Der Name des Gegners löst in Dortmund schon immer genug aus. Seit der Hinrunde ist er auch Synonym für einen Anfang vom Ende: RB Leipzig. Der von einem Süßgetränkehersteller ins Leben gerufene und gepäppelte Verein für Rasenballsport hat am westfälischen Traditionsstandort nicht viele Freunde. Und in der Hinrunde begann gegen den Konkurrenten um die Champions-League-Plätze die große Krise mit nur einem Sieg aus 13 Pflichtspielen. Trainer Peter Bosz musste danach gehen, Peter Stöger übernahm. Am Samstag (18.30 Uhr) kommt es zum Wiedersehen in Leipzig. Spiel eins nach Stögers harter Kritik an seiner Mannschaft, als er ihr unterstellte, den Sieg gegen Augsburg (1:1) nicht genug gewollt und damit fahrlässig verspielt zu haben.
"Die Zielstrebigkeit ist uns in diesem Spiel abgegangen. Wir haben das Gefühl, deutlich ansprechen zu dürfen, wenn etwas nicht passt. Wir haben das auch diskutiert mit den Jungs und es gab keine zwei Meinungen. Auch sie hatten das Gefühl, das Spiel unter Kontrolle zu haben", sagt Stöger zwei Tage vor dem Topspiel des Spieltags. "Es gibt aber nichts, was auf Knopfdruck abzustellen ist. Es bedarf eines gewissen Maßes an Zeit, aber die ist Mangelware."
Stöger stört sich an den immer kürzer werdenden Bewertungsintervallen. "Was mich grundsätzlich irritiert, ist die Kurzlebigkeit in der Einschätzung von Dingen. Aber damit müssen Trainer, Spieler und Verantwortliche leben", holte er aus und fuhr fort: "Von Jahr zu Jahr - so kommt mir das vor - werden die Intervalle für Beurteilungen kürzer, von Monaten auf Wochen auf Tage. Das ist eine Entwicklung, der man sich stellen muss als Sportler, Trainer, Künstler, Politiker, in allen Bereichen. Ich beklage mich nicht. Ich sage nur: Zeit ist das höchste Gut, wenn man etwas entwickeln will. Ich meine auch, dass sehr, sehr erfolgreiche Trainer die eine oder andere Halbserie brauchen, um der Mannschaft ein Gesicht zu geben."
Stögers Vertrag läuft vorerst nur bis zum Sommer. Aber diesen Vertrag unterschrieb er sehenden Auges. Er spielt eher auf Grundsätzliches an. Zum Beispiel auch auf den Gegner, der in der Champions League beim SSC Neapel gewann, danach aber dreimal in Folge sieglos blieb. "Vor einer Woche, nach dem Sieg in Neapel, sind sie zurecht abgefeiert worden. Eine gute Woche später haben sie schon eine Krise. Das ist, was ich meine. Es ist egal, ob die Mannschaft dreimal in Folge nicht gewonnen oder dreimal in Folge überragend gespielt hat. Die Qualität bleibt die gleiche."