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Die Kilians: Von Beruf Rockstars, privat Hardcore-Borussen
"Klopp und Dortmund – das passt wie Arsch auf Eimer"

Die Kilians: Von Beruf Rockstars, privat Hardcore-Borussen
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Fußball und Rockmusik – das ist eine Kombination, die auf den ersten Blick leicht befremdlich wirkt. Bollert in hiesigen Arenen doch häufig Schlager und Euro-Dance aus den Lautsprecherboxen - Musik also, die auch am Ballermann auf Mallorca gut ankäme. Spätestens die inoffizielle EM-Hymne „Seven Nation Army“ des amerikanischen Duos The White Stripes hat jedoch gezeigt, dass Gitarre und Ball sehr wohl zusammenpassen können.

Die Rock-Senkrechtstarter Kilians aus Dinslaken sehen das genauso, schlagen doch zumindest die Herzen von Sänger Simon den Hartog und Gitarrist Arne Schult seit früher Kindheit für den BVB. Im RevierSport-Interview gewähren die – laut eigenen Angaben – „Hardcore“-Borussen Einblick in ihre schwarz-gelbe Vergangenheit und blicken freudig erregt in die nahe Zukunft. Denn natürlich überstrahlt das große Revierderby gegen Schalke auch bei den Kilians alles andere, was für die Indie-Rocker in den kommenden Tagen und Wochen sonst noch im prallgefüllten Band-Programm steht.


Simon den Hartog, wie wird man als Dinslakener Junge BVB-Fan? Liegt die Liebe zum MSV Duisburg nicht viel näher? Simon Hartog: Als MSV-Fan muss man verdammt hart im Nehmen sein, ständig geht es auf und ab. So weit waren wir im Alter von fünf oder sechs Jahren damals wohl noch nicht. Ich habe immer 'ran' auf Sat.1 geschaut und da gefielen mir die neongelben Trikots vom BVB immer am besten. Außerdem kickte Kalle Riedle, mein absoluter Lieblingsspieler, dort. Da fiel die Entscheidung leicht. Und dann ging es direkt ins Stadion? So ungefähr. Mein erstes Spiel war direkt ein Derby gegen Schalke im Parkstadion. Wir haben ein ganz solides 3:1 abgeliefert, seitdem hat mich die Liebe nicht mehr losgelassen. Gilt die Liebe zu allen Vereinen mit „09“ im Namen? Wie steht Ihr beispielsweise zu SuS Dinslaken aus Eurer Heimat? Die gehen gar nicht. Das ist ein Club wie Bayern München. Wir sympathisieren da eher mit den kleineren Vereinen wie Hünxe, Hiesfeld oder Oberlohberg. Ich habe selbst 13 Jahre gekickt, die Duelle gegen SuS waren jedes Mal hart umkämpfte Derbys. Arne Schult, kleine Jungs wollen erst Feuerwehrmann oder Astronaut, später dann Fußballprofi oder Rockstar werden. Warum habt Ihr Euch für letzteres entschieden? Mangelndes Talent am Ball? Bei mir schon, ich habe zwar acht Jahre im Verein gespielt, meist aber recht erfolglos. den Hartog: Generell ist es ja so, dass wenn man an Musik interessiert ist, sich das auf die gesamte Lebensweise auswirkt. Das heißt, wie man sich kleidet, wie man sich gibt, etc. Bei mir war es irgendwann so, dass das einfach nicht mehr zum Fußballer-Dasein passte. Außerdem wurde mir das Gewaltpotenzial ab der B-Jugend so groß. Der sportliche Gedanken trat da bei vielen in den Hintergrund. Schult: Jetzt kicken wir nur noch ab und an, auch wenn wir immer einen Ball im Tourbus haben. Sportlich wurden wir in letzter Zeit durch das viele Touren, die Zigaretten und das Bier ganz schön in Mitleidenschaft gezogen. Aber wir gegen immer Vollgas. Beim BVB war nach den großen Erfolgen Mitte der 90er Jahre lange Zeit die Luft raus, es drohte gar die Insolvenz. Wie habt Ihr die Monate der Ungewissheit erlebt? den Hartog: Ich habe versucht, mich an kleine Erfolge zu klammern. Das war dann mal ein gutes Spiel gegen die Bayern oder eben ein Derbysieg über Schalke. Klar, war die Zeit nicht einfach und es schmerzte. Schließlich war man noch verwöhnt von der goldenen Zeit davor. Aber ich habe nie aufgehört, dem Club die Treue zu halten. Zuletzt lief es zwar wirtschaftlich besser, sportlich stand man am Ende der letzten Saison allerdings so schlecht da wie seit 20 Jahren nicht mehr. den Hartog: Stimmt, das gipfelte dann in der berühmten Wutrede von Thomas Doll. Ich fand das damals legitim. Ein Trainer darf auch mal ausrasten, schließlich ist er so etwas wie ein Außenminister, der sich dafür rechtfertigen muss, wenn etwas schief läuft. Dabei konnte man gerade im letzten Jahr den Spielern einiges anlasten. Doll war ein emotionaler Typ, da musste man es in Kauf nehmen, dass er auch mal in Rage gerät. Mit Jürgen Klopp sitzt jetzt ein Trainer auf der Bank, der ebenfalls als emotional gilt und darüber hinaus so etwas wie ein Popstar ist. Welche Hoffnungen verknüpft Ihr mit seinem Namen? Schult: Man kennt ihn aus dem Fernsehen. Er scheint ein lockerer Typ zu sein, der frischen Wind reinbringt und auf junge Spieler setzt. Ich bin da sehr zuversichtlich. den Hartog: Klopp und Dortmund, das passt einfach wie Arsch auf Eimer. Er verkörpert exakt diese Fußballverrücktheit, die in dieser Region an den Tag gelegt wird. Deshalb war er lange so etwas wie ein Wunschkandidat von mir. Er stand in Mainz zwar nicht unbedingt für Erfolg, aber für ehrlichen Fußball. Das gefällt mir. Blicken wir in die nahe Zukunft: Nächsten Samstag ist Derby-Zeit. Sieht man Euch im Stadion? Schult: Leider nicht. Ich denke, wir werden es am Radio oder, wenn es sich einrichten lässt, vor dem Fernseher verfolgen. Wenn wir nach dem traumhaften Start jetzt auch noch das Derby gewinnen würden, wäre das fantastisch. den Hartog: Da brauch man eigentlich gar nicht darüber zu reden. Es steht nicht zur Debatte, dass wir am Samstag verlieren könnten. Man konnte sehen, dass die Schalker noch Anlaufschwierigkeiten haben. Ein Derby lebt vom Kampf, da haben wir bessere Karten. Klopp ist richtig heiß aufs Match, und mit den Fans im Rücken kann eh nichts schief gehen. Habt Ihr Erinnerungen an ein besonderes Derby, mit denen Ihr Euch in den Schlaf wiegt? Schult: Nein, eigentlich nicht. Jeder Sieg gegen Schalke ist besonders. In der Schule war das Derby-Ergebnis immer ausschlaggebend dafür, wie die nächste Woche lief. In Dinslaken sind S04-Fans klar in der Überzahl, umso schöner war es dann, wenn wir gewonnen hatten. den Hartog: Bei mir dominieren die Erinnerung an den 3:1-Sieg auf Schalke bei meinem ersten Live-Spiel überhaupt. Ich stand mitten zwischen lauter S04-Fans und schwenkte meine BVB-Fahne. Ich war noch ein kleiner Junge, von daher haben sie es mir wohl gegönnt. Auf jeden Fall war es ein sehr ehrlicher Moment. Und wie soll dieses Derby laufen? Spielt Ihr das Match schon durch? Schult: Ich fände es am schönsten, wenn es bis zum Ende spannend wäre und wir die Partie dann mit zwei Toren für uns entscheiden würden. Obwohl, das wäre wohl nicht gut für meine Nerven. Ich nehme doch lieber die Variante mit zwei frühen Treffern. Schafft Ihr es, bis Samstag eine Kilians-Hymne für die Südtribüne zu schreiben? den Hartog: Schon wenn ich nur an die Südtribüne denke, bekomme ich eine Gänsehaut. Wenn einer unserer Songs von all den Fans gesungen würde, wäre es das Größte, was ich mir vorstellen könnte. Im Moment fühle ich mich aber, ehrlich gesagt, noch nicht in der Lage, so etwas Großes zu schreiben.

Hörproben der Kilians findet man unter www.thekilians.de.

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