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VfL: Aufsteiger, Absteiger, Probleme und Zukunft
Auch im nächsten Jahr Kampf um den Klassenerhalt

VfL: Aufsteiger, Absteiger, Probleme und Zukunft
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Christian Fuchs gehört zu den Aufsteigern beim VfL, Paul Freier zu den Absteigern.

Der Aufsteiger

Auch beim VfL gibt es sie wirklich. Da fällt einem zu allererst Christian Fuchs ein, der zwar als gestandener Nationalspieler aus Österreich an die Castroper Straße wechselte, wegen seines mutig geäußerten Ziels, einmal in der Premier League zu spielen, zuvor aber auch belächelt worden war. Nach kurzer Eingewöhnungszeit - schließlich spielte der Linksfuß bei seinem Ex-Klub SV Mattersburg weiter vorne - entwickelte er sich zu dem Aktivposten in der Viererkette mit enormer Power und Offensivpotenzial. Nach seiner Verletzung wurde es auch dem Letzten klar, dass es Fuchs auf Anhieb geschafft hatte, zu einem Führungsspieler aufzusteigen. Sein Potenzial würde einem Topklub gerecht.

Ihm am nächsten kam Mergim Mavraj. Der selbstbewusste junge Innenverteidiger nutzte mit großem Engagement seine Chance und bewies nachhaltig,

Mergim Mavraj überzeugte (Foto: firo).

dass er sich zu einem absoluten Leistungsträger innerhalb des Teams entwickeln kann. Selten hat man ein Talent so offensiv mit seiner Situation umgehen sehen, wobei seine realistische Einschätzung zu seinem Job und sein forsches Auftreten innerhalb und außerhalb des Rasens bemerkenswert ist. Nicht zu Unrecht gehört er auf seiner Position zu den Besten seines Jahrgangs. Leider muss er die Teilnahme an der U21-Europameisterschaft verletzungsbedingt absagen.

Dritter im Bunde ist Patrick Fabian, der zum Beispiel im Borussen-Park mit einer sehr starken Leistung bewies, dass die erste Liga für ihn durchaus im Bereich des Machbaren ist. Endlich wieder einer aus dem eigenen Nachwuchs, der es in der Bundesliga schaffen kann. Last but not least ist Joel Epalle zu erwähnen, der von den VfL-Fans vergöttert wird, nachdem man ihn wegen einer hartnäckigen Zeh-Verletzung fast schon verloren glaubte. Seine Rückkehr ins Team war mehr als ein Mosaikstein der späteren Rettung.

Absteiger

Es klingt fast wie ein Märchen. Ausgerechnet einer, über den Trainer, Kollegen und vor allem die Fans fast ein Jahr nur den Kopf geschüttelt hatten, wurde zur personifizierten Rettung: Vahid Hashemians Kopfball gegen die Frankfurter Eintracht ließ vieles vergessen, was der Iraner dem VfL bis dato schuldig geblieben war.

Kurios, nach den 90 Minuten gegen die Hessen, in denen er überzeugte, trauen ihm plötzlich alle wieder zu, dass er dem VfL noch einmal helfen kann. Dies allerdings muss er erst unter Beweis stellen. Neigte er doch zuletzt dazu, die Schuld an seinem „Versagen“ überall, nur nicht bei sich selbst, zu suchen. Auch Paul Freier blieb fast alles schuldig, was mit seiner Rückkehr an Hoffnungen verbunden war.

Paul Freier konnte die Erwartungen nicht erfüllen (Foto: firo).

Der Unterschied nur, beim Rechtsfuß hatte man immer das Gefühl, dass es lediglich eine Kopfsache ist und er stets alles versucht hat, um sich aus seiner misslichen Situation zu befreien. Das war auch der Grund dafür, dass Marcel Koller gegen viele Widerstände von außen es immer wieder mit dem Ex-Nationalspieler versuchte und ihn nie fallen ließ. Dies nährt auch die Hoffnung, dass Freier, bei dem es hin und wieder auch gute Ansätze gab, sportlich für den VfL noch nicht verloren ist.

Als Erklärung für seine „Nicht-Leistungen“ darf sicherlich erwähnt werden, dass er sowohl in der Sommer- als auch in der Wintervorbereitung mit gravierenden Verletzungsproblemen zu kämpfen hatte und sie mit in die nachfolgenden Runden schleppte. Sicher auch eine Ursache, warum er nicht in Tritt kam. Bochums teuerster Torwarteinkauf aller Zeiten, Daniel Fernandes, konnte dem VfL nicht wirklich helfen. Obwohl für ihn bei den abgewehrten Schüssen die Statistik eine Quote von 72,3 Prozent ausweist, konnte er seiner Mannschaft nur ganz selten die nötige Sicherheit vermitteln. Das, was man im Volksmund als „Torwartglück“ bezeichnet, ging ihm völlig ab. So war der Torwartwechsel ausgerechnet vor dem „Endspiel“ gegen Eintracht Frankfurt nachvollziehbar. Fernandes wird es schwer haben, Philipp Heerwagen wieder zu verdrängen.

Das Problem

Die Wurzel allen Übels lag in der Rückrunde ohne Frage in der Verletzungsmisere. Wenn man sagt, dass eine Mannschaft sich „einspielen“ muss, um zu ihrer optimalen Stärke zu finden, dann hat genau das beim VfL quasi nicht stattgefunden. Umso bemerkenswerter, dass es dennoch reichte und dabei einige ansehnliche Spiele – zum Beispiel in Hoffenheim oder daheim gegen den VfB Stuttgart - zustande kamen.

Würde Vereinsarzt Dr. Karl-Heinz Bauer einmal eine Statistik herausgeben, welcher Spieler in wie vielen Begegnungen über wie viele Wochen nicht zur Verfügung stand und welche

Stanislav Sestaks Ausfall schmerzte (Foto: firo).

Anzahl an Trainingseinheiten verpasst hat, man brauchte sich über die fehlende Konstanz der Mannschaft nicht mehr wirklich wundern. Gravierend die Probleme vor allem im Angriff, wo Stanislav Sestak - wer denkt da nicht an die Szene, als er den HSV-Torwart umspielt hatte und dann aus fünf Metern die Querlatte traf - erst Mitte der Rückrunde seine Torgefahr wieder entdeckte (fünf Tore in zwei Auswärtsspielen) - und kurz danach auf dem OP-Tisch landete.

Ob Marcin Mieciel, Sinan Kaloglu oder Hashemian, sie alle hatten ihre Zipperlein und waren eigentlich nie eine ernsthafte Alternative. Wenn überhaupt, dann war es noch der im Winter verpflichtete Diego Klimowicz, der aber die Crux hatte, nach langer Spielpause immer wieder von muskulären Problemen verfolgt zu werden. Tore in Serie, wie es zuletzt Sestak oder Gekas gelangen, fehlten einfach. Bezeichnend, dass sich die Schützenlast des VfL auf viele Schultern verteilte.

Zukunft

Ohne Wenn und Aber: Der VfL spielt auch im nächsten Jahr ausschließlich um den Klassenerhalt. Auffällig, dass seit langer Zeit mal wieder mit Hoffenheim, Köln und Mönchengladbach alle drei Aufsteiger in der Bundesliga bleiben konnten. Auch, weil die wirtschaftliche Potenz dies ermöglichte. In der kommenden Spielzeit hat der VfL die realistische Chance, sowohl Freiburg, Mainz und Nürnberg hinter sich zu lassen. Eventuell werden sich Mönchengladbach und auch der 1.FC Köln noch zu dem Kreis der Abstiegskandidaten gesellen.

Auf dem Transfermarkt wird es definitiv für den VfL keine großen Sprünge geben. Ein defensiver Mittelfeldspieler und ein oder zwei Stürmer - mehr geht nicht. Trotzdem ist die Mannschaft auf jeder Position doppelt besetzt. Und mit den genesenen Fuchs, Sestak, Ono und erstarkten Hashemian, Freier und Yahia absolut konkurrenzfähig.

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