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"Polonia in Colonia"

"Polonia in Colonia": Bundes- oder weißer Adler?

Bundes- oder weißer Adler? So lautet die Frage, mit der sich viele polnischstämmige Fußballspieler in Deutschland früher oder später beschäftigen müssen.

Das polnische Generalkonsulat und der heimische Fußballverband PZPN luden am Samstagnachmittag über 40 Talente samt Familien zu einer Informationsveranstaltung nach Köln ein. RevierSport war auch vor Ort.

Lukas Sinkiewicz, Lukas Podolski, Piotr Trochowski und Miroslav Klose haben sich ihrer Zeit für die deutsche Nationalmannschaft entschieden. „Diese Jungs hätten auch alle den weißen Adler tragen können. Doch um sie wurde sich zur damaligen Zeit nur wenig gekümmert. Wir wollen das nun ändern und den jungen polnischstämmigen Talenten in ganz Europa zeigen, dass wir für sie da sind und sie für das Tragen des weißen Adlers begeistern“, erklärt Maciej Chorazyk, Chefscout des polnischen Fußballverbands, den Grund und Sinn der Veranstaltung.

Adam Matuszczyk und Marlene Kowalik als positive Beispiele

Dass dieses Zusammentreffen der Polonia Sinn macht, zeigt ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit. Vor zwei Jahren war bei solch einer Veranstaltung des Konsulats und des Verbandes auch ein gewisser Adam Matuschyk (Polnisch: Matuszczyk) eingeladen. Damals kickte der Kölner noch in der Reserve des FC. Heute ist er ein Eckpfeiler der „Kadra“ für die Heim-EM im kommenden Jahr. Ein anderes (für Polen positives) Beispiel ist der Weg von Marlene Kowalik. Die Bundesligaspielerin der SG Essen-Schönebeck entschied sich vor einem Jahr ebenfalls für Polen. „Solche Erfolgsgeschichten zeigen doch, dass das genau der richtige Weg ist, den wir hier ansteuern. Wir können und wollen die Spieler nicht zwingen für das Geburtsland ihrer Eltern oder Großeltern zu spielen. Doch wir wollen uns nicht den Vorwurf machen lassen, dass nichts unternommen wurde. Am Ende liegt die Entscheidung sowieso beim Spieler, ob er den Weg des DFB oder des PZPN einschlägt“, sagt Jakub Wawrzyniak, Vize-Konsul der Republik Polen und begeisternder Fußballfan.

"Es ist eine Frage der Ehre"

Der PZPN wirbt seit geraumer Zeit frühzeitig um die Dienste der jungen Kicker. Nicht zuletzt deshalb war in Köln auch der aktuelle U15-Nationaltrainer Marcin Dorn vor Ort und versuchte in kleinen Gesprächsrunden den Jugendlichen zu erklären, wie der Weg in die Junioren-Nationalmannschaften möglich ist und warum es der Richtige ist. „Es ist nicht nur eine große Chance mit dem Trikot des weißen Adlers aufzulaufen, sondern auch eine große Verantwortung. Es ist eine Frage der Ehre“, sagt der ehemalige polnische Nationaltrainer (1986 bis 1989) Wojciech Lazarek.

Schalkes Kamil Waldoch hat Entscheidung getroffen

Einige Jungspunde haben diese Worte bereits verinnerlicht und sind fest davon überzeugt, für welches Land sie ihre Schuhe schnüren wollen. „Ich fühle einfach, wie wichtig meine Anwesenheit dem Verband bei den Lehrgängen ist, das ist beim DFB nicht so. Da bist du einer von vielen“, erklärt Dominik Böttcher (Borussia Mönchengladbach) aktueller U17-Nationalspieler. Auch der zukünftige Schalker Regionalligaspieler Kamil Waldoch, der von seinem Vater Tomasz Waldoch begleitet wurde, lässt keinen Zweifel daran für wen sein Herz schlägt. „Ich liebe Deutschland, aber ich fühle mich als Pole und dazu verpflichtet für dieses Land alles auf dem Platz zu lassen.“

Ostrzolek und Ginczek liefern Gegenargumente

Der polnische Verband ist nach Jahren des Tiefschlafs in Sachen Talent-Scouting außerhalb der Heimat zwar inzwischen aufgewacht, doch das heißt noch lange nicht, dass die polnischstämmigen Spieler in Deutschland immer auf das Werben der Polen anspringen. Zuletzt entschieden sich der Bochumer Matthias Ostrzolek und Dortmunds Riesentalent Daniel Ginczek für schwarz-rot-gold. „Meine Großeltern kommen aus Polen. Aber ich bin hier geboren, aufgewachsen und habe das Fußballspielen in Deutschland gelernt“, gibt Ginczek das Gegenargument zu Böttcher und Waldoch.

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