RL: Fan-Protest

Immer wieder sonntags?

Bergisch Gladbach und Trainer Didi Schacht mussten sich von Seiten des Verbands noch vor den Relegationsspielen den ein oder anderen Seitenhieb gefallen lassen. In Sachen Samstagsspiele liegen aber beide auf einer Linie. Wo andere Vereine organisatorische Probleme wittern und alle Hebel in Bewegung setzten, um zumindest die Heimspiele am Sonntag austragen zu dürfen, erhoffen sich die Gladbacher sogar noch einen positiven Effekt auf die Zuschauerzahlen.

Pressesprecher Oliver Bieber klärt auf: „Gerade aus den umliegenden Dörfern gibt es viele, die am Sonntag selbst im Einsatz sind und die hoffen wir nun verstärkt zu uns ziehen zu können. Wenn die am Samstag auf dem Markt waren und ihre Einkäufe getätigt haben, hoffen wir darauf, dass sie danach zu uns kommen.“

Und was ist mit der Bundesliga? Auch diesbezüglich ist Bieber überraschend zuversichtlich: „Wir haben Leverkusen und Köln vor der Tür. Wenn der FC samstags spielt, könnte das vielleicht kollidieren. Aber vielleicht haben ja auch einige die Schnauze vom FC voll und schauen sich lieber unsere Heimspiele an.“

Der FC Kray schrieb eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Vor zwei Jahren stemmten sich die Essener noch gegen den Abstieg in die Bezirksliga, um sich jetzt mit dem Lokalrivalen Rot-Weiss Essen in einer Liga zu messen. Klar, dass sich dies auch im Zuschauerzuspruch niederschlägt. Beim Schreck der Niederrheinliga ist die Situation jedoch besonders gelagert. Nicht nur die Mannschaft mischte die Liga auf, der Aufsteiger erfreut sich einer veritablen Fanszene, die den Vergleich mit vielen Gegnern der Regionalliga nicht scheuen muss.

Günther Oberholz, Präsident des FC Kray, ist sich allerdings sicher, dass die ungewohnte Anstoßzeit dem Zuspruch keinen Abbruch tun wird. Im Gegenteil: „Ein Großteil unserer Zuschauer rekrutiert sich aus Leuten, die selbst im Essener Amateurfußball aktiv und daher sonntags im Einsatz sind. Deshalb kommt uns das sogar entgegen“, glaubt Oberholz. Gleichwohl sei es aber von Bedeutung, den Vereinen bei der Terminplanung ein weitgehendes Mitspracherecht einzugestehen. Spätestens mit Blick auf die Hafenstraße könnte das schließlich auch für den FCK relevant werden. Oberholz: „Wir brauchen eine gewisse Flexibilität, damit wir beispielsweise verhindern können, dass wir gleichzeitig mit Rot-Weiss Essen ein Heimspiel austragen.“

Nur die Älteren, besser die viel Älteren erinnern sich noch: Genau ein halbes Jahrhundert ist es her, dass die SSVg. Velbert letztmals in die Regionalliga aufgestiegen ist. Zwar gewannen die Niederbergischen 2004 die Meisterschaft in der Oberliga Nordrhein, mit diesem Kunststück hatte aber niemand gerechnet und keine Regionalliga-Lizenz beantragt. So weit kommt es diesmal natürlich nicht, wenngleich die Umgewöhnung auf die neue Spielklasse auch für die Velberter nicht ohne Komplikationen vonstatten geht.

Es fängt bereits bei den einfachsten organisatorischen Dingen an. Da die Christopeit Sport Arena in unmittelbarer Nachbarschaft eines Gewerbegebiets liegt, hat sich der Klub die Parkflächen der angrenzenden Bau- und Supermärkte zu Nutze gemacht. Samstags wäre dies nicht möglich. Es droht ein Parkplatzproblem. „Zudem haben wir auch den ein oder anderen Spieler, der im Einzelhandel tätig ist. Sicher kann der sich ein oder zwei mal frei nehmen, aber auf Dauer ist das ein Problem“, berichtet Oliver Kuhn, 1. Vorsitzender der SSVg.

Genügend Gründe also, bei der bewährten Anstoßzeit am Sonntag zu bleiben. Für die Heimspiele ist der Aufsteiger daher bestrebt, sich um eine Verlegung zu bemühen. Zumindest auswärts aber müssen sich die Velberter umgewöhnen.

Auf Seite 3 erklärt Staffelleiter Rolf Thiel, wie sich Spiele verlegen lassen und wir stellen die Frage, ob die Liga vor einer Zerreißprobe steht.