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BVB Fan-Club International e.V. erhält Preis für Demokratie und Toleranz
Promis und Asylbewerber

BVB Fan-Club International e.V. erhält Preis für Demokratie und Toleranz

Öffentliche Auftritte sind sie gewohnt. Am kommenden Mittwoch kommt ein weiterer dazu. Der BVB-Fanclub International e.V. aus Kamen erhält den Ehrenpreis im Rahmen des Wettbewerbs "Aktiv für Demokratie und Toleranz". Mit diesem Preis zeichnet das "Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt",Projekte für vorbildliches zivilgesellschaftliches Verhalten aus.

Levent Aktoprak, der BVB International e.V hat einen ungeheuren Zulauf an prominenten Mitgliedern. Sind Sie eigentlich noch Vorsitzender eines Fan-Clubs im eigentlichen Sinne oder geht es bei Ihnen vielleicht gar nicht mehr so sehr um den Sport? Natürlich ist es schön, diesen Preis zu erhalten. Und es gibt sicherlich Mitglieder, die inhaltliche Ziele des Projektes wichtiger nehmen. Wir stehen für Integration von Minderheiten und gegen Diskriminierung sowie Extremismus. Dabei haben wir uns zum Ziel gesetzt, den Dialog und den Austausch zwischen den Kulturen in Deutschland und Europa zu fördern Aber Grundvoraussetzung, um bei uns dabei zu sein, ist ein schwarz-gelbes Herz. Und das haben auch die Herren Blüm und Özdemir. Dennoch wird mir manchmal etwas zu viel Aufsehen darum gemacht. Wir spielen jeden Sonntag in Kamen Fußball. Da kicken Polen, Türken, Italiener und Schwarzafrikaner zusammen. Die sind auch alle Mitglieder bei uns. Nationalität, Hautfarbe, Kultur und Sprache spielen keine Rolle. Auch nicht, was einer im Portmonee hat. Darüber berichtet aber niemand.

Dennoch ist entsprechende Unterstützung von namhaften Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Medien, Kultur und Sport sicherlich förderlich, um seinen Zielen auch eine gewisse Ausdruckskraft zu verleihen, oder? Fußball ist die populärste und emotionalste Sportart, die es gibt. Der Fußball zieht Millionen Menschen in seinen Bann. Da fallen alle Schranken. Ich vergleiche das immer mit der Musik: Grenzenlos und eine Herzensangelegenheit. Im Sport und im Fußball im Besonderen ist es egal, was in deinem Pass steht. Wenn wir da sonntags zusammen kicken, dann spielt auch die Religion keine Rolle. Diese Kraft des Fußballs wollen wir nutzen, um ein friedvolles, völkerverbindendes Miteinander der Kulturen zu erreichen. Zivilcourage, Toleranz und Mut zur Demokratie, das sind die Dinge, die wir fördern müssen.

Schwere Ziele, die aber oft schon vor der eigenen Haustür scheitern. Haben Sie sich eigentlich gefreut, dass Schalke kein Meister geworden ist? Ich finde es etwas anderes, ob ich jemanden damit aufziehe, dass sein Verein bald 50 Jahre kein Meister geworden ist. Oder ob ich rufe: 'Asa, geh' in den Busch'. Das muss man differenzieren. Da würde ich sofort aufspringen. Eine gewisse Rivalität gehört beim Sport dazu. Aber respektloses Verhalten kann ich nicht dulden. Obwohl ich auf der Osttribüne sitze, bin ich da auch schon ein paar mal ganz böse mit den eigenen Fans angeeckt.

Wie wollen Sie das dumpfe Denken aus den Köpfen der Menschen bekommen? Da gibt es kein einzelnes Projekt, mit dem man so etwas erreichen kann. Den Juroren ging es bei der Preisverleihung nicht darum, herausragende Aktionen aufzuspüren, sondern die Vielfalt und die Breite möglicher Konzepte aufzuzeigen. Denn was bei uns auf dem Platz funktioniert, kann auch außerhalb greifen.

Wie zum Beispiel? Wir haben Schüler und Pädagogen mit Hilfe des BVB in den Signal-Iduna Park eingeladen Gerd Kolbe, ehemaliger Pressesprecher des Vereins, erzählte den Kids über den BVB in der NS-Zeit. Da lässt sich dann schnell der Bogen spannen, zu den Rechtsradikalen von heute. Oder wir haben im sozialschwachen Norden 100 BVB-Freundschaftsbänder verschenkt. Damit laufen jetzt Menschen unterschiedlichster Herkunft herum - und es verbindet sie. Der Kamener Autor Dietrich Schulze-Marmeling, hat Lesungen aus seinem Buch 'Davidstern und Lederball - Die Geschichte der Juden im deutschen und internationalen Fußball' gehalten. Mit Otto Addo haben wir Schulbesuche durchgeführt. Wir haben aber auch Workshops, internationale Begegnungen, Feste und Fußballspiele veranstaltet.

Sie sind selbst türkischer Herkunft, wanderten mit ihren Eltern 1964 als Fünfjähriger aus Ankara nach Deutschland ein. Wie bewerten Sie den Stand der Integrationsbemühungen im Sport nach knapp 45 Jahren? Es gibt in der dritten Generation viele ausländische Kinder und Jugendliche in deutschen Sportvereinen. Auch in den türkischen und ausländischen Clubs spielen mittlerweile die unterschiedlichsten Nationen zusammen - auch Deutsche. Das müssen die Vereine weiter ausbauen und dabei auch versuchen, mehr Ausländer in die Vorstandsarbeiten mit einzubinden.

Und wo genau ist Ihr Bolzplatz? Wir treffen uns jeden Sonntag um 10.15 Uhr in Kamen am Hemsack neben der Anlage des Kamener SC. Willkommen ist wirklich jeder, der mit uns Fußball spielen möchte und mit unseren Zielen etwas anfangen kann. Weitere Informationen bekommen Interessenten auch über unsere Homepage www.bvb-international.de

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