Nun ist auch die Zeit von Wilken Engelbracht beim VfL Bochum vorbei. Eigentlich sollte der Finanzvorstand, der zum Jahreswechsel im Dissens mit dem Aufsichtsrat seinen vorzeitigen Abschied verkündet hatte, ja noch einige Zeit zur Verfügung stehen, aber das scheint nun nicht mehr nötig zu sein.
Der Zweitligist hat nämlich schon wieder eine Personalentscheidung getroffen und Engelbrachts Stelle neu besetzt. Der Schweizer Betriebswirt Ilja Kaenzig soll künftig für die Finanzen des VfL zuständig sein. Damit nicht genug, wird Kaenzig auch als Sprecher des zwei Mitglieder umfassenden Vorstands fungieren. Sicher auch eine Folge der vom Aufsichtsrat erkannten Kommunikationsfehler, die Christian Hochstätter zum Verhängnis wurden. Pikanterweise war der 44-jährige Kaenzig einst Hochstätters Vorgänger bei Hannover 96.
Kaenzigs Karriere begann bei den Grasshoppers Zürich, umfasste dann die Stationen Leverkusen und Hannover, bevor es jenseits der Klubs weiterging. Sportchef der Blick-Gruppe war Bochums neuer Mann, auch Gesandter des Verwaltungsrates der Sport- und Event Holding. Die war Eigentümerin des Stade de Suisse und des schweizer Erstligisten Young Boys Bern.
Als man ihn dort ausbremste, machte Kaenzig in Frankreich weiter – als Vorstandschef beim Zweitligisten FC Sochaux. Dort traten kürzlich erst die chinesischen Investoren auf die Bremse, der Tabellenzehnte soll und muss sparen, der angestrebte Aufstieg dürfte damit vorerst ein reiner Wunschtraum bleiben. Ilja Kaenzig stieg aus – zum Jahresende. Und war damit frei für den VfL Bochum.
Ilja Kaenzig sieht Ende von 50+1-Regel Ob sich alle VfL-Fans auf den Tausendsassa, der „über strategisches und ökonomisches Geschick verfügt“, wie Bochums Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Peter Villis anerkennend sagt, freuen werden, darf bezweifelt werden. Kaenzig ist kein Freund der heiß diskutierten 50+1-Regel, die den Einfluss von Investoren begrenzen soll. In einem Interview mit der „Abendzeitung“ prophezeite er bereits 2009 deren baldiges Ende: „Die Regel wird in absehbarer Zeit fallen.“ Neun Jahre später wird, wie gesagt, immer noch diskutiert.
In besagtem Interview fällt auch dieser Satz: „Zusammen mit einem Investor kann bei 1860 Großes entstehen.“ Wie wir alle wissen, sind die Münchener inzwischen in der Regionalliga gelandet. Schnee von gestern? Villis spricht von einem „erfahrenen Manager“, mit dem er den „Kurs der wirtschaftlichen Konsolidierung fortsetzen“ und „sportlich erfolgreich sein“ will. Jedenfalls hat sich der VfL Bochum innerhalb weniger Tage ein völlig neues Gesicht verpasst.