Die Emotionen waren Robin Dutt bei seinem Heimdebüt im Bochumer Ruhrstadion kurz nach dem Abpfiff noch anzumerken. Zu Beginn der Pressekonferenz zitterte seine Stimme leicht. Bei der Bewertung des Spiels differenzierte der 53-Jährige: „Ich möchte eine Mischung von der Mannschaft sehen: Um jeden Grashalm kämpfen, aber auch einen anständigen Ball spielen.“ Diese Vorgabe habe sein Team befolgt. Die Statistik des Spiels gibt ihm nur teilweise recht.
Vor allem in den ersten fünf Minuten des Spiels legte der VfL Bochum los wie die Feuerwehr, war extrem bissig in den Zweikämpfen und spielte druckvoll auf das Nürnberger Tor. Insgesamt gesehen hatte der VfL zwar etwas mehr Ballbesitz als der Club, doch die Bochumer gewannen nicht einmal die Hälfte ihrer Zweikämpfe. Die größere Problemzone liegt aber nicht in der Defensive, sondern an anderer Stelle.
Unter der Woche konnte sich Dutt ein intensives Bild von der Mannschaft machen. Und der ehemalige DFB-Funktionär hat erkannt: Die Offensive ist die aktuell größte Baustelle des VfL. Mit 20 geschossenen Toren sind die Bochumer die schwächste Vordermannschaft der gesamten Liga - eine Horrorbilanz. Auch gegen Nürnberg standen die Bochumer defensiv zwar richtig gut und ließen kaum gefährliche Situationen zu - nach vorne aber ging zu wenig: „In diesem Bereich können wir nicht zufrieden sein, weil wir die Nuss nicht geknackt haben.“ Dutt gab auf Nachfrage dieser Redaktion eine Erklärung dafür ab.
Laufwege als Fehlerquelle
„Uns fehlen automatisierte Abläufe im letzten Drittel“, sagte der gebürtige Kölner: „Die Laufwege sind noch zu linear. Die Automatismen fehlen - die sehe ich aktuell noch nicht.“ Mit dem Punktgewinn gegen den Tabellenführer aus Nürnberg wusste Dutt noch nicht so richtig umzugehen: „Ich bin ein bisschen zufrieden, aber auch ein bisschen nicht. Ich weiß es noch nicht.“ Club-Trainer Michael Köllner lobte den VfL: „Der Gegner hat versucht, uns in intensive Zweikämpfe zu verwickeln. Das ist ihm gut gelungen.“
Durch das 0:0 kletterte der VfL vom 16. auf den 15. Tabellenplatz. Den Relegationsrang haben die Bochumer also vorerst wieder an Greuther Fürth abgegeben. Doch die Lage bleibt ernst. Ohne einen echten Nussknacker in der Offensive wird es auch beim kommenden Spiel gegen Ingolstadt (5. März, 20:30 Uhr) schwer, ein Tor zu schießen. Und ohne Tore gewinnt ein Team im Fußball bekanntlich auch keine Spiele.