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Die Chronik des Sommermärchens hätte ja 2006 enden sollen, wenn alles nach Plan gelaufen wäre. Dass die Fußball-WM weit über ihre sportliche Bedeutung hinaus auch zwölf Jahre danach ein Aufregerthema ist, bestürzt umso mehr. Seit 2015 schwelt die Affäre, und allen sollte endgültig klar sein: Schwarze Kassen und Stimmenkauf sind nicht bloß Vokabeln, die im Sprachgebrauch in Russland, Katar oder sonstigen nachweislich korruptionsanfälligen Staaten vorkommen.
Wer derartige Vergehen außerhalb deutscher Grenzen geißelt, kann auch beim größten Einzelsportverband der Welt nicht einfach auf Durchzug stellen. Unbenommen: Es war ein unbeschreiblich emotionaler Sommer, der der Gesellschaft damals zu einem deutlich positiveren Selbstverständnis verholfen hat. Aber es wurde auch gelogen, vertuscht, gemauschelt. Wenn in sonstigen Fällen das Fehlverhalten der Prominenten zurecht für Empörung sorgt, kann bei der Sommermärchen-Affäre nicht das „Ist doch bloß Fußball“-Argument zwecks Verharmlosung herangezogen werden.
Eine Person könnte das meiste Licht ins Dunkle bringen Es fällt schwer zu glauben, dass Zwanziger und Co. jetzt nur diejenigen sind, die die Suppe auslöffeln müssen, die ihnen ganze andere Personen eingebrockt haben. Über die belastenden Papiere und Protokolle der Fahnder befindet womöglich schon bald ein Gericht. Die Person, die jedoch nach bisherigen Erkenntnissen das meiste Licht ins Dunkle bringen könnte, schweigt unbeirrt. Das ist bei allen Verdiensten von Franz Beckenbauer für den deutschen Fußball ein unerträgliches Aussitzen, das man sonst vorzugsweise von Politikern kennt.
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