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Pokalausschluss für Dynamo Dresden

Sportgericht: Pokalausschluss für Dynamo Dresden
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Zweitligist Dynamo Dresden ist vom Sportgericht des DFB wegen Ausschreitungen seiner Fans vom kommenden DFB-Pokal-Wettbewerb ausgeschlossen worden.

"Es ist ein Wiederholungsfall. Der Fußball muss vor solchen Anschlägen geschützt werden. Es sind Anschläge auf den Fußball im Allgemeinen, die einer konsequenten Ahndung bedürfen", begründete der Sportgerichts-Vorsitzende Hans E. Lorenz das Urteil nach mehr als siebenstündiger Verhandlung in Frankfurt am Main und sprach von einem "fortgesetzten unsportlichen Verhalten" der Dynamo-Fans.

Dresdens Geschäftsführer Christian Müller zeigte sich zwei Tage vor der Abstimmung über das umstrittene Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL) enttäuscht. "Wir hatten mit Blick auf das Konzept gehofft, dass die Sportgerichtsbarkeit eine neue Perspektive zu diesem Thema einnimmt. Das hat sie nicht getan", sagte Müller und bezeichnete die Strafe als "wirtschaftlich einschneidendend". Man habe "gute Argumente", um wie vor einem Jahr in Berufung zu gehen und das DFB-Bundesgericht anzurufen. Die Entscheidung darüber muss binnen einer Woche fallen.

Vor dem Spiel der zweiten Pokalrunde bei Hannover 96 am 31. Oktober 2012 (3:4 i.E.) hatten Dresdner Fans die Eingänge der WM-Arena gestürmt. Zudem wurde Pyrotechnik gezündet. Drei Anhänger wurden festgenommen, außerdem kamen 18 Personen vorübergehend in polizeilichen Gewahrsam. Insgesamt gab es neun Verletzte.

Bereits im letzten Jahr war Dynamo wegen Fehlverhaltens seiner Fans in einer Pokalpartie bei Borussia Dortmund (0:2) im Oktober 2011 vom Sportgericht vom Pokal ausgeschlossen worden. Doch das DFB-Bundesgericht milderte das Urteil in ein Geisterspiel, einen Teilauschluss sowie eine 100.000-Euro-Strafe ab.

"Im letzten Jahr hat das DFB-Bundesgericht nach den Vorfällen in Dortmund ausdrücklich davor gewarnt, dass im Wiederholungsfall der Pokal-Ausschluss droht", sagte Lorenz: "Ein Verein hat für seine Fans einzustehen." Hannover 96 muss wegen "unsportlichen Verhaltens" seiner Anhänger im Spiel gegen Dynamo eine Strafe von insgesamt 70.000 Euro bezahlen.

"Der Schaden für Hannover 96 ist immens, nicht nur finanziell. Entsprechende Konsequenzen für die Verursacher haben wir nach den Vorfällen bereits gezogen. Ich will zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschließen, dass diese noch umfassender werden", sagte 96-Präsident Martin Kind.

In seinem Plädoyer hatte Dresdens Anwalt Jörg Heyer eingestanden, dass der Klub "tief bestürzt" über die Vorfälle sei. "Die Fans haben zum vielfachen Mal Angst und Schrecken verbreitet, das ist schlimm", sagte der Jurist. Heyer wies aber auch darauf hin, dass Dynamo Dresden kein schuldhaftes Unterlassen vorgeworfen werden könne. "Der Verein unternimmt alles, um die Auswüchse in seiner Anhängerschaft zu unterbinden."

Der Kontrollausschuss-Vorsitzende Anton Nachreiner hatte einen Pokalausschluss gefordert. "Die Dynamo-Fans stellen mehr an als ihre restlichen Kollegen in der Fußball-Welt", erklärte Nachreiner. Seit 2002 hatte es über 20 Urteile gegen Dynamo gegeben - unter anderem auch einige Teilausschlüsse der Fans.

In der Verhandlung mit insgesamt sieben Zeugen schienen sich zuvor die Fronten verhärtet zu haben. Klaus-Dieter Dunkel von der DFB-Kommission Prävention und Sicherheit hatte einige Fangruppen des abstiegsgefährdeten Zweitligisten schwer belastet. "Die Dresdner Fans machten einen äußerst aggressiven Eindruck. Und das steigerte sich noch, als die Tore zum Stadion nicht pünktlich geöffnet wurden. Man hat hasserfüllte Gesichter gesehen", sagte Dunkel.

Auch der Gesamteinsatzleiter Bernd Kirschning von der Landespolizei Hannover erzählte von einem "deutlich hohen Gewaltpotenzial" der Gäste-Anhänger und bezifferte die Straftaten auf 41. "Es werden aber noch mehr, denn das ganze Bildmaterial ist noch nicht ausgewertet", sagte Kirschning. Gut 1000 Polizisten waren am Spieltag im Einsatz gewesen.

Sören Klar, der Sicherheitsbeauftragte von Dynamo Dresden, machte indes überforderte Ordner für einen Teil der Ausschreitungen verantwortlich. "Sie waren nicht die Ordner, die man in solch einer Situation braucht", sagte Klar und kritisierte Polizei und den gastgebenden Verein dafür, dass "Hinweise" seitens Dynamo vor dem Spiel in Sicherheitsgesprächen "unterschätzt" worden seien.

Auch sportlich befindet sich der abstiegsgefährdete Klub in einer schwierigen Phase: Am Sonntag wurde Trainer Ralf Loose nach zuletzt vier Spielen ohne Sieg und dem Sturz auf Tabellenplatz 16 mit sofortiger Wirkung beurlaubt.

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