Wenn’s nur das Wetter wäre! Aber nein, der Sommer des Missvergnügens, den das Trainergespann des SV Genc Osman gerade durchlebt, hat beileibe nicht diese eine Ursache. Der größte Erfolg der erst zehnjährigen Vereinsgeschichte, der Aufstieg zur Fußball-Landesliga, ist für Marcin Baluch, Musa Celik und Heiko Heinlein längst wieder in den Hintergrund getreten, weil die Vorbereitung auf die erste Saison in der Sechstklassigkeit von Problemen durchzogen ist. Daher erklärt das Übungsleitertrio einmütig: „Das wird eine ganz schwere Nummer.“
Wir werden in den kommenden Wochen mit kaum mehr als 13 oder 14 Leuten arbeiten können
Heiko Heinlein
Dabei schien doch die Voraussetzung gegeben, um auch nach dem Aufstieg gleich wieder eine gute Rolle spielen zu können – schließlich gab es erstmals seit Jahren an der Oberhauser Allee statt einer Komplettüberholung des Kaders nur punktuelle Verstärkungen. „Bei einer guten Vorbereitung hätte ich auch einen einstelligen Tabellenplatz als Ziel für realistisch gehalten“, sagt Musa Celik. Der Umstand, dass der ehemalige Zweitligaprofi nach wie vor als Kadermitglied gelistet ist und zuletzt auch wieder mitwirken musste, zeigt aber auf, dass da irgendwas aktuell nicht passt bei Genc Osman.
„Wir werden in den kommenden Wochen mit kaum mehr als 13 oder 14 Leuten arbeiten können“, verdeutlicht sein Trainerkollege Heiko Heinlein die Problematik. Verletzungen, Urlaube – es kam viel zusammen. Besonders schlimm trifft den Klub der Ausfall von Harun Celebi: Duisburgs Toptorjäger der vergangenen Saison fehlt auf unbestimmte Zeit. Das Schambein und die Hüfte sind in Mitleidenschaft gezogen; in vergleichbaren Fällen mussten die Kicker sogar schon mal ein Jahr Pause einlegen.
Ungeachtet seiner Qualitäten tauge der vom VfB Homberg geholte Samet Sadiklar nicht als Eins-zu-eins-Ersatz, weil er ein ganz anderer Spielertyp sei, sagen die Trainer. Die Gelegenheit, um sich mit seinen neuen Teamkollegen einzuspielen, gab es bislang kaum. Ähnlich sieht es mit Burak Akarca aus: Der ehemalige Oberligakicker des MSV II darf vom Namen her als Königstransfer gelten. „Aber leider ist er nicht so wie erhofft aus seinem Kreuzbandriss zurückgekommen. Es wird noch drei bis vier Wochen dauern, bis er helfen kann“, so Heiko Heinlein.
Türkei-Urlaub wird unabgesprochen ausgedehnt
Gerade defensiv gibt es noch weitere Baustellen. Die von Murat Alkurt beispielsweise: Der langjährige Innenverteidiger des FSV Duisburg hält auch bei Genc an seiner alten Gewohnheit fest, seinen Türkei-Urlaub unabgesprochen auszudehnen. „Inzwischen sind es sechs Wochen“, sagt Marcin Baluch. Heißt: Selbst, wenn er nach seiner Rückkehr noch dem Kader angehören darf, was aktuell ungewiss ist, wird er auch eine Menge Zeit brauchen, um wieder in Form zu kommen. Immerhin: Die Lücke des kurzfristig zum Ärger des Trainergespanns beim FSV gelandeten Meik Kuta auf der rechten Abwehrseite wurde mit Anil Yildirim geschlossen, der seinerseits vom Nachbarn zurückkehrt.
Heiko Heinlein betont angesichts der Sorgen: „Wir können nichts Anderes als den Abstiegskampf ausrufen. Das ist Realismus.“ Dass die drei Trainer im zweiten Jahr ihrer Zusammenarbeit in dieser Konstellation lieber für weitere positive Schlagzeilen sorgen würden, steht außer Frage. Musa Celik stellt fest: „Die ersten Wochen werden für uns richtungsweisend sein.“ Der Auftakt steigt am Sonntag beim Mitaufsteiger VfB Frohnhausen.
Autor: Thomas Kristaniak