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Landesliga 3 Westfalen: TSK Herne in sportlicher Krise
"Hier gibt keiner auf"

Landesliga 3: Sportliche Krise beim TSK Herne

Der Auftakt in die neue Landesliga-Saison war für Zole Jankovic, Trainer des TSK Herne, vielversprechend. Beim Aufsteiger Westfalia Wickede siegte die Jankovic-Elf am ersten Spieltag 3:1. Doch dann das: Eine schwarze Serie von neun Niederlagen in Folge lässt TSK nach zehn Spieltagen und dem Rückzug von Rot-Weiß Wacker Bismarck auf dem letzten Tabellenplatz stehen. Zuletzt folgte der 0:6-Schlappe beim Erler SV 08 eine knappe Niederlage gegen Mengede 08/20.

Die Gründe für die Negativ-Serie des Fusions-Klubs, der vor knapp zwei Jahren aus den beiden Vereinen Türkspor und Karadeniz entstand, sind vielschichtig. Der personelle Aderlass vor der Saison war enorm. Fast die ganze Mannschaft musste ausgetauscht werden. Hinzu kommt noch, dass viele Leistungsträger verletzt oder gesperrt sind. Die Personalmisere ging sogar so weit, dass in der Partie gegen den SV Herbede (1:2) fünf A-Jugendliche und zwei Vorstandsmitglieder (!) die Fußballschuhe schnürten, um genügend Spieler aufs Feld schicken zu können.

Sogar Ex-Profi Jankovic selbst hat die Sporttasche immer griffbereit im Kofferraum. "Unsere Verletzungsprobleme sind sehr groß", berichtet Jankovic, "keine Mannschaft in der Landesliga könnte solch wichtige Spieler einfach ersetzen." Seit geraumer Zeit suchen die TSK-Verantwortlichen deshalb bereits nach Verstärkungen, die in der Winterpause den ausgedünnten Kader der Jankovic-Elf ergänzen sollen.

Srdjan "Zole" Jankovic wurde am 03.02.1960 in Serbien-Montenegro geboren. Von 1986 bis 1991 absolvierte er drei Bundesliga- und 108 Zweitliga-Spiele für die SG Wattenscheid 09. 1990/1991 spielte er für Rot-Weiß Essen in der 2. Bundesliga und beendete ein Jahr später seine Karriere bei der SG Wattenscheid 09. In 121 Zweiliga-Spielen erzielte der Stürmer 23 Treffer. Heute kickt Jankovic immer noch in der Ü-50-Elf der Wattenscheider und wurde dort kürzlich sogar deutscher Meister.

"Die neuen Spieler müssen passen. Es nützen mir in unserer Situation keine Ergänzungsspieler. Es müssen richtige Verstärkungen sein. Der Vorstand steht bereits mit einigen Spielern aus höheren Ligen in Kontakt. Namen möchte ich aber keine nennen", gibt sich der 47-Jährige zurückhaltend. Mindestens bis zum Winter müssen die Herner aber ohne zusätzliche Spieler auskommen. Das Hauptproblem: Viele der Spieler, die momentan auflaufen, haben keine Landesliga-Erfahrung. "Sie sind teilweise zu jung und zu naiv", weiß auch Übungsleiter Jankovic, "konditionell sind wir richtig gut dabei und trotzdem können sich die Jungs nicht über die vollen 90 Minuten zu einhundert Prozent konzentrieren. Ich habe in meinem Kader momentan einfach zu wenige Spieler, die das Potenzial haben, in der Landesliga auf hohem Niveau zu spielen. Uns fehlt einfach die nötige Erfahrung. Und das ist etwas, was du dir nicht im Training erarbeiten kannst."

Hinzu kommt noch ein weiteres Problem, das im Fußball weit verbreitet ist. Die wenigsten Fußballer verfügen nach der neunten Niederlage in Folge noch über ein gesundes Selbstbewusstsein. Auch Zole Jankovic ist sich dessen bewusst. "Ich habe den Spielern gesagt, dass wir jetzt nicht in Lethargie verfallen dürfen. Nach dem ersten Gegentor ist ein Spiel doch noch lange nicht entschieden und es lohnt sich, weiter zu kämpfen. Gerade diese Einstellung habe ich beim 0:6 in Erle vermisst. Bis dahin hat die Mannschaft gute Fortschritte gemacht, aber im Erle-Spiel waren es gleich mehrere Schritte in die falsche Richtung."

Auch Co-Trainer Helmut Abbing, der zur neuen Saison nach Herne kam, war mit der Leistung in Erle alles andere als einverstanden. "Als ehemaliger Abwehrspieler hätte ich mir fast die Haare gerauft. Wir waren viel zu weit weg von den Gegenspielern. Ich habe damals die Luft meines Gegenspielers eingeatmet, aber unsere Spieler haben das nicht beherzigt. Wir waren vor dem Spiel so optimistisch und dann machen wir Fehler, wo wir geglaubt haben, dass sie längst abgestellt sind", ärgert sich Abbing.

Ein Problem sieht der "Co" von Jankovic auch in der Infrastruktur des Vereins: "Unsere Trikots sind super. Wir bekommen demnächst sogar zwei Busse, die uns zu den Spielen bringen. Allerdings ist unser Vereinheim alles andere als landesligareif. Die Schiedsrichter müssen sich in einem viel zu kleinem Raum umziehen. Wir haben bereits mit der Stadt gesprochen. Ich hoffe, dass sich da in nächster Zeit etwas tut."

Vorstand und Trainergespann sind sich einig, dass man von der Mannschaft in der jetzigen Lage keine großen Leistungssprünge erwarten kann. Bis zum Winter lautet die Parole: Den Abstand nicht zu groß werden lassen. "Wenn wir in der Winterpause 12 Punkte Rückstand auf den Vorletzten haben, können uns auch keine neuen Spieler mehr retten. Die Mannschaft muss jetzt alles dafür geben, dass der Rückstand nicht größer wird. So lustlos wie in Erle dürfen wir nicht noch einmal auftreten. Da haben wir Fehler gemacht, die wir im Training abgestellt hatten. So etwas ärgert mich", sagt Jankovic.

Auch seine Person hat der TSK-Trainer bereits hinterfragt: "Ich habe mir die Frage gestellt, ob es an mir liegt und ob ich die Mannschaft nicht mehr erreiche. Ich kann das verneinen. Es liegt einfach an den unglücklichen Umständen. Wenn ich der Meinung wäre, dass ein anderer Trainer besser für die Mannschaft ist, stelle ich mein Amt sofort zur Verfügung", so ein selbstkritischer Zole Jankovic. Auch Helmut Abbing steht zu seinem Chef. "Zole ist ein toller Trainer. Taktisch macht ihm niemand etwas vor. Es macht großen Spaß, mit ihm zu arbeiten. Und auch wir beide ergänzen uns immer besser. Am Ende der Saison werden wir uns über den Klassenerhalt freuen", ist sich Abbing sicher.

"Die Negativ-Serie brechen" wollten die Herner im Heimspiel am letzten Sonntag. Das wäre auch fast gelungen, ein Punkt oder mehr war gegen den Dortmunder Gast durchaus drin. Doch durch zwei gelb-rote Karten in Unterzahl geraten, ging der TSK wieder als Verlierer vom Platz. Co-Trainer Helmut Abbing war nach dem Spiel jedoch nicht besonders niedergeschlagen: "Wir haben jetzt zwei Wochen Pause und werden die Zeit nutzen, um uns für die nächsten Spiele zu rüsten". Und auch Chef-Coach Jankovic gibt sich kämpferisch: "Eins ist auf jeden Fall klar: Hier gibt keiner auf."

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