Darmstadt

Frings über den Aufstieg, den MSV und Großkreutz

Wir sprachen mit Ex-Nationalspieler Torsten Frings, Trainer der Lilien.

Herr Frings, zwei Siege aus drei Spielen – wie zufrieden sind Sie bisher? Wir sind sehr zufrieden. Denn wir sind uns im Klaren darüber, dass es in der Liga nicht so einfach ist, Punkte zu holen. Wir haben einen großen Umbruch hinter uns, mussten 17 neue Spieler integrieren und hatten 19 Abgänge. Die Mannschaft muss sich immer noch finden.

Wie wohl fühlen Sie sich in Darmstadt? Ich fühle mich sehr wohl, das habe ich auch immer betont. Hier passt es einfach für mich. Ich bin sehr gut aufgenommen worden, werde immer noch aktiv von allen unterstützt. Es macht mir Spaß, hier zu arbeiten.

Sie waren Nationalspieler, haben bei großen Vereinen – Bremen, Dortmund, Bayern – gespielt. Ist es nicht eine große Umstellung, plötzlich in einem kleineren Verein zu arbeiten? Nein, überhaupt nicht. Ich freue mich, dass ich die Chance bekommen habe, hier zu arbeiten, da es auch meine erste Station als Cheftrainer ist. Für dieses Vertrauen bin ich sehr dankbar. Seit dem ersten Tag gefällt es mir hier. Das liegt vor allem daran, dass der Klub einen besonderen Charme hat. Man kann hier außerdem noch eine Menge entwickeln, und der Verein ist auch bereit dazu, diese Entwicklung mitzugestalten.

Wie muss man sich die Arbeit nach dem Abstieg aus der 1. Liga vorstellen? Was haben Sie verändert? Zuerst einmal ging es darum, die passenden Spieler für die Mannschaft zu finden. Wer nach Darmstadt kommt, hat im Hinterkopf, dass er es woanders wohl in Sachen Infrastruktur bequemer haben könnte. Hier kommt man nur hin, wenn man wirklich arbeiten und sich permanent weiterentwickeln möchte. Darauf haben wir unser Hauptaugenmerk gelegt. Gemessen an diesen Voraussetzungen sind wir umso stolzer, dass wir so einen Kader zusammengestellt haben.

Wie sehen Sie die Rolle Ihrer Mannschaft in dieser Saison? Wir sind sicherlich ein Verein von vielen, der eine gute Rolle spielen kann. Und das wollen wir auch. Für uns kommt es allerdings zunächst darauf an, unsere 17 neuen Spieler zu integrieren.

Es hieß, dass es nie einfacher gewesen sei, aufzusteigen. Wie sehen Sie das? Das ist meiner Meinung nach absoluter Quatsch. Das Gegenteil ist der Fall: Es gibt viele Mannschaften in der 2. Liga, die richtig gut Fußball spielen können. Was einige Leute sicher meinen: Es gibt nicht den klaren Favoriten, wie es ihn in den vergangenen Jahren gegeben hat. Das heißt für uns als Absteiger allerdings nicht zwangsläufig, dass wir direkt wieder aufsteigen werden.

Warum sollte die Liga schwächer sein? Weil Stuttgart und Hannover nicht mehr in der Liga sind?

Torsten Frings, Trainer SV Darmstadt 98

Welche Mannschaften sehen Sie als Favoriten? Es gibt sicher einige Vereine mit starken Mannschaften, aber das ist nicht unsere Aufgabe, irgendwelche Favoriten aufzuzählen. Wir wollen alles dafür tun, dass wir in dieser Saison eine gute Rolle spielen können. Wir wissen aber auch, wie schwierig das für uns sein wird und dass wir immer unsere beste Leistung dafür abrufen müssen.

Welche Gefahr birgt so eine ausgeglichene – manche sagen auch schwächere – 2. Bundesliga für den späteren Aufsteiger? Warum sollte die Liga schwächer sein? Weil Stuttgart und Hannover nicht mehr in der Liga sind? Die 2. Bundesliga ist stark, die Zuschauer werden attraktive Spiele sehen.

Manche haben Ihrem kommenden Gegner MSV Duisburg nachgesagt, er könne sich nicht in der 2. Liga halten. Wie nehmen Sie die Zebras wahr und was erwarten Sie für das Spiel in Duisburg? Es wird ein schwieriges und hartes Spiel in Duisburg. Der MSV ist gut gestartet. Ich glaube, dass sie immer noch ein bisschen von der Euphorie nach dem Aufstieg profitieren. Das ist auch völlig normal. Keine Frage: Es wird eine schwierige Aufgabe, ich sehe uns aber in der Lage, dort zu punkten.

Alle Aufsteiger präsentieren sich momentan sehr gut.

Torsten Frings

Was muss der SV Darmstadt abrufen, um beim MSV zu punkten? Wir müssen mutig sein, kompakt stehen. Wir dürfen den MSV nicht zu Chancen kommen lassen. Es wird ein Spiel sein, in dem Kleinigkeiten entscheidend sind. Wir sind gut drauf, wollen den positiven Effekt aus dem Spiel gegen St. Pauli mitnehmen. Das lässt uns aber nicht vergessen, dass es eine schwierige Aufgabe wird. Alle Aufsteiger präsentieren sich momentan sehr gut.

Freuen Sie sich auf das Ruhrgebiet? Welche Erinnerungen verbinden Sie noch mit der Region? Haben Sie dort noch alte Bekannte? Ich hatte bei Borussia Dortmund eine schöne Zeit, habe mich dort sehr wohl gefühlt. Als gebürtiger Aachener freue ich mich immer, wieder in der Nähe meiner Heimat zu sein. Es ist aber nicht so, dass ich in Dortmund noch viele Freundschaften pflege. Wenn ich Zeit habe, schaue ich mir den BVB aber immer mal wieder an.

Ein weiterer ehemaliger Dortmunder steht in Darmstadt unter Vertrag: Kevin Großkreutz. Wie macht er sich? Wir finden, dass er perfekt hierhin passt. Er fühlt sich wohl, weil er hier sein darf, wie er ist. Wir sind froh, dass wir einen Spieler in dieser Kategorie verpflichten konnten.

Wie darf man das verstehen? Hier steht er nicht unter dieser totalen öffentlichen und medialen Beobachtung. Er darf hier einfach sein Ding machen, natürlich im Rahmen des Erlaubten. Darüber haben wir gesprochen und er hat sich in diesen Gesprächen sehr professionell präsentiert. Was hier positiv ist: Die Menschen in Darmstadt lassen ihn ein Stück weit in Ruhe, obwohl er eine nationale Berühmtheit und eine bekannte Persönlichkeit ist. Ich glaube, dass er so etwas braucht, um sich wohlzufühlen.