An der Hafenstraße hat sich vor dem Heimspiel am Freitag gegen die SG Wattenscheid 09 (19.30 Uhr) wieder eine gewisse Gelassenheit eingestellt. Noch Mitte Januar war die Aufregung groß, als Trainer Argirios Giannikis verkündete, dass er die Rot-Weissen zum Saisonende schon wieder verlassen werde, um beim Drittligisten VfR Aalen anzuheuern. Es gab und gibt sicherlich noch immer Fans, die würden den Essener Cheftrainer am liebsten heute als morgen nach Süddeutschland abschieben. Aber die Entscheidungsträger bei Rot-Weiss haben sich nach anfänglicher Enttäuschung offenbar mit der Situation arrangiert. „Wir halten Agi immer noch für einen guten Trainer und hätten nichts dagegen, die Saison mit ihm zu beenden“, wurde RWE-Vorstand Marcus Uhlig zitiert.
Lucas: "Streben eine zeitnahe Lösung an"
Sofern Giannikis erfolgreich ist, dürfte dessen Verbleib bis zum Sommer keine großen Problem machen. Und mit einem guten Mann auf der Bank haben die Verantwortlichen ja auch den Rücken frei, um mit den potenziellen Nachfolgern zu verhandeln. In Ruhe? Das wäre wiederum falsch formuliert. „Wir streben nach wie vor eine zeitnahe Lösung an“, betont Sportdirektor Jürgen Lucas, der intensiv an der „besten Lösung“ arbeitet. Mehr will er dazu auch weiterhin nicht sagen. Aber zeitnah bedeutet anscheinend nicht, dass man auch Giannikis möglichst schnell loswerden will, sondern zeitnah wäre von Vorteil, um den neuen Mann möglichst früh in die Planung für die kommende Saison einzubeziehen. Dazu braucht er ja nicht unbedingt schon jetzt in Essen auf der Bank zu sitzen. Denn möglich ist ja, dass der Umworbene bis zum Saisonende noch woanders unter Vertrag steht.
Aber da die Rot-Weissen beim Thema Trainersuche hartnäckig schweigen, was ja absolut verständlich ist, gehen viele Überlegungen in Spekulationen über. Der einzige Name, der derzeit die Gerüchteküche anheizt, ist Dimitrios Grammozis (39), aktuell Trainer der U19 des Zweitligisten VfL Bochum.
Der Grieche hat nächste Woche Dienstag die abschließende mündliche Prüfung beim Lehrgang zum Fußball-Lehrer. „Ich habe bei der Prüfung ein positives Feedback bekommen“, berichtet Grammozis, der sich wegen des ganzen Stresses auch nicht großartig mit den Gerüchten auseinandergesetzt haben will: „Ich habe mich mit nichts anderem beschäftigt als mit der Prüfung und der U19 des VfL Bochum. Für etwas Anderes habe ich den Kopf gar nicht frei. Wenn ich meinen Fußball-Lehrer habe und die Saison vorbei ist, sehen wir weiter.“
Fünf Englische Wochen bis zum Saisonende
Das Tagesgeschäft in der Regionalliga dürfen auch die Rot-Weissen natürlich nicht aus den Augen verlieren, schließlich geht es darum, die Stimmungslage wieder etwas freundlicher zu gestalten. Nach der bitteren 0:1-Heimpleite gegen den Bonner SC hatte RWE nämlich noch keine Chance, sich zu rehabilitieren. Dafür geht es jetzt Schlag auf Schlag, denn bedingt durch die vielen Spielausfälle rechnet Agi Giannikis mit mindestens fünf Englischen Wochen bis zum Saisonende.
Zunächst gibt es ein Heimspiel-Doppelpack, wie es die Rot-Weissen bezeichnen. Und da bieten sich ihnen zwei gute Gelegenheiten, um für sich zu werben. Am diesem Freitag ist die SG Wattenscheid 09 zu Gast, die schon immer entschlossen war, den großen Nachbarn zu ärgern. Was ja auch oft genug geklappt hat in der jüngeren Vergangenheit, denn die letzten vier Aufeinandertreffen endeten alle unentschieden. 2:2 hieß es auch im Hinspiel gegen KFC Uerdingen. Schon am nächsten Dienstag kommt der topbesetzte Aufsteiger aus Krefeld zur Hafenstraße (19.30 Uhr). Als Tabellenzweiter schickt er sich an, direkt in die 3. Liga durchzumarschieren. Also ebenfalls eine durchaus reizvolle Aufgabe.