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Schalke: Rudolf Schonhoffs Erinnerungen an Rapid Wien
Die Nagelprobe gegen Hans Krankl

Schalke: Rudolf Schonhoffs Erinnerungen an Rapid Wien

Am Samstagabend trifft der FC Schalke 04 im Rahmen seiner Saisonvorbereitung im Freundschaftsspiel, um 19.15 Uhr im Gerhard Hanappi-Stadion gegen SK Rapid Wien an. Anlass für dieses Spiel ist das 110-jährige Vereinsjubiläum von Rapid.

Der Wiener Traditionsklub kann auf eine bewegte Vereinsgeschichte zurückblicken, in der es auch zu dem einen oder anderen spektakulären Duell mit dem nur fünf Jahre später gegründeten Arbeiterverein aus dem Ruhrpott kam.

So kam es zum Beispiel am 22. Juni 1941 zu einem denkwürdigen Meisterschaftsfinale zwischen diesen zwei Clubs. Ein Finale, an das Ernst Kuzorra Zeit seines Lebens sehr schlechte Erinnerungen behielt. An eines dieser Aufeinandertreffen aus der „jüngeren“ Vereinsgeschichte beider Clubs erinnert sich, aus besonderem Anlass, der heute 57-jährige Gladbecker Rudolf Schonhoff sehr gerne zurück…

Ein überraschender Anruf

Als er sich am Montag, dem 11. August 1975, zu Dienstbeginn an seinen Schreibtisch setzte, lag dort bereits eine kleine Notiz für ihn bereit: „Bitte Herrn Hörstermann von Schalke 04 anrufen!“ „Hörstermann, seinerzeit Geschäftsführer der Knappen, fragte mich“ erinnert sich Schonhoff, „ob ich am nächsten Tag mit der Lizenzspielermannschaft nach Wien zum Freundschaftsspiel gegen Rapid fliegen könne.“

Aufgrund eines knappen Kaders hatte Schonhoff als Amateurspieler bereits in einigen anderen Vorbereitungsspielen auf die Saison 1975/1976 mitgewirkt. Am Wochenende zuvor war das erste Saisonspiel beim HSV, nach anfänglich gutem Beginn, mit 1:4 verloren worden. Rolf Rüssmann drohte längere Zeit auszufallen und Ulrich van den Berg schied bereits nach 15 Minuten verletzt aus, so dass es galt, die klassische Position des Vorstoppers neu zu besetzen.

„Hier hatten sich im Vorfeld Trainer Max Merkel und sein Co-Trainer Friedel Rausch“ zusammen mit dem Trainer der Amateurmannschaft, Manfred Kreuz, abgestimmt, so dass ich also am Dienstag im Flieger zuerst nach Stuttgart und dann weiter nach Wien saß. Bei der Ankunft in Wien musst mal wieder Charly Neumann alle Register seines Könnens, nämlich reden und gleichzeitig Charme versprühen, einsetzen, damit Bernd Thiele, der ohne seinen Pass unterwegs war, einreisen durfte. Schließlich überzeugte Charly das Grenzpersonal davon, dass wir Bernd Thiele nach dem Spiel ganz sicher wieder mit zurück nach Deutschland nehmen würden, denn dort bräuchten wir ihn ja schließlich noch.

In Wien bezogen wir dann das sogenannte Tageszimmer im Parkhotel und trafen uns danach zum gemeinsamen Mittagessen. Nachdem uns der Ex-Schalker Hansi Pirkner, für viele Fans wegen seines entscheidenden Traumtores beim 2:1-Sieg 1970 beim BVB und seinen unzähligen Mätzchen unvergessen, einen Kurzbesuch abgestattet hatte, ging es zum Ausruhen auf die Zimmer. Gegen 18 Uhr ging es dann endlich mit dem Bus zum Wiener Praterstadion, wie es zu dieser Zeit noch hieß. Rapid Wien war für uns alle ein unbeschriebenes Blatt, so dass es vor dem Spiel auch keine Mannschaftsbesprechung gab. Wir ließen also einfach alles auf uns zukommen.“

Die Nummer 4 am Haken

Richtig wach wurde ich dann allerdings erst knapp eine halbe Stunde vor dem Anpfiff, als Rolf Rüssmann, von dem ich angenommen hatte, dass er zumindest testweise zum Einsatz kommen würde, mich fragte, warum ich mich denn noch nicht umziehen würde. Ich gab ihm zur Antwort, dass die Ersatzspieler sich ja üblicherweise erst umziehen würden, wenn die Mannschaft die Kabine zum Aufwärmen verlassen habe. Rolf nahm daraufhin das Trikot, das Mannschaftsbetreuer „Ede“ Lichterfeld an den Haken hinter meinem Rücken gehängt hatte und zeigte es mir: Nummer 4! Ich war felsenfest davon ausgegangen, nicht zu den ersten Elf zu gehören und vermutete deshalb das Trikot mit der Nr. 14 zu bekommen. Nun musste ich aber Tempo an den Tag legen. Zuletzt galt es noch, die Kontaktlinsen einzulegen und dann ging es raus. Und wieder wurde ein kleiner Traum für mich wahr“, erinnert sich Schonhoff mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

„Während der Aufwärmphase“ fährt der Ex-Schalker fort zu erzählen, „befand ich mich gerade in der Nähe unseres Cheftrainers Max Merkel, als der Stadionsprecher lautstark „Mit der Nummer 9 – Hans Krankl“ ankündigte und das Publikum diese Ansage mit euphorischer Begeisterung annahm.

Höchststrafe: Hans Krankl

Just in diesem Moment legte Max Merkel seiner echten Arm auf meine Schulter und sagte nur zu mir: „Na, gegen den spielst‘s!“ „In der ersten Halbzeit lieferten wir eine nahezu perfekte Leistung ab“ erinnert sich Schonhoff, „und führten verdient mit 2:0. Nachdem uns aber in der 65. Spielminute ein glasklarer Elfmeter verweigert worden war und Rapid Wien förmlich im Gegenzug den Anschlusstreffer erzielen konnte, gelang es ihnen in der 78. Minute sogar noch zum 2:2 Endstand auszugleichen. Ich durfte über die vollen 90 Minuten mitwirken und damit meinem persönlichen ‚Buch als Amateurspieler im Profibereich‘ ein weiteres, kleines Kapitel hinzufügen. Speziell 1978, als Hans Krankl bei der WM in Argentinien für Österreich ein großes Spiel gegen die Bundesrepublik Deutschland machte, fiel mir unser Spiel in Wien gegen Rapid wieder ein.“

Schonhoffs Leistung in Wien muss Max Merkel und Friedel Rausch wohl überzeugt haben, denn auch am folgenden Samstag kam er, beim Heimspiel im Parkstadion gegen den MSV Duisburg, zum Einsatz. Statt Hans Krankl hieß Schonhoffs Gegenspieler in dieser Partie „Rudi“ Seliger. Schonhoff absolvierte in der Saison 1975/76 zwei Bundesligaspiele für die Knappen.

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