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Löw rechnet mit Kritikern ab

Brandrede: Löw rechnet mit Kritikern ab
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Ganze 46 Tage nach dem Halbfinal-Aus der Deutschen Nationalmannschaft bei der EM hat Joachim Löw in einer Brandrede mit seinen Kritikern abgerechnet.

Joachim Löw pustete noch einmal durch, gönnte sich einen Schluck Wasser und legte dann los wie noch nie in seiner sechsjährigen Amtszeit. In einer 28-minütigen Brandrede rechnete der Bundestrainer 46 Tage nach dem bitteren EM-Halbfinal-Aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Warschau gegen Italien (1:2) mit den Kritikern der DFB-Auswahl ab.

"Es gab viel sportliche Kritik, welche ich in aller Demut annehme und versuche, daraus Lehren zu ziehen. Teile der Kritik halte ich für nicht zielführend und ermüden mich. Ich bin es leid, dass man das, was vorher alles gut war, als Beleg dafür nimmt, warum es nicht klappt. Das trifft mich", sagte der 52-Jährige mit lauter Stimme und scharfem Ton gleich zu Beginn seines Monologes.


Vor dem ersten Saison-Länderspiel der DFB-Auswahl am Mittwoch in Frankfurt/Main gegen Argentinien (20.45 Uhr/ZDF) stellte der Bundestrainer klar, dass ihm vor allem die Leitwolfdebatte und die Diskussion um eine Hymnenpflicht nicht gefallen haben. Auch der Vorwurf, die Nationalspieler seien zu verwöhnt, sei haltlos.

Dass zum dritten Mal unter seiner Regie die Jagd nach einem großen Titel ins Leere lief, habe nichts damit zu tun, dass es keine echte Typen mehr in der Mannschaft gebe, betonte Löw. "Wir haben keine flachen Hierarchien. Die Spieler sind dem Führungsanspruch voll und ganz gerecht geworden. Mit diesem Führungsstil haben wir in den letzen Jahren fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Miroslav Klose haben stets das gemacht, was ich von ihnen verlangt habe. Andere Mannschaften mit ihren klassischen Führungsspielern sind lange vor uns nach Hause gefahren", sagte Löw und fragte dann in die Runde: "Glauben Sie, dass Millionen von Menschen vor den Fernsehern und beim Public Viewing sitzen, wenn auf dem Platz keine Siegertypen stehen würden?"

Noch bedenklicher findet der Bundestrainer aber die von einigen Politikern und auch von DFB-Ehrenpräsident Gerhard Mayer-Vorfelder neu entfachte Diskussion um den Hymnenzwang. "Ich halte es für fatal, den Spieler unterschwellig den Vorwurf zu machen, dass sie, wenn sie die Nationalhymne nicht singen, keine guten Deutschen sind. Die Hymne zu singen ist schön, aber es ist noch lange kein Beleg für Qualität und schon gar kein Beweis für eine Unlust zu kämpfen. Alle Spieler identifizieren sich mit dem Trikot, mit der Nationalmannschaft und mit Deutschland", betonte Löw.

Vor dem Match gegen die Gauchos werde er dieses Thema aber noch einmal ansprechen, sagte Löw, der aber klarstellte: "Es gibt beim DFB keine Hymnenpflicht. Ich habe mit einzelnen Spielern gesprochen und kenne ihre tiefsten Beweggründe und die Art, wie sie sich auf ein Spiel vorbereiten. Ich kenne teilweise auch die Gründe ihrer Familien. Das werde ich akzeptieren und respektieren."

Absurd sei auch der Vorwurf, die Nationalspieler seien zu verwöhnt. "Auch die Spanier haben einen Koch, fahren nicht immer mit dem Bus und haben andere Voraussetzungen geschaffen. Wir erwarten eine Top-Performance und müssen die perfekten Voraussetzungen bieten", äußerte der Bundestrainer und rechtfertigte die Rahmenbedingungen für die Nationalspieler.

Er selbst und auch die Mannschaft würden aus der EM für die Mission WM 2014 in Brasilien die richtigen Lehren ziehen. "Wir werden Fehler abstellen und noch ein Stück besser werden", versprach Löw, der vor dem Kräftemessen mit den Argentiniern um Superstar Lionel Messi noch ein Vier-Augen-Gespräch mit Mats Hummels führen wird, der in diversen Interviews unter anderem die Taktik des Italien-Spiels kritisiert hatte. "Es hat keiner in der Mannschaft von mir gehört, dass wir das Tempo verschleppen wollen", sagte Löw dazu recht moderat.

Löw bekräftigte vielmehr, dass der unter seinem Vorgänger Jürgen Klinsmann 2004 eingeschlagene und von ihm selbst weiterentwickelte Weg der einzig richtige ist: "Es gibt keinen Grund für uns, von diesem Konzept abzuweichen. Wir werden den roten Faden beibehalten, trotzdem aber flexibel bleiben und einige kleinere Änderungen vornehmen." - Die voraussichtliche deutsche Mannschaftsaufstellung gegen Argentinien: Zieler - Bender, Hummels, Badstuber, Schmelzer - Kroos, Khedira - Reus, Özil, Schürrle - Klose. - Trainer: Löw

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