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VfL: Aufsteiger Christian Fuchs und viele Probleme
Keine Schuldzuweisungen

VfL: Aufsteiger Christian Fuchs und viele Probleme
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Aufsteiger aus VfL-Sicht gab es in der Hinrunde nur wenige, dafür häuften sich eine ganze Menge Probleme an.

17 Spieltage hat Trainer Marcel Koller noch Zeit, das Blatt zu wenden.

Aufsteiger Wer auf einem Absteiger-Platz steht, der hat in seiner Mannschaft notwendigerweise nicht gerade viele Aufsteiger. Zumindest eine der allesamt eigentlich hochklassigen Neuverpflichtungen aus dem Sommer wurde den Erwartungen ohne Einschränkungen gerecht. Christian Fuchs verstärkte den VfL wirklich, brachte viel frischen Wind auf die linke Seite und weckt Hoffnungen für die Zukunft. In seiner sehr unkonventionellen und offenen Art passt der "Ösi" auch bestens in die Ruhrgebiets-Landschaft, wenn auch hier Berge eher als Abraumhalden vorkommen.

Zwei Spieler, die eh schon zu den absoluten Stammkräften von Marcel Koller gehörten, haben sich in der Hierarchie noch weiter nach oben gespielt. Anthar Yahia hat sich mittlerweile als ein absoluter Glücksgriff entpuppt. Der Innenverteidiger, der auch in seinem eigenen Land höchste Wertschätzung genießt, dürfte mittlerweile zu den besten Abwehrkräften der Liga gezählt werden. Sein unaufgeregtes und enorm mannschaftsdienliches Spiel ist für den VfL mittlerweile unverzichtbar. Gleiches gilt für Christoph Dabrowski. Der "Lange", der durchaus mit Startschwierigkeiten seine Zeit in Bochum begann, ist mittlerweile die eigentlich einzige Konstante in einem Mittelfeld, in dem sich ansonsten mehr Masse als Klasse tummelt. Dabrowski aber nimmt das Heft in die Hand, kurbelt unermüdlich an und hat auch in dieser Saison schon wieder vier Tore auf dem Zettel. Auch er ist für Bochum (über)lebenswichtig.

Absteiger Als der VfL im letzten Sommer für seine Verhältnisse richtig viel Geld in die Hand nahm, um den Kader zu verstärken, da wähnten sich viele Fans schon auf dem Weg in eine gute Zukunft. Zu klangvoll waren die Namen auf der Einkaufsliste, um Skepsis walten zu lassen. Um so ernüchternder ist die Zwischenbilanz. Denn gerade die Neuzugänge waren es, die viel zum enttäuschenden Auftreten des VfL in der ersten Serie beitrugen. Da ist vor allem Paul Freier zu nennen. Der Ex-Nationalspieler wirkt gegenüber seiner ersten Zeit beim VfL, als er zu einem der besten Stürmer in Deutschland reifte, gehemmt, unsicher, teilweise regelrecht überfordert. Die fehlende Vorbereitung aufgrund eines gebrochenen Zehs alleine kann da nicht als Entschuldigung herhalten. Freiers sportliche Einstellung ist über jeden Verdacht erhaben, er probiert im Training alles, aber es reicht nicht.

Vahid Hashemian saß schon bei Bayern und Hannover zumeist auf der Tribüne. Trotzdem gab es wenig Kritik an dem Transfer. Zu gut waren in Bochum noch die Erinnerungen an den "Hubschrauber", der beim VfL seine beste Zeit hatte, bevor er sich in der großen Fußballwelt verirrte. Diverse Wehwehchen verhinderten bisher seine Auftritte, dass er die Schuld beim Trainer und nicht bei sich sucht, macht keine großen Hoffnungen auf Besserung.

Von den "Alten" ist es natürlich Stanislav Sestak, der die Erwartungen am deutlichsten verfehlte. Er ist bisher nur ein Schatten des Stürmers aus der letzten Spielzeit. Das verflixte zweite Jahr, einige Verletzungen und natürlich auch der Umstand, dass sich die Gegner auf seine Spielweise eingestellt haben, sind mögliche Erklärungen für den Formeinbruch des Slowaken. Ohne seine Tore wird aber der Klassenerhalt schwierig.

Die Zeit des Shinji Ono scheint abgelaufen (Foto: firo).

Was soll man zu Shinji Ono sagen? Der japanische Volksheld ist meist unpässlich, in den wenigen Spielminuten kommt er selten an den Ball, Tempo und Härte behagen dem "Tensai" so gar nicht. Aber wenn ein vermeintlicher Weltstar in Bochum strandet, dann sollte schon ein Haken dabei sein. In Onos Fall: Seine internationale Karriere ist eigentlich schon länger beendet.

Problem Der Blick auf die Tabelle weist die Probleme aus. In einem normalen Jahr, in dem nicht gleich fünf Klubs kaum zu Punkten kommen, wäre der VfL mit bisher elf Zählern schon so gut wie abgestiegen. Es mangelt eigentlich überall. Im Tor häuften sich zuletzt die Patzer, egal, wem sie unterliefen. In der Abwehr ist selbst Marcel Maltritz zu häufig fehlerbehaftet, die rechte Seite lahmt, unabhängig davon, wie sie besetzt wird. Im Mittelfeld dominieren die Renner und Wühler, aber keiner schwingt den Taktstock, wenn man von Christoph Dabrowski absieht. Vorne werden auch beste Chancen nicht verwertet. Von den fünf Offensiven schoss niemand mehr als vier Tore.

Trotzdem gelang es dem VfL, in vielen Spielen mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und viel Taktik trotz fehlender individueller Klasse im Spielerkader auch großen Gegnern Paroli zu bieten. In keinem der acht verlorenen Spiele (schon gar nicht beim ergebnistechnisch deprimierenden 0:4 in Frankfurt) war der VfL deutlich unterlegen. Etliche der acht unentschieden gestalteten Partien hätten sie mit ein bisschen Glück auch gewinnen können. Es fehlte immer das letzte Stück "Überzeugung", wie es Marcel Koller gerne nennt. Woher soll das aber in der Rückrunde kommen? Vermutlich geht es nur mit Siegen, die eine Blockade lösen könnten. Doch die kriegt man in der Bundesliga nicht geschenkt. Einige Spieler müssen deutlich mehr einbringen, bei fast allen ist Luft nach oben. Maltritz, Azaouagh und Freier müssen von Mitläufern zu Leitwölfen werden. Das Zeug dazu haben sie. Und viel Hoffnung setzen sie an der Castroper Straße auf Joel Epalle, der in den letzten Spielen zeigte, wie wichtig er in der Rückrunde werden kann.

Auf Joel Epalle ruhen viele Hoffnungen (Foto: firo).

Neue Spieler, die wirklich weiter helfen könnten, sind rar und für den VfL im Winter schwer zu verpflichten. Und ein Trainerwechsel, der ja auch wohl nie zur Disposition stand, könnte die Probleme nicht lösen. Marcel Koller macht einen guten Job.

Zukunft Wie eigentlich immer hängt die am seidenen Faden des sportlichen Erfolgs. Ein Abstieg, er wäre sicherlich, auch vor dem Hintergrund der fröhlichen Erwartungen vor der Saison, ein solch herber Rückschlag, dass sich der Verein davon nur schwerlich erholen würde. Insider sind sich sicher: Wenn der VfL am 23. Mai 2009 - oder einige Tage später nach den Relegationsspielen - als Absteiger feststeht, dann wird sich der Klub für lange Zeit, vielleicht für immer aus dem Oberhaus verabschieden. Dazu darf es nicht kommen. Wie immer arbeiten die Verantwortlichen hinter den Kulissen mit Akribie aber ohne aktionistische Aufgeregtheit an einer Besserung der Lage. Den Akteuren werden alle Möglichkeiten geboten, um auf den Erfolgspfad zurückzufinden. Es gibt bisher intern auch keine Schuldzuweisungen und Zwischenabrechnungen. Im Verein herrscht Ruhe und Besonnenheit. Keine schlechten Voraussetzungen, um im Abstiegskampf letztlich zu bestehen.

Gewiss aber auch keine Garantie für den Klassenerhalt. Aus der Sicht so mancher Kritiker haben sie bisher alles falsch gemacht. Neue Leute sollen es richten. Aber wo sind die? Was sollen sie anders machen als das, was ihre Vorgänger taten: sich nach der Decke strecken, um den VfL Bochum im Konzert der Großen (immerhin 13. in der ewigen Bundesligatabelle) und in einem wirtschaftlich ungleichen, fast ausssichtslosen Konkurrenzkampf so lange wie möglich mitspielen zu lassen. Mehr ist im Schatten von Dortmund und Schalke wohl leider nicht möglich.

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