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Ostkurvler aus Bochum
Fan-Radio kommt als Familien-Soap

Bochum: Ostkurvler aud dem Weg zum Kult
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Unser Fan des Monats hat im Monat Februar Zuwachs bekommen. Denn in der Stadt Bochum befinden sich gleich drei VfL Bochum-Anhänger auf dem Weg zum Kult.

„Sie sind VfL-Fans. Sie gehen mit ihrem Verein durch dick und dünn. Sie sind keine Schönwetterfans, ganz bestimmt nicht! Sie sind im Stadion an der Castroper Straße, und das bei jedem Heimspiel.“

So preist Bochums Lokalradio 98,5 Radio Bochum die Ostkurvler auf seiner Homepage an. Sie haben nicht zu viel versprochen. Seit Beginn der Saison verzücken Heinz Evers, Rudolf Schallenberg und Frank Dellmann die Hörer in Bochum mit ihren teils herrlich schrägen Kommentaren zu den Spielen ihrer Lieblinge. Sie besuchen das Training und betrachten aus Sicht des Fans die Entwicklungen bei ihrem Leib- und Magenverein leidenschaftlich und intensiv auf dem Äther. Tief im Westen, wo man das Herz auf der Zunge trägt, begeistern die Anhänger vor dem Mikrofon mit ihren unverblümten und herrlich frechen Analysen.

Denn bei allem Enthusiasmus halten sie auch mit Kritik nicht hinter dem Berg. „Wenn ich meine, dass zum Beispiel der Mimoun Azaouagh nur in Bochum ist, um sein Geld abzuholen. Aber er mit dem VfL genauso viel am Hut hat, wie ich mit Schalke und dem BVB, dann sage ich das“, nimmt vor allem Frank Dellmann kein Blatt vor den Mund. „Das führt natürlich dazu, dass schon mal der eine oder andere Kommentar, der zu sehr ins persönliche geht, herausgeschnitten wird“, grinst Dellmann. Dellmann ist mit 48 Jahren der Junior im familiären Trio Infernale. Zu den drei Ostkurvlern gehören neben Dellmann noch sein Vater Rudolf Schallenberg (72) und Onkel Heinz Evers (66).

Eigene Autogrammkarten haben sie zwar noch nicht, aber ihre Fangemeinde wächst ständig. Unmittelbar nach den Spielen im rewirpowerstadion treffen sich die VfL-Anhänger mit einem Mitarbeiter des Senders vor der Fangastronomie 8zehn48 zur Aufnahme. „Auf dem Weg dahin wird leidenschaftlich diskutiert und dann nehmen wir dort die Original-Töne auf“, ist Dellmann mittlerweile schon ganz Medien-Profi. Bei Auswärtsspielen, die nicht im Stadion besucht werden, treffen sich der Mitarbeiter eines Logistikunternehmens und die beiden Rentner kurz nach dem Abpfiff in der Redaktion.

„Mein Papa hatte die Idee zu dieser verrückten Geschichte“, hat sich Schallenberg auf einen Aufruf des Senders beworben und seinen Sohn und seinen Schwager gleich mit verpflichtet. Von ihren Stammplätzen in der Ostkurve aus „kommen wir meistens zu total gegensätzlichen Ergebnissen. Bei den beiden älteren Herren komme ich mir manchmal vor, wie bei Statler und Waldorf in der Muppetshow“, lacht Dellmann.

Die Rollen in der Familien-Soap sind klar verteilt. „Ich bin sicher der derjenige von uns, der alles aus der blau-weißen Brille sieht“, hält er eher nichts von allzu sachlichen Analysen. „Ich gehe seit 30 Jahren zum VfL. Wenn ich alles objektiv bewerten würde, hätte ich wahrscheinlich schon längst die Motivation verloren“, sieht der Angestellte der Informationstechnik auch die meisten Auswärtsspiele aus dem Trio direkt vor Ort. „Früher war ich Allesfahrer, da bin ich schon mal nach Feierabend noch um 16.00 Uhr zu einem Pokalspiel nach St. Pauli gefahren“, sei aber auch er mit der Zeit ein wenig ruhiger geworden.

Dennoch gebe es für ihn nichts anderes als die Jungs von der Castroper Straße. „Mein Vater ist im Herzen auch ein echter Bochumer, aber viel kritischer“, verrät Dellmann. „Papa kommt ursprünglich aus Witten und ist in seiner Jugend zu den Schwarz-Gelben gegangen“, habe sich die Liebe zum VfL daher erst nach dem Umzug nach Bochum langsam entwickelt. „Er ist der geborene Pessimist“, bekommt Schallenberg sein Fett weg. Und der Dritte im Bunde fühle sich eher für die Mehrheitsmeinung zuständig, kritisiert Dellmann. „Mein Onkel Heinz bezieht seine Meinung größtenteils aus dem Boulevard und dreht sein Fähnchen immer schön nach dem Wind.“

Heiße Diskussionen sind bei den Drei von der Ostkurve deshalb an der Tagesordnung. Während Dellmann bislang größtenteils positive Reaktionen aus dem Bekanntenkreis zu seinen verbalen Ergüssen erfahre hat, werden die beiden Pensionäre schon mal mit einem Augenzwinkern verbal rüde angegangen. „Was hast du denn da am Samstag wieder für einen Mist erzählt?“, kann sich Schallenberg laut seinem Sohn regelmäßig von den Nachbarn anhörten.

Gefallen gefunden hat er wie auch die anderen beiden an der derzeit auf diese Saison befristete Rolle im Lokalradio aber dennoch. „Wir wissen nicht, was Radio Bochum 98,5 vor hat, aber wir können uns schon vorstellen, die Sendung auch über den Sommer hinaus weiter zu machen“, hätten die drei VfL-Fans nichts gegen eine Fortsetzung.

Zumal es gerade auch mit den Vorhersagen immer besser läuft. „Wir treffen uns donnerstags im Sender zu den Vorberichten zu den einzelnen Spielen. Die enden dann jeweils mit einem Tipp. Nachdem wir in der Hinrunde dabei noch oft daneben lagen, klappte es bislang in der Rückrunde besser“, grinst Dellmann.

„Das könnte aber auch nur daran liegen, dass der VfL bis zum 1:4 in Wolfsburg im Jahr 2010 unbesiegt geblieben ist“, gibt Dellmann zu. „Denn bei allen unterschiedlichen Meinungen sind wir vor allem Fans des VfL Bochum, die unserem Verein uneingeschränkt die Daumen drücken“, soll die blau-weiße Brille auch in den zumindest noch zwei kommenden Monaten vor dem Mikrofon aufbehalten werden.

Zu hören sind die drei Ostkurvler vor und nach den Spielen des VfL Bochum im Rahmen der Sendung XX im Bochumer Lokalradio auf 98,5 Radio Bochum.

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