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Michael Rummenigge
"Der FC Bayern wird immer größer sein"

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Michael Rummenigge: "Bayern wird immer größer sein"

An diesem Montag wird Michael Rummenigge 50 Jahre alt. Im Interview spricht der ehemalige Münchner und Dortmunder unter anderem über den Wettstreit der beiden Klubs.

Eine gemütliches Familienfest, mehr wird es am Montag nicht geben, wenn Michael Rummenigge seinen 50. Geburtstag feiert. Allzu verwunderlich ist das nicht, schließlich müssen die Gäste rund 9.000 Kilometer weit reisen, um den Ehrentag des ehemaligen Profis von Bayern München und Borussia Dortmund zu begehen.

Rummenigge befindet sich nämlich gerade mit Ehefrau Caroline im Südostasien-Urlaub. Erst Singapur, jetzt Thailand, wohin auch zwei seiner drei Kinder gekommen sind, um auf den 50. anzustoßen. „Im Sommer machen wir vielleicht ein kleines Fest in Dortmund. Dann werden meine Frau und ich zusammen 100 Jahre. Das ist auch nicht schlecht“, verrät der gebürtige Lippstädter.

Im Interview mit RevierSport spricht er über seinen Weg vom Talent zum Profi, den Wettstreit zwischen Bayern und Dortmund und das große Glück, zufrieden zu sein.

Herr Rummenigge, im fernen Thailand haben Sie von der Transfer-Hektik in Deutschland sicher wenig mitbekommen, oder? Da von unserer Agentur kein Spieler betroffen war, konnte ich das relativ entspannt verfolgen. Ich bin ohnehin kein Freund von Wintertransfers, weil man nie weiß, ob diese Spieler einem weiterhelfen. Es ist immer schwer, einer Mannschaft ohne echte Vorbereitung zu helfen. Deswegen ist die Verpflichtung von Milos Jojic beim BVB wohl auch eher perspektivisch zu betrachten. Um mir ein Urteil über ihn erlauben zu können, kenne ich ihn aber zu wenig.

Waren Last-Minute-Wechsel auch zu Ihrer aktiven Zeit an der Tagesordnung? Eigentlich nicht. Es kam äußerst selten vor, dass Bayern München oder Borussia Dortmund einen Spieler in der Winterpause geholt haben.

Zum FC Bayern sind Sie 1981 mit gerade einmal 17 Jahren gegangen. Wie schwierig war es, aus der westfälischen Heimat in Lippstadt ins weit entfernte München zu ziehen und plötzlich bei einem Profiklub zu spielen? Zunächst hatte ich ja nur einen Jugendvertrag. Ich hatte zwar ein Probetraining bei den Profis absolviert, aber danach hätten die mich eigentlich nie nehmen dürfen. Ich durfte mich dann noch zwei Tage bei der A-Jugend unter Reinhard Saftig, der später Trainer in Dortmund wurde, vorstellen. Der hat damals gesagt: Lasst den hier, den kriegen wir schon hin. Er hat mir den Weg zu meiner Karriere geebnet und nicht mein Bruder, was viele immer denken. Bei Bayern München spielt keiner, weil er der Bruder von irgendwem ist.

Wie haben Sie den Sprung zu den Profis geschafft? Das war im April 1982. Wir haben mit der A-Jugend 4:1 gegen den FC Augsburg gewonnen. Ich habe zwei Tore geschossen und hinten drin hat Raimond Aumann sensationell gehalten. Auf der Tribüne saßen Manager Uli Hoeneß und Trainer Pal Csernai, die uns anschließend einen Profivertrag gegeben haben. Das war eine Sensation.

Jugendspieler werden heutzutage früh in vereinseigenen Internaten untergebracht und auf alles perfekt vorbereitet. Ist das ein Vorteil? Das kann sein, aber ich sehe das zwiespältig. Es gibt doch nichts Besseres, als bei der eigenen Familie aufzuwachsen. In diesem Zusammenhang wird immer das Beispiel Messi genannt, der als 12-Jähriger aus Argentinien zum FC Barcelona gegangen ist – aber nicht alleine. Da waren Vater und Mutter dabei. Man kann in diesem Alter nie wissen, wohin der Weg eines Spielers geht. Man kann erkennen, ob einer gute Anlagen hat, doch dann kommt die Pubertät und mögliche Verletzungen. Man darf nicht vergessen, dass es Kinder sind. Ich würde niemals Eltern raten, ein Kind zwischen 12 und 15 Jahren in ein Internat zu geben.

1988 haben Sie den Schritt vom FC Bayern zu Borussia Dortmund gewagt. Ein Wechsel, der heutzutage ein riesiges Echo hervorrufen würde. Wie war es bei Ihnen? Sicherlich deutlich entspannter, schließlich gab es 1988, als ich gewechselt bin, noch kein Internet. Was sich da abspielt, finde ich ein bisschen komisch. Da nutzen Leute die Anonymität aus, um ohne Ende draufzuhauen.

Die Bayern marschieren gerade durch die Liga, beim BVB stellt sich die Frage, ob sie das Leistungsniveau der letzten Jahre verstetigen können. Befürchten Sie, Dortmund könnte den Anschluss verlieren? Das glaube ich nicht, weil der BVB mit Jürgen Klopp einen sensationellen Trainer hat, der Spiritus Rector des gesamten Vereins ist. Er gibt den Weg vor und hat Gefallen am Erfolg gefunden. Es wird möglicherweise mal eine kleine Flaute kommen, aber am Ende wird Dortmund immer zwischen Platz eins und vier landen. Es wird aber sicher nicht leicht, Robert Lewandowski zu ersetzen. Ich glaube nicht, dass Adrian Ramos das könnte. Da muss der BVB mehr Geld in die Hand nehmen.

Von Hans-Joachim Watzke machte am Freitag die Aussage die Runde, die Bayern würden den BVB durch das Abwerben von Schlüsselspielern sportlich zerstören wollen. Sehen Sie das auch so? Wenn man es historisch betrachtet, ist der FC Bayern seit 40 Jahren damit beschäftigt, die besten Spieler von gegnerischen Vereinen zu kaufen. Das haben sie bei Gladbachs Lothar Matthäus gemacht, bei Stuttgarts Giovanne Elber, später bei den Bremern Andreas Herzog und Miroslav Klose und jetzt eben bei Mario Götze und Robert Lewandowski. Sie haben die finanziellen Mittel und sind mit dieser Strategie immer gut gefahren. An Herrn Watzkes Stelle würde ich natürlich auch so denken, aber er weiß auch, dass sich der BVB damit arrangieren muss, weil der FC Bayern wird immer größer sein. Dafür arbeitet der Verein seit den 60er-Jahren hart und da muss man auch ein bisschen Demut zeigen.

Herr Rummenigge, hinter Ihnen liegen 50 ziemlich aufregende Jahre. Sie waren Profifußballer, haben inzwischen eine Fußballschule, eine Soccerhalle, eine Agentur für Spielerberatung, ein Label für Fußballprodukte und einen Auktionsplatz für Fußball-Raritäten. Was kommt noch alles? Mal sehen. Ich merke gerade, wie viel Freude mir die Spielerberatung bereitet. Damit hätte ich schon vor zehn Jahren anfangen sollen, aber da fehlte mir noch ein so guter Partner wie jetzt (Nicolai Schwarzer, Anm. d. Red.). Wenn ich mit den Spielern spreche, merken sie, dass ich ihre Ängste und Nöte verstehe, weil ich das alles auch erlebt habe. Meine Frau sagt immer, es muss nur so bleiben wie es ist, dann ist alles gut. Es ist sehr viel wert, wenn man das sagen kann.

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