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Kommentar: Quittung für Vehs wohltuende Offenheit
Gomez oder Lehmann reichen nicht

Kommentar: Quittung für Vehs wohltuende Offenheit

In einer Liga, in der Selbstkritik ein Fremdwort zu sein scheint, waren die Aussagen von Armin Veh wohltuend.

Da stellt sich ein Trainer eines Bundesligisten hin und räumt ein, dass er bei seinen Einkäufen Mist gebaut hat. Respekt dafür. Doch spätestens da war klar, dass der 47-Jährige beim VfB Stuttgart keine Zukunft mehr hat. Veh schwächte seine ohnehin wackelig gewordene Position und bekam bereits zwei Tage später die Quittung dafür. Schneller als erwartet reagierte der VfB auf seine sportliche Krise und beurlaubte den noch vor eineinhalb Jahren gefeierten Meistertrainer nach dem 1:4 in Wolfsburg mit sofortiger Wirkung.

Das war's - Armin Veh ist seit Sonntagmorgen arbeitslos (Foto: firo).

Mit Dankbarkeit konnte Veh schon lange nicht mehr rechnen, zumal sein Team seit Monaten hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Anstatt den Schwung vom Titel 2007 mitzunehmen, nahmen die Schwaben eine negative Entwicklung. Durch Platz sechs in der vergangenen Saison rutschte der VfB gerade noch in den UI-Cup und schaffte nur so die Qualifikation für den UEFA-Pokal. Als aktueller Tabellenelfter ist Stuttgart nun auch davon weit entfernt, obwohl die Ansprüche in eine ganz andere Richtung gehen. Da wird insgeheim von Titeln und Champions League geträumt, obwohl der Verein das Potenzial dazu bei weitem nicht hat. Ein Mario Gomez oder ein Jens Lehmann reichen nicht.

Dies wusste auch Veh und mahnte die Probleme immer wieder kritisch an. Doch so richtig entschlossen steuerte der frühere Profi auch nicht gegen den Trend. In der Krise entpuppte sich Veh als nicht hart genug. Er wolle sich nicht verbiegen, sagte er oft. Doch damit gab er seinen Profis auch immer wieder ein willkommenes Alibi.


Veh, der seinen im Sommer auslaufenden Vertrag wohl ohnehin nicht verlängert hätte, aber nun als alleinigen Schuldigen für die missliche Situation der Schwaben hinzustellen, wäre zu kurz gedacht. Für die verfehlte Transferpolitik der vergangenen zwei Jahre ist auch Manager Horst Heldt verantwortlich. Doch der will sich den Schuh nicht anziehen. Er hinterfrage sich zwar immer, aber jetzt müsse man nach vorne schauen, meinte Heldt nach der Trennung von seinem Coach lapidar. Dabei hätte der frühere Profi eigentlich gleich mitgehen müssen.

Nun soll es Markus Babbel zusammen mit Rainer Widmayer richten. Im Bundesliga-Trainergeschäft sind beide absolute Neulinge. Europameister Babbel kann zwar als Spieler bei Bayern München, Stutgart, Liverpool und Blackburn auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückblicken, doch als Coach stand er bisher noch nicht in der Verantwortung. Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich der VfB im Moment bewegt. Ein Konzept ist nicht zu erkennen. Heldt spielt erst einmal auf Zeit und hofft, dass sich der gewagte Versuch mit Babbel und Widmayer als Erfolg erweist. Man wolle sehen, wie sich das in den nächsten Spielen entwickelt, dann werde man weitersehen, erklärte der Sportdirektor.

Ein klarer Vertrauensbeweis sieht anders aus, zumal es schon jetzt Spekulationen um mögliche Kandidaten gibt. Da werden Soldo, Balakow, Finke, Doll oder Slomka genannt. Für Babbel kein leichtes Unterfangen. Aber vielleicht gelingt dem bisherigen Veh-Assistenten seine Meisterprüfung. Immerhin erlebte er in seiner Karriere Trainer wie Franz Beckenbauer, Otto Rehhagel, Giovanni Trapattoni, Ottmar Hitzfeld oder Gerard Houllier. Veh war nach Jos Luhukay der zweite Coach in dieser Saison, der vorzeitig gehen musste. Der letzte wird es sicher nicht sein. Kandidaten gibt es auch nach dem 14. Spieltag einige.

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