Ein langer Waldspaziergang, das Handy klebt am Ohr und am Ende gibt es eine Neuverpflichtung. Adrian Alipour, Trainer von ASC 09 Dortmund, verpflichtet seine Spieler auch mal per Telefon.
Die Rede ist von Nico Wolters. Der 19-Jährige konnte nicht zum Probetraining kommen, also griff der Trainer zum Hörer, um sich von den Qualitäten des Verteidigers zu überzeugen. Anstatt einen Lobgesang auf sich anzustimmen, beschrieb Wolters jedoch seine größten Schwächen. Die Offenheit beeindruckte Alipour, kurzerhand wurde der Spieler verpflichtet. Begründung: "eine unfassbare Einstellung".
Voraussetzung: "Bank-Kompetenz"
Und das ist es, worauf Alipour bei der Zusammenstellung seines Kaders viel Wert legte. Er wollte Spieler mit dem richtigen Charakter. Das bedeutet, neben viel Sozialkompetenz, vor allem eine hohe "Bank-Kompetenz". Eine der ersten Frage, die der 39-Jährigen potentiellen Neuverpflichtungen stellt, ist simpel und logisch: "Wie verhältst du dich, wenn du auf der Bank sitzt?" Die "Bank-Kompetenz" seiner Spieler muss wohl überdurchschnittlich gut sein. Anders lässt sich der kometenhafte Aufstieg der Aplerbeecker vom Abstiegskandidaten zur Tabellenspitze nicht erklären.
Alipour ist erst seit der Saison 2016/17 beim ASC. Dabei hatte der 39-Jährige namhafte Vorgänger. 2008 führte Hannes Wolf, ehemaliger Jugendtrainer bei Borussia Dortmund und Cheftrainer vom VfB Stuttgart, die 09er als Spielertrainer in die Verbandsliga Westfalen.
"Wir weichen von der Struktur nicht ab"
Doch allein der Charakter reicht dann doch nicht. "Wir sind taktisch sehr diszipliniert und haben eine enorme Physis", sagt Alipour. Die Diszipliniertheit seiner Mannschaft zeigte sich schon in der Vorbereitung. "Wir weichen von den Strukturen nicht ab. Es ist alles automatisiert, die Spieler sind flexibel und das System variabel", sagt er.
Der nächste Gegner ist der SV Lippstadt, derzeit auf dem sechsten Platz, allerdings mit zwei Spielen weniger. Im Hinspiel gewannen die 09er mit 3:0, dank eines Hattricks von Maximilian Podehl. Doch die Formkurve der Lippstädter zeigt nach oben. Die letzten drei Spiele wurden allesamt gewonnen und seit fünf Spieltagen ist die Mannschaft von Daniel Berlinski ohne Niederlage.
Die Frage nach der Regionalliga
„Jeder kann jeden schlagen in der Oberliga“, sagt Alipour über die Konkurrenz. Das Programm der nächsten Spieltage ist ordentlich. Nach Lippstadt spielen die Dortmunder gegen Rot Weiss Ahlen, die mit Michael Schrank „einen der besten Trainer der Liga haben“, sagt Alipour. Anschließend muss der ASC gegen die Hammer SpVg spielen, aktuell auf Platz vier.
Die Frage nach einem potentiellen Aufstieg und der Regionalliga muss dann doch sein, aber Alipour blockt direkt ab. „Damit beschäftigen wir uns überhaupt nicht“, sagt er. Falls es doch soweit kommen sollte, muss er wohl noch ein paar Spieler per Telefon verpflichten.