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Vik. Köln - SF Lotte 0:0
Ein undefinierbares Unentschieden

Köln: (Un-)zufrieden? Wollitz kann sich nicht entscheiden

Claus-Dieter Wollitz‘ Gemütszustand nach dem 0:0, dem Auftaktspiel seiner Kölner Viktoria gegen die Sportfreunde Lotte, pendelte im Undefinierbaren.

Irgendwo zwischen „nicht unzufrieden, aber auch nicht zufrieden“, wie er nach dem Spiel zusammenfasste. Einerseits holte seine neu zusammengestellte Mannschaft (es standen neun Neuzugänge auf dem Platz) einen Punkt gegen den amtierenden Meister und Mitfavoriten aus Ostwestfalen und verzeichnete am Ende ein klares Chancenplus. „Es war wichtig, zu null zu spielen. Wir haben aus dem Spiel heraus nicht viele Chancen zugelassen“, lobte der Trainer sein Team.

Gefunden auf …

Andererseits nutzten die Höhenberger eben diese Möglichkeiten nicht, es war also deutlich mehr drin, fand auch Wollitz: „Nimmt man alle Möglichkeiten zusammen, lagen wir klar vorne. Ein Tor hätte uns Sicherheit gegeben.“ Dazu offenbarte das Spiel der Viktoria taktisch und spielerisch noch Luft nach oben. „Von der Ordnung her kann man mehr erwarten, aber nicht im ersten Spiel. Die Abstände waren oft nicht eng genug.“ Linksverteidiger Andreas Schäfer merkt an: „Die Mannschaft ist ja ganz neu formiert. Klar hätten wir gerne gewonnen, aber es war nicht einfach gegen Lotte, die haben ja schon einen Sieg geholt. Wir haben defensiv gut gearbeitet.“ Dem schließt sich Rechtsaußen Silvio Pagano an: „Es läuft noch nicht alles rund, aber das ist klar beim ersten Spiel.“

Nach holprigem Beginn drei Großchancen in Folge für die Viktoria

Lottes Trainer Ramazan Yildirim äußerte ähnliche Gefühle wie sein Kollege Wollitz: „Morgen wird die Freude an dem Punkt größer sein als jetzt nach dem Schlusspfiff. Das Unentschieden geht aber in Ordnung. Beide Teams haben ein gutes Spiel gemacht.“ Im Gegensatz zu Wollitz hatte er jedoch leichte Vorteil bei seiner Mannschaft gesehen: „In der ersten Hälfte war es ausgeglichen, im zweiten Durchgang hätten wir den Sieg vielleicht ein bisschen mehr verdient gehabt.“ Letztendlich überwog jedoch die Zufriedenheit bei Yildirim: „Wir wollen auf unsere Art Fußball spielen und heute haben wir den nächsten Schritt dahin gemacht.“

FC Viktoria Köln: Koczor - Hickl, Reiche, Löhden, Schäfer - Costa - Pagano, Nottbeck, Wunderlich, Streit - Steegmann. Sportfreunde Lotte: Fernandez - Gorschlüter, Herröder, Nauber, Hansmann - Grieneisen, Groß, Shapourzadeh, Freiberger - Chahed, Kotuljac. Gelbe Karten: - Herröder Schiedsrichter: Sven Waschitzki Zuschauer: 1.212

Der Meister aus Lotte trat zu Beginn selbstbewusst auf, man merkte den Sportfreunden an, dass sie schon ein Spiel und einen Sieg mehr auf dem Konto hatten, denn sie waren wacher und präsenter. Die Viktoria war zunächst noch etwas nervös, doch mit zunehmender Dauer wurden die Hausherren präsenter und das Pendel der Dominanz schwenkte ab der zehnten Minute in Richtung der Rechtsrheinischen. Der Ex-Osnabrücker Claus Costa hatte dann die erste ganz dicke Möglichkeit auf dem Kopf: Linksaußen Albert Streit hatte Silvio Pagano auf der rechten Seite mustergültig freigespielt, der Ex-Fortuna-Spieler flankte direkt in die Mitte, wo Costa Lottes Torwart Benedikt Fernandez anköpfte (15.). Drei Minuten später segelte Pagano nach einem Streit-Freistoß zwei Meter vor dem Kasten am Ball vorbei. Die nächste exzellente Möglichkeit hatte Stoßstürmer Marcus Steegmann, der nach Vorlage von Costa den Ball knapp neben das Tor schob (25.). „Mit einem 2:0 zur Pause wäre Lotte gut bedient gewesen. Wir müssen uns in der ersten Hälfte belohnen“, ärgert sich Viktorias Linksverteidiger Andreas Schäfer.

Jannik Löhden war der Turm in der Schlacht

Dann kam die erste vom Schiedsrichter verordnete Trinkpause und markierte einen Bruch im Spiel. Teils haarsträubende Fehler im Vorwärtsgang (Wunderlich, Reiche) wurden, zum Glück für die Höhenberger, vom Titelverteidiger nicht genutzt. Lotte versuchte oft, die hoch stehende, aber ohne Druck auf den Ball agierende Defensive der Viktoria durch hohe Bälle zu überrumpeln. Dies gelang ein, zwei Mal - insbesondere über die linke Abwehrseite der Höhenberger. Andreas Schäfer sah dabei zeitweise nicht sicher aus und offenbarte Schnelligkeitsdefizite, besonders gegen den flinken Kevin Freiberger. Meistens jedoch endeten die Flugbälle beim Turm in der Schlacht, Innenverteidiger Jannik Löhden, der über die gesamte Spielzeit die absolute Lufthoheit hatte.

Erst in der 41. Minute durften die 1.212 Zuschauer im Sportpark Höhenberg wieder aufspringen und sich daraufhin enttäuscht ächzend in die Sitze fallen lassen. Nach einem unerklärlichen Aussetzer von Lottes Rechtsverteidiger Hansmann, der einen Diagonalball komplett falsch einschätzte, war Silvio Pagano unverhofft frei durch. Er ließ sich jedoch einen Tick zu weit nach außen drängen und drosch den Ball kurz vor Torwart Fernandez in Richtung VIP-Zelt anstatt ins Tornetz. „Wir müssen in der ersten Hälfte die Tore machen, dann gewinnen wir das Spiel“, gestand Pagano später ein.

American Football in Höhenberg, Nottbeck schießt ein Abseitstor

Im zweiten Durchgang kam bei den Sportfreunden Fabian Montabell (ehemals Fortuna Köln) für den enttäuschenden Aleksandar Kotuljac aufs Feld und sorgte gleich für Wirbel. Zunächst eroberte er im Strafraum der Viktoria den Ball und bediente Teamkollege Freiberger, der zunächst Torwart Raphael Koczor austanzte, es dann jedoch fertig brachte, den Ball nicht im torwartlosen Tor unterzubringen (59.).

Noch spektakulärer, mit einem Hauch von American Football versehen, war jedoch die nächste Szene mit Montabell (64.). Der Ex-Südstädter berührte nach sehenswerter Fluggrätsche einen von halbrechts hereingeschnibbelten Freistoß mit der Fußspitze, woraufhin der Ball an die Latte krachte und hoch ins Feld zurücktitschte, genau auf den einschussbereit wartenden Montabell. Doch dann kam die große Rettungstat des Jannik Löhden, der todesmutig herbeirauschte, die Kugel wegköpfte, Fabian Montabell zur Seite rammte und schließlich selbst an den Pfosten knallte – alles regelkonform wohlgemerkt. Montabell und Löhden mussten daraufhin kurz behandelt werden, es ging aber schnell für beide weiter.

Unterbrochen wurde diese Drangphase der Sportfreunde durch ein Tor von Lukas Nottbeck, der nach einem Freistoß einköpfte. Jubel im Rund, die Tormusik ertönte, jedoch hatte der Linienrichter die Fahne gehoben – es war wohl Abseits (66.). Anfang der zweiten Hälfte war Lotte besser

„Pele“ Wollitz war mit dem Hänger im Spiel seiner Mannschaft, der in dieser Phase zu beobachten war, nicht zufrieden: „Da hatten wir keine Ordnung und hätten das Gegentor kassieren können.“ Auch Andreas Schäfer betont: „In der einen oder anderen Szene hatten wir in der Phase Glück. Bis zur Trinkpause in der zweiten Hälfte war Lotte besser.“

Danach kämpfte sich die Viktoria zurück, doch die ganz großen Möglichkeiten blieben gegen Ende der Partie aus, selbst wenn einige Situationen sehr aussichtsreich waren. Der letzte Pass kam in diesen Fällen nicht an. Schlussendlich könnten sich beide Teams mit dem Unentschieden anfreunden. Lotte, weil sie einen Punkt auswärts bei einem Topfavoriten geholt haben und die Viktoria, weil sie mit einer nicht eingespielten Mannschaft im ersten Spiel gegen einen Mitfavoriten eine Auftaktniederlage relativ souverän abgewendet haben. Doch das ist nur eine von vielen Betrachtungsmöglichkeiten.

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