tätigkeit. Wie kommen Sie mit diesem Aufwand seit Jahren zurecht? Binder: Wenn wir nicht selbständig wären und uns nicht auf unsere Mitarbeiter verlassen könnten, wäre das überhaupt nicht möglich. Wir sind sind für RWO rund 40 Stunden pro Woche unterwegs. Das ist alles on top. Aber die Arbeit macht uns nach wie vor Spaß. Wir machen es aus Überzeugung, sonst ginge es schon längst nicht mehr. Sommers: Manchmal ist das vor allem im privaten Bereich grenzwertig. Meine Verlobte sagte letztens zu mir: ‚Wenn du bei all dem Stress irgendwann mit einem Schlaganfall im Rollstuhl landest, schiebe ich dich in dein scheiß Stadion und lass dich da stehen. Dann können dich die anderen pflegen.‘

Zum Abschluss hätten wir natürlich noch gerne einen Derby-Tipp. Gibt es einen Sieg an der Hafenstraße? Sommers: Ich bin am Samstag mit im Stadion. Zuletzt durfte ich nicht mit, weil wir mit mir meistens verloren haben.

Aber am Samstag gibt es wieder einen Sieg, oder? Sommers: Natürlich gibt es einen Sieg, ist doch klar.

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