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RWE: Schlammschlacht
Hülsmann-Sohn diffamiert Zurheide

RWE: Schlammschlacht hinter den Kulissen
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Auch wenn die Saison rein sportlich gesehen ein echter Langweiler zu werden scheint, tobt hinter den Rot-weissen Kulissen eine handfeste Schlammschlacht.

Rot-Weiss Essen drohen beschauliche Monate. Wenn Klubs wie die Sportfreunde Lotte, Saarbrücken oder Münster über die sportlich relevanten Themen entscheiden, bleibt der Ligakrösus außen vor. Spannend bleibt es trotzdem. Denn während hinter dem Drama der Regionalliga-Serie bereits der Abspann rattert, läuft hinter den Kulissen des Vereins eine waschechte Schmierenkomödie. Einer der Hauptdarsteller: Essens Stadtdirektor Christian Hülsmann. Zwar füllt der keinen Posten beim Fußballverein Rot-Weiss Essen aus, ist dafür aber eine der zentralen Figuren was das städtische Engagement beim Regionalligisten angeht. So weit, so bekannt.

IP-Adresse ermittelt den Autor

Auch blieb es nicht verborgen, dass immer wieder vertrauliche Informationen über verschiedene Medien an die Öffentlichkeit durchsickerten. Was nicht ohne Konsequenzen bleiben sollte: Über das RS-online-Forum macht der User "gotti" am 27. August RWE-Aufsichtsratsmitglied Jürgen Zurheide als undichte Quelle aus. Zurheide sei "alter SPD-Genosse" und gebe "seit Monaten interne, höchst vertrauliche Informationen aus dem RWE-Aufsichtsrat an verschiedene Pressevertreter weiter", hieß es dort unter anderem. Doch damit nicht genug. Auch über Stephan Clausen, Geschäftsführer der Berliner PR-Agentur KETANO, soll er das Schreiben an verschiedene überregionale Medien weitergeleitet haben, wie sich aus Dokumenten ergibt, die RevierSport vorliegen.

Zurheide wollte die Anschuldigungen nicht auf sich sitzen lassen und erwirkte über seinen Anwalt die Herausgabe der IP-Adresse des Users. Das ist eine elektronische Identifikationsnummer, mit der ein einzelner Rechner und der zugehörige Benutzer ermittelt werden kann. Und Zurheide wird nicht schlecht gestaunt haben, wen die Ermittlungen als Quelle ausspuckten: Hülsmann! Allerdings Stefan Hülsmann, Sohn des Stadtdirektors. Mittlerweile hat Zurheide mittels seines Anwalts eine Unterlassungsverpflichtungserklärung gegen Hülsmann und Clausen erwirkt. Beide Schreiben liegen der Redaktion vor.

Stadtdirektor Christian Hülsmann (Foto: firo).

Stadtdirektor Hülsmann selbst bleibt daher auch gar nichts anderes übrig, als sich zu den Vorwürfen zu bekennen. Auf RS-Anfrage räumte der CDU-Politiker schriftlich ein: "Im April/Mai dieses Jahres begann eine Pressekampagne, wie ich sie in meinen über 40 Dienstjahren noch nicht erlebt hatte. Plötzlich interessierten sich zahlreiche renommierte überregionale Zeitungen und Magazine plus mehrere Fernsehanstalten für einen Viertligisten und ein Stadion, das keineswegs mit Goldrand konzipiert war. Kataloge mit teilweise über 20 Fragen wurden mir zugemailt, vielfältige Nachfragen - kurzum: Ich war in den letzten drei Monaten vor der Kommunalwahl sehr intensiv mit diesem ganzen Thema beschäftigt."

"Melange aus Lügen, Wahrheiten und Unwahrheiten" Vor allem der Gegenstand der Recherchen irritierte den Politiker: "Die Fragen waren eine Melange aus Wahrheiten, Lügen und Halbwahrheiten. Es wurden Interna nachgefragt, die nur aus dem Umfeld des Vereins stammen konnten. Darüber hinaus wurde ich mit wörtlichen Zitaten aus dem Aufsichtsrat der GVE konfrontiert, Zitate, die nicht einmal im Protokoll auftauchten und somit unmittelbar aus dem Aufsichtsrat nach außen getragen worden sein mussten. Mit meinem Sohn habe ich mich in dieser Frage regelmäßig ausgetauscht. Er hat dann - um seinem Vater moralisch den Rücken zu stärken - ein Mitglied des Aufsichtsrates als vermeintlichen Informanten in Ihrer Community 'Rund um die Hafenstraße' genannt. Einem Mann, der auch von mehreren anderen als "Quelle" vermutet wurde. Von seiner Aktion hat mir mein Sohn erst anschließend berichtet. Als Chef des städtischen IT-Dienstleisters 'Essener Systemhaus' ist mir natürlich bekannt, dass man die IP-Adressen nachverfolgen kann und dass im Rahmen von tatsächlichen beziehungsweise vermeintlichen Verleumdungen der Provider die Adresse auch herausgeben muss. Von daher sind die Spekulationen darüber Quatsch, ich hätte eventuell vorab von den Aktivitäten meines Sohnes Kenntnis gehabt. Mein Sohn ist aber nun mal mein Sohn und selbstverständlich stehe ich als Vater auch in dieser Situation an seiner Seite."

Christian Hülsmann, Stefan Meutsch, Wolfgang Reiniger und Dietmar Bückemeyer (v.l.n.r.) beim Stadion-"Anstoß".

Ob nach dieser "Schlammschlacht" überhaupt noch eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Hülsmann und Zurheide möglich ist, darf bezweifelt werden. Zurheide selbst wollte sich zu diesem Sachverhalt zwar nicht eingehend äußern. Aber noch nicht einmal der Disput zwischen Vorstand und Aufsichtsrat über die Entlassung von Teamchef Thomas Strunz scheint restlos ausgeräumt, jedenfalls bekennt Zurheide: "Dietmar Bückemeyer (Aufsichtsratsvorsitzender, d. Red.) hat insofern nicht für mich gesprochen, als er dem Vorstand menschlich schwaches Verhalten bei diesem Vorgang vorgeworfen hat."

"Ich war von Anfang an gegen die Verpflichtung von Strunz"

Aus dieser Diskussion möchte sich Hülsmann senior jedoch ausdrücklich heraus halten: "Der Ärger zwischen Vorstand und Aufsichtsratschef Bückemeyer im Zusammenhang mit der Entlassung von Herrn Strunz ist zwar nicht schön, aber deren Angelegenheit. Dass die Entlassung bei mir nicht gut angekommen sein soll, ist Blödsinn. Ich war vielmehr von Anfang an gegen die Verpflichtung von Thomas Strunz und habe das dem damaligen Präsidenten Hempelmann, dem damaligen Geschäftsführer Schäfer und Herrn Meutsch auch deutlich gesagt, die aber unbedingt Strunz verpflichten wollten. Dennoch: Ich habe mich weder damals, noch später in die sportfachlichen Belange des Vereins eingemischt. Das ist allein Aufgabe und Verantwortungsbereich vor allem des Vorstandes. Mittlerweile habe ich von mehreren Verantwortlichen des Vereins im Zusammenhang mit der Verpflichtung von Herrn Strunz die Aussage erhalten: 'Wir hätten auf Sie hören sollen!' Was aber weder mir noch dem Verein hilft. Die Umstände der Entlassung, sprich: die Nichtabsprache mit dem AR-Vorsitzenden, mögen zwar nicht gerade die feine englische Art gewesen sein, allerdings ist die Entscheidung als solche von mir nicht zu kritisieren."

Bei der gemeinsamen Sitzung zwischen Vorstand und Aufsichtsrat am Montag war Zurheide verhindert, der pikante Vorgang war offiziell jedoch ohnehin nicht Gegenstand der Sitzung.

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