Startseite

Andreas Möller über Mesut Özil
"Er braucht viele Ballkontakte"

(1) Kommentar
Andreas Möller über Mesut Özil: "Er braucht viele Ballkontakte"
Foto: firo
FSV Mainz 05
FSV Mainz 05 Logo
18:30
Borussia Dortmund Logo
Borussia Dortmund
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | buwei.de

Als Nationalspieler war Andreas Möller selbst immer wieder öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt. Hier erklärt der Welt- und Europameister die Lösungswege für Löws umstrittenen Spielgestalter

Er war Welt- und Europameister, er hat die Champions League und den Uefa-Pokal gewonnen und bei Großvereinen wie Borussia Dortmund, Juventus Turin und Schalke 04 gespielt. Trotzdem musste Andreas Möller (50) sich immer wieder Diskussionen aussetzen, ob er genügend aus seinem unbestrittenen Talent macht. So wie Mesut Özil heute. Vor dem Schweden-Spiel sprachen wir mit dem ehemaligen Nationalspieler.

Andreas Möller, kommt Ihnen die Diskussion um Özil bekannt vor? Warum mir?

Sie waren selbst als Fußballprofi oft einer öffentlichen Kritik ausgesetzt, obwohl jeder wusste, dass Sie ein überragender Fußballer sind. Das geht Özil jetzt genauso. Klar ist, dass Spielertypen im offensiven Spielbereich, Techniker und Spielgestalter, die das Spiel lenken sollen, grundsätzlich schon von ihrer Mentalität und Charaktereigenschaft ein paar Antennen mehr haben. Die nehmen mehr auf. Bei denen ist es förderlich, wenn sie den Rücken frei haben und vollstes Vertrauen genießen. Nicht nur innerhalb der Mannschaft, sondern auch in der Öffentlichkeit. Özil verspürt jetzt Druck.

Kann ihn das jetzt beeinträchtigen? Das lässt ihn mit Sicherheit nicht kalt und ist keine einfache Diskussion. Er muss das in der Zeit bis zum Anpfiff alles verdrängen und seiner eigenen Stärke und seiner eigenen Leistungsfähigkeit vertrauen. Vom Bundestrainer hat er ja auch die Rückendeckung. Aber das Wichtigste ist, dass möglichst schnell wieder der Ball rollt. Dass er Ballkontakte bekommt und damit Sicherheit. Dann kann er diese Stimmung auch wieder drehen.

Geht das so einfach? Ich selbst habe genügend Drucksituationen gehabt. Özil kann seine Situation nur auf dem Platz lösen. Nicht durch Interviews. Sobald der Schiedsrichter anpfeift, muss er das Spiel lenken. Keiner erwartet, dass er drei Tore schießt. Aber er braucht jetzt ganz viele Ballkontakte. Wenn er dann Erfolg hat, ist die Diskussion beendet. Das ist ja das Schöne am Fußball.

Können Sie die Kritik von Lothar Matthäus und Mario Basler an Özil nachvollziehen? Ich muss sagen: Ich bin darüber sehr verwundert. Es sind ja Kollegen, die selbst Drucksituationen erlebt haben. Das war nicht okay. Man sollte ein bisschen mehr Sensibilität zeigen. Özil ist ein internationaler Spieler, ein Weltmeister – ihre Kritik war überzogen.

Matthäus hat das Erscheinungsbild angesprochen, dass Özil sich im deutschen Trikot nicht wohlfühlt. Das ist seine persönliche Meinung. Die muss man nicht teilen. Ich gehe davon aus, dass Özil das Nationaltrikot gerne anzieht. In Deutschland hat er in allen Jugendmannschaften gespielt, ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, kennt Deutschland bestens – und jetzt auf einmal, durch diese Erdogan-Geschichte, die unglücklich gelaufen ist, soll das anders sein? Ihn da plötzlich zu entfremden, passt nicht.

Sind Sie nicht auch enttäuscht über das 0:1 gegen Mexiko? Ich hatte das Gefühl, dass wir den Gegner etwas unterschätzt haben und überrascht waren, dass die Mexikaner so laufstark und so gierig waren. In einem Spiel das dann wieder umzudrehen, eine andere Mentalität reinzubekommen, ist nicht so einfach. Das war ein Warnschuss. Noch ist nichts passiert. Man kann das in den zwei Spielen reparieren. Es gab immer Nationen, die in der Gruppenphase gar nichts zustande gebracht haben und sich im Laufe des Turniers steigerten. Das muss kommen, klar.

Aber wie? Entscheidend wird nicht das Spiel selber, sondern die Einstellung sein. Dass man die Zweikämpfe annimmt, laufstark ist. Und dass das Ergebnis stimmt. Man hat jetzt Ergebnisdruck.

Ergebnisdruck? Ja. Man weiß von Anfang an: Man muss eine Schippe drauflegen. Wenn das Ergebnis gegen Schweden positiv ist, kann man wieder diese Leichtigkeit und Unbekümmertheit erwarten. Und auf einen Zug aufspringen.

Könnte Joachim Löw überhaupt etwas großartig ändern? Er ist schon so lange Bundestrainer: Er kann eine solche Situation oder Phase richtig einschätzen. Er weiß, wie er Schweden schlagen kann und wo er die Hebel ansetzen muss. Man muss ihm keine Hilfestellung geben. Entscheidend ist eine deutsche Mentalität von Anfang an: Dass man versucht, effektiv zu sein.

Wagen Sie eine Prognose? Ich denke, dass wir das Spiel gewinnen. Schweden ist schlagbar.

Deine Reaktion zum Thema
Dieses Thema im Forum diskutieren » (1 Kommentar)
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel