MSV

"Ein Modell wie RB Leipzig wäre hier nicht möglich"

In der Öffentlichkeit werden jedoch in erster Linie Ergebnisse gesehen. Bei Unregelmäßigkeiten gibt es schnell kritische Stimmen, die der Mannschaft unterstellen, sie könnte in der 2. Liga nicht bestehen. Wie zuversichtlich sind Sie, dass diese Baustelle im Sommer seriös bearbeitet wird? Die Kaderplanung für die kommende Saison ist wie auch schon in den Vorjahren aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wieder eine Herausforderung. Die Erwartungshaltung und die wirtschaftlichen Möglichkeiten dürfen nicht auseinanderklaffen. Viele glauben: Wir steigen auf, kassieren höhere Fernsehgelder und können die Mehreinnahmen direkt in den Kader investieren. Einen ähnlichen, nachvollziehbaren Gedankengang haben natürlich auch einige Gläubiger, die stattdessen die Rückzahlung ihrer Forderungen erwarten. Wir haben aber zwei Problemfelder zu bearbeiten: den Zwang, ein positives Betriebsergebnis zu erzielen und andererseits unsere Liquiditätsprobleme in den Griff zu bekommen. In der 2. Liga würden wir ein ausgeglichenes Betriebsergebnis darstellen können. Den Liquiditätsengpass können wir aber nur durch eine weitere Stundung der Forderungen unserer Gläubiger beheben. Wir müssen die Gläubiger überzeugen, dass wir auf dem richtigen Weg sind und hoffen, dass sie uns weiterhin ihr Vertrauen schenken.

Wann ist der Verein denn so weit? Wie schon gesagt: Ein ausgeglichenes Ergebnis würde uns bei einem Zweitliga-Szenario gelingen. Aber drei Jahre 3. Liga haben den Schuldenberg erhöht. Und daher müssen die Gläubiger das Vertrauen in uns haben, dass wir da auf einem guten Weg sind. Wir haben in den letzten Jahren schon gezeigt, dass wir seriös arbeiten. Und das Vertrauen ist Stück für Stück zurückgekehrt. Nach wie vor ist das für uns aber harte Arbeit.

Zwischen den Zeilen heißt das, dass die Liquidität im Falle eines Zweitliga-Aufstiegs nicht so da ist, wie es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird? Man muss gerade im Sport ein gewisses unternehmerisches Risiko gehen. Aber das ist auch in naher Zukunft noch ein ganz, ganz schmaler Grat, den wir da gehen. Das Ziel Konsolidierung bleibt unser Leitgedanke, aber es wird ein langer und steiniger Weg.

Dieses unternehmerische Risiko wird vielleicht auch unterschätzt. Wie bekommt man die Schwierigkeiten nach außen transportiert, wenn Duisburg und der MSV noch in der Euphorie des Aufstiegs sind? Wenn wir in die zweite Liga aufsteigen, wird das vom ersten Tag an ein Kampf um den Klassenerhalt sein. Jede andere Erwartungshaltung wäre falsch. Natürlich würde ich gerne auch wie mal Darmstadt den Durchmarsch in die erste Liga machen. Dann trage ich die Sportliche Leitung einmal um die Arena (lacht). Aber wir werden natürlich realistisch bleiben.

Könnte der MSV noch ein weiteres Jahr in der 3. Liga verkraften? Nur mit immensen Einschnitten.

Ist die Akquise von Sponsoren in dieser Saison schwieriger geworden? Ich glaube, dass wir in diesem Bereich im Vergleich zu anderen Zweit- und Drittliga-Vereinen recht gut aufgestellt sind und nach meiner Kenntnis nicht ins Hintertreffen geraten. Es wäre natürlich immer wünschenswert, wenn man noch zwei, drei größere Sponsoren mehr dazu hätte. Aber ich glaube, dass wir ein solides Fundament haben. Das ist wichtig, denn wir wollen nicht in Abhängigkeiten geraten.

Heißt das, dass Sie zu großen Einfluss durch einen Großsponsor oder Investor in jedem Fall vermeiden wollen? Auch dann, wenn er zur finanziellen Gesundung beitragen würde? Ich glaube, ich kann hier stellvertretend für den Vorstand antworten, ohne meine Kollegen damit in Sippenhaft zu nehmen. Jeder Verein muss für sich selber entscheiden, welchen Weg er gehen möchte. Der MSV ist aber kein Verein, der einen Weg gehen würde wie 1860 München. Das ist hier ebenso wie das Modell RB Leipzig nicht vorstellbar. Der MSV wurde 1902 gegründet, hat über 8000 Mitglieder. Das alles werden wir nicht in die Hände einiger weniger geben, auch wenn es finanziell reizvoll wäre.

Über so einen Schritt dürfte letztlich auch nur die Mitglieder-Versammlung entscheiden. Ja, richtig, und ich bin froh, dass es so ist. Noch steht die 50+1 Regelung. Sollte sie kippen, was zu befürchten ist, könnte eine Mehrheitsbeteiligung eines Investors nur durch die Mitglieder genehmigt werden. Sollte dieser Fall eintreten, was ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen kann, würde ich und wahrscheinlich auch meine Kollegen nicht mehr zur Verfügung stehen.

Abgesehen davon, würde die Stadt Duisburg dadurch einen wichtigen Image-Träger verlieren, wenn die Außendarstellung eine andere wäre. Das kommt hinzu: Der MSV gehört zu Duisburg. Wir nehmen für die Stadt eine gute Position ein und ich bin froh, dass uns die Stadt im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützt. Ich bin gebürtiger Duisburger und bin es mit Leib und Seele. Und ich finde es traurig, wie die Stadt zum Teil wahrgenommen wird. Alle, die dazu beitragen können, dass sich das ändert, sollten sich entsprechend engagieren – und dazu gehört der MSV in jedem Fall.

Kann man zusammengefasst sagen, dass Sie sich selbst im Sinne der Vereins-Tradition ein hartes Stück Arbeit selbst auferlegt haben? Ja.