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Souleyman Sané im Interview
„...und dann seid ihr stumm“

Ein Wattenscheider, der auch VfL-Fans ein Autogramm gibt: Sammy Sané, hier für die RevierSport-Traditionsmannschaft im Einsatz, ist rund um die Lohrheide längst heimisch geworden.
Ein Wattenscheider, der auch VfL-Fans ein Autogramm gibt: Sammy Sané, hier für die RevierSport-Traditionsmannschaft im Einsatz, ist rund um die Lohrheide längst heimisch geworden.
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Samy Sané kam als einer der ersten Afrikaner in die Bundesliga. Einigen Zeitgenossen fiel keine bessere Begrüßung ein, als ihm Bananen zuzuwerfen. Im Gespräch erklärt er uns, wie er den Rassisten die Stirn bot. Herr Sané, Ihre Geschwister leben in Paris, Ihre Eltern sind zurück in den Senegal gegangen. Sie blieben in Bochum-Wattenscheid. Wieso?

Von Girondis Bordeaux erhielten Sie vor ihrem Wechsel zu Wattenscheid sogar ein attraktives Angebot?

Ja, das stimmt. Ich bekam auch welche vom HSV und vom FC St. Pauli. Auch Uerdingen und Düsseldorf haben mal angefragt. Doch ich entschied mich für Wattenscheid.

Der Kontakt nach Frankreich brach dennoch nie ab. Als Sie in Freiburg spielten, wollte der französische Verband Sie als Nationalspieler haben. Sie entschieden sich aber für den Senegal.

Damals war Michel Platini Trainer der Nationalmannschaft. Er ist sogar nach Nürnberg gekommen. Ich war mit ihm essen, und er hat versucht, mich zu überreden, für Frankreich zu spielen. Ich war natürlich sehr begeistert. Doch dann kam dieser Trainer... der, der schon überall war. Wie heißt der noch mal? Otto Pfister?

Genau. Der war damals Trainer im Senegal. Er gab dem senegalesischen Fußballverband einen Tipp. Die Leute im Verband wussten bis dato nicht, dass ich einen senegalesischen Pass besitze. Aufgrund meines Spitznamens Samy dachten die, dass ich eine andere Nationalität habe. Zwei Wochen vor meinem ersten Spiel für Frankreich haben die meinen Vater angerufen und ihm richtig ins Gewissen geredet. Er war dann Feuer und Flamme und forderte von mir, dass ich für den Senegal spiele. Eigentlich tat ich immer das Gegenteil von dem, was mein Vater sagte (lacht).

Doch dieses Mal gaben Sie nach.

Ja. Es war meinem Vater einfach sehr wichtig, dass ich für unser Heimatland spiele. Und auch wenn ich nie bei einer Weltmeisterschaft teilnahm, habe ich es nicht bereut.

Sie machten 55 Länderspiele. Kurz nach Ihrem Rücktritt qualifizierte sich der Senegal für die WM in Südkorea und Japan. War das nicht frustrierend?

Es war einerseits schade, andererseits habe ich mich riesig gefreut.

Wo haben Sie den Sieg der senegalesischen Nationalmannschaft im Eröffnungsspiel gegen Frankreich gesehen?

Am Strand. Ich war damals mit der Mannschaft der Wattenscheider Landesligamannschaft Leithe im Urlaub auf Mallorca. Und das Spiel war der absolute Wahnsinn. Ich erinnere mich noch an die Worte des Präsidenten: „Ihr seid Weltmeister, ihr könnt nach Hause kommen!“ Und es war ja wirklich so. Wir fühlten uns wie die Weltmeister.

Ähnlich wie nach Siegen mit Wattenscheid gegen den FC Bayern?

(lacht) Der Sieg vom Senegal über Frankreich war schon toller. Obwohl die Siege gegen Bayern auch phänomenal waren. Da hatten wir über Wochen einen Freifahrtsschein. Die Leute in Bochum-Wattenscheid sagten dann: „Jetzt könnt ihr auch absteigen, ihr habt ja die Bayern geschlagen.“

Wäre es ein Traum für Sie, Nationaltrainer vom Senegal zu werden?

Es ist mein größter Traum. Aber leider sitzen im Verband sehr engstirnige und konservative Leute, die auf ihren Plätzen kleben. Viele ehemalige Spieler würden gerne Funktionen im Verband oder im Trainerstab übernehmen, und ich denke auch, dass wir den jungen Spielern helfen könnten. Wir haben ja eine ganz andere Verbindung zu denen, wir sind auf einer Wellenlänge mit den Spielern. Aber diese alten Männer wollen ihre Posten nicht aufgeben. Das ist so eine Art Mafia.

Warum werden Sie nicht Trainer in Deutschland?

Es gibt ja unglaublich viele Trainer hier. Und momentan gibt es auch viele Toptrainer, die arbeitslos sind und die auf einen Job warten. Von daher ist es gar nicht so einfach, wie man vielleicht denkt. Auch wenn man ein ehemaliger Bundesligaspieler ist (überlegt). Obwohl... eigentlich ist das eine super Idee: Samy Sané, der erste schwarze Trainer der Bundesliga (lacht).

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