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Kollers Wunsch: Ein Stürmer und professionelles Scouting
„Endlich Handlungsspielraum“

Bochum: Kollers Wunsch: Ein Stürmer und professionelles Scouting
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Noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Am 26. Juni steigt der VfL Bochum in die Vorbereitung zur Saison 2008/09 ein und Trainer Marcel Koller hat sein Team so gut wie beisammen.

Bevor sich der Schweizer wieder in die Arbeit stürzt, hat er eine Auszeit in seiner Heimat eingeschoben. RevierSport erreichte den Fußballlehrer in Zürich und sprach mit ihm über Kaderplanungen, Neuzugänge, Leitbilder und Veränderungen im Scoutingbereich.

Marcel Koller, knapp zwei Wochen sind es noch bis zum Vorbereitungsstart. Können Sie momentan Ihren Urlaub genießen oder ist doch wieder Arbeit im Spiel? Ich habe mir schon eine echte Auszeit genommen, das hatte ich mir fest vorgenommen. Ich bin zwar in der Schweiz, aber die EM verfolge ich nur vor dem Fernseher. Wenn man ins Stadion geht, dann hat man doch Verpflichtungen und das wollte ich nicht. Da unsere Personalien so gut wie abgeschlossen sind, ist das auch möglich.

So gut wie, aber noch nicht endgültig. Gibt es Neuigkeiten im Fall Christian Fuchs? Es liegt nur am Präsidenten von Mattersburg, der nicht wahrhaben möchte, dass der Spieler zu uns will. Versprochen wurde Fuchs eine Einigung vor der EM, das ist nicht geschehen. Eventuell tut sich etwas, falls Österreich ausscheidet.

Mit Sinan Kaloglu hat ein weiterer Stürmer sein Ja zum VfL gegeben. Das war Ihr Wunsch! Er ist groß, schnell, hat einen guten Zug zum Tor, seine Schnelligkeit wird uns weiterbringen. Seine Frau ist in Deutschland geboren und bringt ihm gerade die Sprache bei.

Wenn Geld keine Rolle spielen würde, wen würden Sie nach Bochum holen? Cristiano Ronaldo würde uns sicher auch gut zu Gesicht stehen. Aber im Ernst: Wenn ein Spieler zu haben ist, dann gibt es immer finanzstarke Konkurrenten, mit denen man sich auseinander setzen muss. Mit der Verpflichtung von Daniel Marcio Fernandes und Andreas Lengsfeld wurde die Torhüter-Frage geklärt. Sind Sie zufrieden? Wenn es los geht, wird sich zeigen, ob alles passt. Ich erhoffe mir, dass nach dem Hin und Her um Jan Lastuvka jetzt Ruhe eingekehrt. Was erwarten Sie von Fernandes? Klar ist, dass er noch nicht fertig ist. Er braucht noch Ausbildung und viel Training, aber er ist hoch motiviert, verbissen, hat eine gute Größe. Er hatte nicht seine beste Saison in Griechenland, aber zuvor hat er gezeigt, dass er ein Leistungsträger sein kann.

Mit Vahid Hashemian und Paul Freier kehren zwei alte Bekannte an die Castroper Straße zurück! Die beiden kennen das Umfeld, die Bundesliga, sie sprechen Deutsch, das sind alles riesige Vorteile. Außerdem sind sie absolut gewillt, sich durchzusetzen, nachdem sie unbefriedigende Zeiten in Leverkusen bzw. Hannover erlebt haben. Das kreative Mittelfeld ist mit Freier, Shinji Ono oder Mimoun Azaouagh besser besetzt als in der vergangenen Serie. Das war mein Wunsch, denn so wird die Konkurrenz größer und wir haben endlich Handlungsspielraum, wenn ein Spieler verletzt oder außer Form ist. Zur neuen Saison nimmt mit Thomas Ernst ein neuer Sportvorstand seine Arbeit auf. Wie liefen bisher die Kontakte? Wir haben uns einmal getroffen und uns bei diesem Gespräch ausgetauscht. Aber dann war er mit dem FSV Frankfurt beschäftigt und ich hatte Urlaub. Mit der Vorbereitung wird auch diese Zusammenarbeit richtig beginnen. Ein Blick soll ganz gezielt auf den Scouting- und Nachwuchsbereich gerichtet sein. Was ist dort zu verändern? Vor drei Monaten habe ich damit angefangen, das Scouting weiter zu entwickeln. Dazu gehört ein neues Büro sowie die Möglichkeit, Notizen zu machen und Dateien anzulegen. Wir müssen da einfach viel professioneller werden. Es kann nicht sein, dass man sich für Spieler interessiert, die man sich vor zwei Jahren schon einmal angesehen hat. Gibt es Pläne, einen Chefscout einzustellen? Wir haben zwei Mitarbeiter, die sich darum kümmern. Aber wir haben nicht das Budget, um überall hinzufahren. Da wollen wir das Geld lieber in die Spieler stecken. Vereine wie der HSV oder Leverkusen kennen die Talente auch, da gilt es, die Lücke zu schließen, indem man einen Schritt schneller ist. Wir müssen die Youngster mit unserem Charme zu uns locken. Und wenn Sie diesem erlegen sind, wie kann man den Nachwuchs an den Club binden? Wir schließen Verträge ohne Ausstiegsklausel oder aber mit der Chance, eine Ablöse zu erhalten. Wir machen den jungen Kickern klar, dass sie sich bei uns entwickeln können und eine Chance haben zu spielen. Geld ist sicherlich verlockend, aber wenn man im besten Alter nur auf der Bank sitzt, macht das nicht glücklich. Lukas Podolski hat den Sprung geschafft, aber viele werden zu schnell verheizt. Dann wird ihnen von Beratern und dem Umfeld eingeredet, dass sie die Größten sind und allein der Trainer Schuld an dem Misserfolg hat.

Das Vorbereitungsprogramm der Profis steht. Ende Juli gibt es einen Abstecher nach Japan. Wie ist der sportliche Wert zu beurteilen? Das wird sich zeigen. Sicherlich ist das eine interessante, weil völlig neue Erfahrung für den VfL. Aber es wird auch stressig. Der Zeitunterschied, der Flug, ein straffes Programm in wenigen Tagen, das müssen die Spieler auch erst mal verkraften. Außer Shinji Ono und Daniel Imhof hat keiner wirklich Jetlag-Erfahrung. Die meisten kommen aus der Pause von Mallorca zurück nach Bochum. Der VfL ist einer der wenigen Vereine, die sich ein Leitbild gegeben haben. Wie wurde das im Umfeld aufgenommen? Soweit ich das beurteilen kann, war die Resonanz sehr gut. Die Menschen nehmen es positiv war, wie wir uns darstellen wollen. Wie genau lauten die Ziele für die kommende Spielzeit? Wir haben uns gut verstärkt, die Mannschaft ist im Wesentlichen zusammen geblieben. Dennoch sind das erste Ziel der Klassenerhalt und das Erreichen von 45 Punkten. Ich habe da vor zwei Jahren eine gute Marke gesetzt, je früher wir die erreichen, desto besser. Erst dann können wir nach neuen Zielen schauen. Wichtig ist, von Beginn an die Neuzugänge zu integrieren. Bei einigen geht das schneller, bei anderen dauert es länger.

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