Es gibt nicht so viele, die in dem Verein, dessen Trikot sie bereits in Jugendtagen getragen haben, später eine herausragende Funktion übernehmen. Sebastian Schindzielorz, der ehemalige Mittelfeld-Spieler, ist eine Ausnahme. Als sich der VfL im Januar von seinem Sportvorstand Christian Hochstätter trennte, trat „Sesi“, wie er schon als Spieler genannt wurde, in dessen Fußstapfen. Die WAZ sprach mit dem 39-Jährigen über den neuen Job, die aktuelle Situation und seine Sicht der Dinge.
Was hat sich geändert seit Ihrer Berufung zum Sportvorstand? Von der Gesamtverantwortung her ist das jetzt natürlich eine andere Nummer, wenn man in der ersten Reihe steht. Meine Arbeit vorher umfasste das Scouting und viel Organisation. Ich habe unter anderem Testspiele vereinbart, war auch in die Kaderplanung eingebunden. Aber die Entscheidung lag immer beim Vorstand, das ist der wesentliche Unterschied.
Ist es jetzt eine neue Erfahrung, auch Verhandlungen mit Spielern zu führen? Bislang gibt es ja nicht viel zu verhandeln. Ich war in der Vergangenheit zwar zu 90 Prozent bei den Verhandlungen anwesend, habe sie aber nicht selbst geführt. Die Transfererlöse in den letzten Jahren können sich sehen lassen. Ich bin froh, dass ich mir einige Dinge abgucken konnte. Aber jeder muss seinen eigenen Weg finden.
Sie sagen, bislang gibt es nichts zu verhandeln. Lässt die sportlich bedrohliche Situation das nicht zu? Die Kaderplanung steht eigentlich immer auf der Agenda, man redet auch ständig miteinander. Aber die Tabellensituation ist so, dass man jetzt nur schwerlich zu Entscheidungen kommen kann. Das ist völlig legitim: Wir tauschen uns aus und gucken, wie weit wir kommen. Ich spreche auch mit dem Trainerteam über den einen oder anderen Spieler und führe auch externe Gespräche. Dabei muss es um beide Ligen gehen, auch wenn ich absolut davon überzeugt bin, dass wir die Klasse halten. Allerdings müssen wir uns auf Seiten des Vorstands natürlich auch mit dem anderen Szenario beschäftigen.
Vorausgesetzt, der Klassenerhalt gelingt, welche Spielertypen benötigt denn dann der VfL? Wir müssen Spieler finden, die wissen, was bei uns gefordert ist.
Und wenn es nicht klappt?
Wie gesagt: Ich gehe nicht davon aus. Aber im Worst Case wird es bei uns auch Spieler geben, die sagen: Das korrigieren wir wieder.
Angesichts der mageren Torausbeute: Hätte man nicht in der Transferzeit einen Stürmer holen müssen? Nur zu sagen, wir brauchen neue Stürmer, ist mir zu einfach. Aus meiner Sicht ist die Qualität sehr gut. Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen an dieses Thema: Man kann die Spieler verbessern, aber auch das Offensivspiel an sich. Mein Eindruck ist der: Wir sind als Mannschaft zu ungefährlich. Da setzen wir die Hebel an.
Die Mannschaft wirkte zuletzt stabil, aber die Konkurrenz punktete fleißig mit. Beunruhigt Sie das nicht? Wie viele Punkte wir am Ende benötigen für den Klassenerhalt, darüber mache ich mir keine Gedanken. Wichtig ist für uns, dass wir über dem berühmten Strich stehen, ob nun mit 39 Punkten oder 41.
Praktisch die komplette Führungscrew ist neu. Wie kommen Sie denn miteinander zurecht? Ilja Kaenzig und ich, wir müssen uns noch ein wenig in den VfL und die Anforderungen einarbeiten und einlesen. Fachlich ist mein Kollege sehr kompetent, hat jahrzehntelange Erfahrung im Profifußball. Er ist auch ein angenehmer, ruhiger Mensch, das passt gut zu unserem Verein. Robin Dutt ist als Trainer ja nun kein Neuling im Geschäft und macht das ganz hervorragend. Wir sehen viele Dinge ähnlich, es ist ein wunderbarer Austausch.
Der VfL sponsert die Fahrt der Fans nach Sandhausen. Mit wie vielen VfL-Anhängern rechnen Sie dort am Samstag? Stand heute: mindestens 800. Bis Donnerstag kann man noch Karten in unseren Fanshops in Bochum kaufen, danach dann vor Ort. Es ist uns wichtig, dass wir zusammenrücken, das gilt natürlich auch für unsere Fans. Nach den Ereignissen der letzten Monate ist das Engagement der Fans umso erfreulicher.