Auch Michael Wurst feiert kräftig mit, schließlich hat der deutsche Schlager jetzt Hochkonjunktur und lässt auch seine Kasse kräftig klingeln. Denn viele Songs, die millionenfach mitgeschmettert werden, stammen aus seiner Feder.
Mehr als 500 Lieder hat der aktuelle Spieler-Trainer des Bezirksligisten FC Frohlinde mittlerweile komponiert. Unter anderem für die Grand Madame des deutschen Schlagers, Ireen Sheer, die Partykönige Michael Morgan und Markus, oder den österreichischen Superstar Oliver Haidt. Für den kreierte Wurst zusammen mit Nino de Angelo den mit Doppel-Gold ausgezeichneten Gassenhauer „Auf Wolken durch die Hölle gehen“. Sein erster Nummer-Eins-Hit als Songwriter. „Als ich das Lied getextet habe, hatte ich schon ein gutes Gefühl, aber dass er so einschlägt, hat mich dann doch überrascht“, berichtet Wurst.
Kurios dabei ist, dass er gar keine Noten lesen kann: „Ich habe mir im Laufe der Jahre alles selbst beigebracht und es funktioniert.“ Sobald er eine Melodie oder eine Liedzeile im Kopf hat, nimmt er sie mit seinem Handy auf. In seinem Studio wird dann daran herumgefeilt und fertig ist der neue Schlager. „Früher war es schwieriger“, erinnert sich Wurst: „Da musste ich alles mit einem Diktiergerät, das ich immer bei mir hatte, aufnehmen. Heute geht es dank der Technik viel schneller, denn ich kann alles direkt auf dem Handy oder Tablet bearbeiten.“
Anregungen für seine Texte holt sich Wurst aus dem Alltag – wie für das Lied „Wahrscheinlich eher unwahrscheinlich“, das er für Markus vertont hat. „Markus und ich wollten uns treffen, um an einem Album zu arbeiten“, erinnert sich Wurst: „Weil er manchmal ein bisschen verpeilt ist, habe ich ihn zwei Stunden vorher noch einmal angerufen und gefragt, ob es beim Termin bleibt. Als Antwort bekam ich ‚Wahrscheinlich unwahrscheinlich‘. Ich dachte mir nur: Geil, das muss ein Titel werden.“ Gesagt, getan. Eine Woche später war der Song, der 2012 in den Charts landete, fertig.
Den Durchbruch im Musikgeschäft hat Wurst der Casting Show „Star Search“ mit Kai Pflaume zu verdanken. 2003 wurde er beim SAT.1-Pendant zum RTL-Klassiker DSDS Dritter und lernte danach die großen Produzenten wie Michael Buschjan kennen. Der produziert unter anderem für Wencke Myhre, Wolfgang Petry oder Jürgen Drews und greift gerne auch auf die Kreativität Wurst‘ zurück. „Wir arbeiten seit Jahren eng zusammen und haben schon etliche Songs herausgebracht“, erzählt Wurst, der auch selbst noch als Sänger auftritt. Zum einen mit seiner Band „The Tweens“, aber auch alleine, wie bei seinen erfolgreichen Kirchenkonzerten zur Weihnachtszeit.
Für Gefühle sorgt auch die Namensdiskussion. Nach seinem TV-Durchbruch wurde ihm geraten, nicht mit dem Nachnamen Wurst auf die Bühne zu gehen. Der sei nicht cool genug. Ein Fehler, denn kein Geringer als Eurovision-Song-Contest-Gewinner(in) Conchita Wurst stürmt mit diesem Nachnamen die Charts. Darüber kann er mittlerweile allerdings lachen: „Vor zwölf Jahren hat Conchita bestimmt die Sendung gesehen und sich gedacht: Was für ein geiler Typ und was für ein genialer Nachname.“
Vorreiter war der 40-Jährige aber schon immer. Vor zwölf Jahren ist er beispielsweise der erste Casting-Kandidat mit einer eigenen Homepage gewesen. Wurst schmunzelt: „Damals wurde ich noch für verrückt erklärt, aber dann hat sich das Internet ja doch durchgesetzt.“ Im Netz sorgte auch sein Musikvideo „Hau dem Lukas“ für Furore. Anlässlich des 100. Länderspiels von Lukas Podolski produzierte Wurst eine Ode an den deutschen Nationalspieler. Ein lustiger Clip, in dem auch seine Kult-Oma Margot zum Einsatz kam und der während der EM 2012 bei allen Public-Viewing-Veranstaltungen rauf und runter gespielt wurde.
Der Erfolg fällt ihm allerdings nicht einfach in den Schoß, Wurst schuftet unermüdlich. Neben seinen Jobs als Sänger, Komponist und Songwriter, verdient er seine Brötchen zudem als Moderator, Stadionsprecher des VfL Bochum, Kinderbuchautor und seit Januar als Spieler-Trainer beim FC Frohlinde. Ach ja, einer „normalen“ Arbeit geht der Tausendsassa auch noch nach, denn er betreibt eine Versicherungsagentur mit über 6.000 Bestandskunden im Schatten des rewirpower-Stadions. Wie es der Familienvater angesichts der unzähligen Aufgaben dann noch schafft, genügend Zeit mit seinem Sohn Sam (8 Jahre) und Tochter Sally (3 Jahre) zu verbringen, ist bemerkenswert. „Die Familie ist für mich das Wichtigste. Es ist zwar manchmal stressig, aber es läuft“; kann sich Wurst auch auf die Rückendeckung seiner Frau Julia verlassen.
Familie, Fußball, Musik. Wurst lebt seinen Traum – nicht nur im Karneval.
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