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Eher von Polizei als durch Ultras bedroht?

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Fans: Eher von Polizei als durch Ultras bedroht?
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Der Titel der Podiumsdiskussion, die der WDR für seinen Inforadio WDR 5 im Dortmunder Harenberg Center aufgezeichnet hat, klingt martialisch und reißerisch:

Ältere Fans meldeten sich zu Wort und sagten, sie fühlten sich ebenfalls eher durch die Polizei denn durch Ultras bedroht. „Da stehen vermummte und verkleidete Armeen. Das hat automatisch eine negative Ausstrahlung auf die Fans“, sagte einer. Und ein weiterer fügte hinzu: „Wenn ich mit dem Sonderzug zu einem Auswärtsspiel fahre, werde ich von der Polizei meiner Reisefreiheit beraubt. Kümmern Sie sich um die zwei Prozent Gewalttäter, aber lassen Sie die friedlichen 98 Prozent in Ruhe.

Ich bin 60 Jahre alt und darf im Bahnhof nicht mal auf die Toilette.“Jäger ging darauf nicht ein, widmete sich den Ultras und dem gescheiterten Dialog zwischen Polizei und dieser besonderen Fan-Gruppierung. Es war deutlich zu merken, dass Jäger und Ultras weit davon entfernt sind, ein entspanntes Verhältnis zueinander aufzubauen.

Fan-Forscherin von der Heyde ging schließlich noch auf die Hooligan-Thematik ein, die sie ebenfalls für stark übertrieben halte. Hooligans habe es schon immer gegeben. Neu sei, dass sie in letzter Zeit wieder verstärkt in Erscheinung treten. Die Auseinandersetzung in der Kölner Innenstadt, bei der ein Schalker Hooligan schwer verletzt worden war, sei zwar neu, aber „keine neue Dimension der Gewalt“. Sie warnte vor einer Überdramatisierung.

Fans sollen sich von Gewalttätern abgrenzen

Jäger verlangte wiederum von den Fans, sich stärker von Gewalttätern abzugrenzen, da sonst die gesamte Fankultur in Gefahr sei. Jens Volke warnte vor drastischen Maßnahmen und schilderte die Situation in Italien oder den Niederlanden. Dort könnten Fans nur gesammelt zu Auswärtsspielen fahren, was die Konsequenz habe, dass etwa ein Ajax-Fan, der in Enschede wohnt, nicht von zu Hause aus zum Auswärtsspiel von Ajax in Enschede gehen dürfe, sondern erst nach Amsterdam fahren müsse, um gemeinsam mit den anderen Ajax-Fans zum Spiel an seinem Wohnort zu reisen.

Nach dem Spiel müsse er dann wieder nach Amsterdam zurück, von wo aus er dann wieder nach Enschede fahren könne. Durch solche Maßnahmen halte man genau das Publikum aus den Stadion fern, das dort gewünscht werde: Familien, die sich den Stress einer komplizierten Fahrt nicht antun wollen. „Die, wegen denen diese Maßnahmen eingeführt worden sind, fahren trotzdem“, so der BVB-Fanbeauftragte.


Am Ende sollten die Teilnehmer ihre Erwartungen zum anstehenden Revierderby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 verraten – abseits des Sports. Doch das Spiel wollte keiner mitspielen. „Es geht um Sport. Ich hoffe, dass der BVB gewinnt und dass es nach dem Spiel keinen ARD-Brennpunkt gibt“, so Gruszecki. Judith von der Heyde warnte vor einem Medienhype, der die Gewalt in den Vordergrund rücke: „Diese Diskussion ist ja nicht umsonst vor dem Derby angesetzt worden“, kritisierte sie.

Jens Volke mochte ebenfalls nur eine rein sportliche Betrachtung abgeben und betonte, dass es mal wieder Zeit für einen Heimsieg sei. Die Fragen nach Gewalt nervten ihn: „Ständig werde ich gefragt, was denn wohl passieren wird. Ich weiß es nicht. Wollen Sie denn, dass etwas passiert?“ Für ihn sei die ständige Frage nach Gewalt eine selbsterfüllende Prophezeihung, da die ständige Thematisierung „die falschen Leute anlockt.“

Jäger lädt Fan-Vertreter zum Polizeieinsatz ein NRW-Innenminister Jäger wollte sich sportlich nicht festlegen, hofft aber auf ein friedliches Derby. Und am Ende reichte er seinem Haupt-Kontrahenten Jan-Henrik Gruszecki noch verbal die Hand: „Ich lade Sie ein, einen Fußballeinsatz auf Seiten der Polizei zu begleiten“ – ein Angebot, dass Gruszecki, so verriet er nach der Diskussion, wohl auch gerne annehmen wird.

WDR 5 sendet die Diskussion am Donnerstag um 20.05 Uhr.

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