Startseite » Fußball » 1. Bundesliga

TV-Rechte: Free-TV-Sender zeigen Solidarität
Da gäbe es so viele Felder wie Energie, Banken, Benzinpreise"

TV-Rechte: Free-TV-Sender zeigen Solidarität

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) arbeitet fieberhaft an neuen Modellen für die Ausschreibung der Bundesliga-TV-Rechte ab 2009.

Nach dem Spruch des Bundeskartellamtes zur Zentralvermarktung mit dem Gebot der zeitnahen Zusammenfassung der Samstagspiele im frei emfangbaren Fernsehen ist der Vertrag mit dem Rechtevermarkter Sirius über garantierte drei Milliarden Euro hinfällig, dem deutschen Fußball drohen finanzielle Verluste. Diese könnten noch schmerzhafter ausfallen, sollten die Free-TV-Sender auf ein mögliches Modell mit einer 30-minütigen Zusammenfassung im frei emfangbaren Fernsehen allergisch reagieren.

ARD, ZDF, RTL, Sat.1, DSF, Pro7 und andere könnten sich auf das Recht der freien Kurzberichterstattung berufen. 90 Sekunden von allen Spielen der Bundesliga, plus Interviews, plus Moderation, plus Werbung - damit ließen sich leicht 30 Minuten füllen. Und all das gratis - die TV-Sender müssten für die Zurverfügungstellung technischer Möglichkeiten eine angemessene Aufwandsentschädigung zahlen, aber nicht für den Kauf der Rechte. Die Liga würde in die Röhre schauen.

"Die Karte Gratis-Kurzberichterstattung ist bislang noch nicht gezogen worden. Rein rechtlich ist sie möglich", sagt Prof. Dr. Josef Hackforth, Ordinarius für Sport, Medien und Kommunikation an der TU München, dem sid. Der Medienwissenschaftler sieht im Moment allerdings noch nicht die Gefahr, dass der öffentlich-rechtliche Sender ARD mit der Sportschau oder einer der privaten ausschert.

"Ob diese Karte, sie zu spielen, journalistisch gesehen auch vernünftig wäre, sei dahingestellt. Es hat ja seine Gründe, dass bislang alle Sender solidarisch von diesem Recht für umfassende Sendungen keinen Gebrauch machen", erklärt Hackforth weiter.

Diese Solidarität gibt es offenbar. Genauso wie innerhalb der Bundesliga, wo sich Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge trotz der Kartellamtsentscheidung zur Zentralvermarktung bekannte. Die Bayern könnten mit einer Eigenvermarktung spielend das Geld generieren, was ihnen vorschwebt. Man erklärte sich aber solidarisch. Wie lange das anhält, bleibt fraglich.

"Auch dem Verbraucher nutzt es nichts: Es gäbe keine Eindrücke mehr von einem Spiel, keine Übersicht, nur noch die Tore", meint Hackforth zur freien Kurzberichterstattung, sagt aber auch: "Andererseits bewegen wir uns immer mehr auf eine Häppchen-Gesellschaft zu. Von daher ist grundsätzlich nichts auszuschließen."

Offiziell erwägt diese Möglichkeit, die durch die 9. Änderung des Rundfunkstaatsvertrages vom 1. März 2007 verankert worden ist, also niemand. Perplex über den Brief des Kartellamtes, der einen Bundesliga-Sender durch die Bundesliga zulässt, aber einen lukrativen Verkauf der Rechte untersagt, sammeln derzeit alle Parteien im Stillen ihre Argumente.

Hackforth: "Grundsätzlich wundert mich, dass die Hüter des Verbrauchers sich bemühen, sich am Fußball abzuarbeiten. Da gäbe es so viele Felder wie Energie, Banken, Benzinpreise... Ich sehe da einen missionarischen Eifer am Werk, den ich nicht nachvollziehen kann."

Deine Reaktion zum Thema

Spieltag

1. Bundesliga

1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel