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Wettmarkt: Liberalisierung scheint wieder möglich
Annäherung zwischen Politik, DOSB und Bundesliga

Wettmarkt: Liberalisierung scheint wieder möglich
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Zunächst war der Glücksspielstaatsvertrag von den Bundesländern regelrecht durchgeprügelt worden.

13 Monate nach dem Inkrafttreten scheint eine Liberalisierung des Wettmarktes in Deutschland plötzlich wieder denkbar. Auf einer Podiumsdiskussion in München kamen DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, DFL-Boss Christian Seifert, Bayern Münchens Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge und Peter Danckert, Sportausschuss-Vorsitzender des Bundestages, zu der gemeinsamen Auffassung, dass die derzeitige Regelung in Deutschland für alle Beteiligten unbefriedigend sei und überdacht werden müsse.

Vor allem die Signale aus Politik und Deutschem Olympischen Sportbund (DOSB) lassen aufhorchen und die privaten Wettanbieter spätestens nach Ablauf des Vertrages Ende 2011 auf eine Liberalisierung hoffen. "Wir müssen gucken: Wie gestalten wir das in der Zukunft. Denn die Analyse ist ja richtig: Oddset geht dramatisch runter", sagte Vesper und erklärte weiter: "Wenn es ein Lizenzmodell oder juristisch abgesichertes Modell geben würde, dann könnte man da ja mal drübergucken und es bewerten."

Das Problem bislang seien vor allem die Sorgen der Landessportbünde. "Man hat denen noch nicht die Angst nehmen können, dass wenn die Mauer zu den Wetten eingerissen wird, dass dann der nächste Schritt ist, auf die Glücksspiele zu gehen", erklärte Vesper. Aus den Einnahmen der staatlichen Lotteriegesellschaften fließen jährlich 500 Millionen Euro in die Sportförderung.

Der am 1. Januar 2008 in Kraft getretene Vertrag zementiert das Monopol des Staates bei Sportwetten und Glücksspielen und schließt private Konkurrenz aus. Vor allem die rechtliche Begründung, durch das Verbot privater Wettanbieter die Glücksspielsucht bekämpfen zu wollen, gerät seither immer stärker unter Beschuss. Als "hanebüchen" bezeichnete etwa der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung, Christian Seifert, diese Argumentation, da 80 Prozent der Spielsüchtigen Automatenspieler seien.

Das macht den Glücksspielstaatsvertrag anfechtbar, etwa durch den Europäischen Gerichtshofes (EuGH), der diesen noch vor dessen Ablauf in knapp drei Jahren kippen könnte. Denn der juristische Dienst des EuGH war jüngst zu dem Ergebnis gekommen, die deutsche Glücksspielpolitik sei widersprüchlich. Insbesondere prangern die EU-Spezialisten an, dass in Deutschland private Unternehmen keine Wetten auf Fußball-Ergebnisse anbieten dürfen, bei Pferdewetten Privatanbieter aber zugelassen sind - ebenso wie beim Aufstellen von Glücksspielautomaten in Kneipen.

Peter Danckert erwartet deshalb auch "erste Hinweise aus Brüssel" in diesem Jahr. Für den Sportausschuss-Vorsitzenden steht fest: "Wir sollten das mit einem vernünftigen Modell regeln und die Gegner überzeugen. Man sollte alle ins Boot holen, DOSB, Landessportbünde und Ministerpräsidenten und ihnen sagen, was sie da verursachen, wenn sie das so weiterlaufen lassen."

Europarechtlich habe man ohnehin beste Karten. Bayern Münchens Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge kündigte zudem die Bereitschaft an, den DOSB "nicht im Regen stehen lassen", ihn "voll unterstützen" und dafür sorgen zu wollen, ihn "als Gewinner" hervorgehen zu lassen: "Ein tragfähiges Modell wäre: Der Fußball akzeptiert die Liberalisierung des Wettmarktes und unterstützt die Monopolisierung der Lottogesellschaften."

Dadurch würde der Breitensport gestützt werden. In Brüssel könne man sich ein solches Modell durchaus vorstellen, sagte Rummenigge.

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