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Fan: Dirk Michalowski bewertet Bochumer Proteste
„Differenzierung bekommen nicht alle Fanszenen hin“

Deutlicher Protest in Bochum: VfL-Fans halten Transparente mit der Rückennummer 8 des abgewanderten Thomas Zdebel in die Luft (Foto: firo).
Deutlicher Protest in Bochum: VfL-Fans halten Transparente mit der Rückennummer 8 des abgewanderten Thomas Zdebel in die Luft (Foto: firo).
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Trotz des befreienden 2:0 Erfolges gegen den Karlsruher SC vom vergangenen Sonntag kehrt derzeit beim VfL Bochum einfach keine Ruhe ein. Für viel Unmut sorgte in den vergangenen Tagen vor allem die Aussage von Sportvorstand Thomas Ernst, der die Fanproteste mit den Worten: „Die Fans verstehen uns nicht, dann müssen wir sie auch nicht verstehen“, kommentierte.

Reviersport unterhielt sich mit Bochums Fanbeauftragten Dirk Michalowski über seine Bewertung der Vorgänge.

Die Vereinsspitze um Sportvorstand Thomas Ernst zeigte sich am Sonntag offenbar überrascht über das Ausmaß der Proteste der Fans. Sie auch?

Nein, das hat sich in den Wochen vor dem Spiel bereits angedeutet. Und wenn ich in den letzten Tagen mit unseren Anhängern geredet habe, dann war das auch spürbar, dass man damit rechnen konnte und auch musste.

Haben Sie den Vorstand nicht informiert, dass es zu Meinungsäußerungen kommen kann?

Ich habe die Verantwortlichen vorher informiert, dass es am Spieltag zu solchen Aktionen kommen kann. Im Prinzip war der Verein darauf vorbereitet, auch wenn man nicht genau abschätzen kann, wie es dann konkret abläuft.

Sie sind nah dran am Geschehen. Wie bewerten Sie die Vorgänge?

Der Fan hat in diesem Moment seine Möglichkeit genutzt, deutlich zu machen, dass er mit einer Entscheidung, die der Verein getroffen hat, nicht einverstanden ist. Und das finde ich als Vorgang an sich auch in Ordnung.

Tun die Vereinsgremien also gut daran, die Warnung aus dem Kreis der Fans ernst zu nehmen?

Das war ein deutlicher Protest. Natürlich nehmen wir das ernst.

War der Protest das Ergebnis einer Einzelentscheidung, oder hat die Personalie Thomas Zdebel das Fass nur zum Überlaufen gebracht?

Wir sind auf einem Abstiegsplatz in der Winterpause gegangen. Und dann wird am ersten Trainingstag bekannt, dass der Kapitän nur noch zum Kader der Zweiten Mannschaft gehört. Da ist natürlich die Verwunderung groß, zumal sich der Verein dazu entscheidet, die Gründe dafür nicht zu veröffentlichen. Dass dann Spekulationen aufkommen, das war den Verantwortlichen auch bewusst. Dennoch haben sie sich dafür entscheiden. Das sollte man respektieren.

Das ist aber nicht befriedigend für die Fans!

Natürlich ist diese Reaktion menschlich. Es gibt immer wieder Internes, das eben nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist.

Glauben Sie, dass bei den Verantwortlichen ein Umdenkungsprozess eingesetzt hat?

Da müssen Sie die Verantwortlich fragen. Sie können sich aber sicher sein, dass man sich beim VfL immer kritisch und verantwortungsvoll mit den Meinungen der eigenen Anhänger auseinandersetzt.

Während des Spiels haben die Fans den VfL dann wieder loyal unterstützt!

Die Fans haben vor dem Spiel ihrem Ärger und ihrer Meinung Luft gemacht. Es ist deutlich rüber gekommen, wie sie in dieser Frage denken. Aber die Mannschaft wurde dann in den 90 Minuten von allen Fans leidenschaftlich angefeuert. Und dafür muss man ihnen ganz einfach ein Kompliment machen. Damit haben unsere Anhänger ganz klar dokumentiert, dass sie zwar nicht gewillt sind, alle Vorgänge kommentarlos hinzunehmen, aber dennoch alles unternehmen, um dem Team zu helfen. Diese feine Differenzierung bekommen nicht alle Fanszenen hin. Und das ist vielleicht die noch wichtigere Erkenntnis.

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