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Abrechnung mit den eigenen Ultras

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1. FC Köln: Abrechnung mit den eigenen Ultras
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Das Verhältnis zwischen dem 1. FC Köln und seinen Ultras ist sehr angespannt. Es brodelt seit längerer Zeit. Nun hat der Klub des Bundesligisten eine Stellungnahme veröffentlicht.

Liebe Fans und Mitglieder des FC,

nicht übereinander, sondern miteinander zu reden, das ist seit 2012 das Ziel des 1. FC Köln im Umgang mit seinen Fangruppen. Mit der AG Fankultur wurde ein Forum geschaffen, in dem Fanclubs verschiedenster Ausrichtung untereinander sowie mit Club-Vertretern ins Gespräch kommen. Auch zu kontroversen Themen. Diesen Konsens haben Teile der Ultra-Gruppen des FC in den vergangenen Monaten aufgekündigt. Statt miteinander zu reden, führen sie eine Kampagne gegen Mitarbeiter und den Vorstand des FC und machen zahlreiche Vorwürfe öffentlich. Wir wenden uns heute mit einem ausführlichen Text an euch, weil es Zeit wird, allen Fans und Mitgliedern klarzumachen, worum es wirklich geht.

Verursacht wurde der aktuelle Konflikt durch massive Regelverstöße von Ultras des FC in der vergangenen Saison, die nicht nur zu erheblichen Strafen des DFB, sondern auch zu staatsanwaltlichen und polizeilichen Ermittlungen geführt haben. Der 1. FC Köln hat im Sommer 2017 als Konsequenz aus einigen dieser Vorfälle Stadionverbote und weitere Sanktionen verhängt. Statt das eigene Verhalten zu hinterfragen und den Ausgleich zu suchen, brachen die Ultra-Gruppen ihren Dialog mit dem Club und den Austausch mit allen anderen Teilnehmern in der AG Fankultur ab und gingen auf Konfrontationskurs. In der laufenden Saison setzte sich das Fehlverhalten inner- und außerhalb der Stadien fort. Tiefpunkt waren die Vorfälle in Belgrad, als Spieler, Einlaufkinder und Fans in anderen Blöcken mit Feuerwerkskörpern beschossen wurden. Obwohl sowohl das Fehlverhalten als auch die Kampagne nur von einem Teil der Gruppen getragen wird, stellen die anderen Ultra-Gruppen ihre Solidarität mit diesen Ultras über den Zusammenhalt mit dem Club und allen anderen Fans. Hintergrund: FC-Fans und ihre Werte

Im November 2017 erhielt das FC-Präsidium einen Brief, der mit „Vorstand Südkurve 1. FC Köln e.V.“ unterzeichnet war. Darin heißt es an die Adresse des Vereins: „Es wird dauerhaft nicht möglich sein, der Feuerwehr, der Polizei, dem DFB und der chinesischen Regierung auf der einen sowie den Fans auf der anderen Seite alles Recht zu machen. Hier erwarten wir eine klare und eindeutige Positionierung für die Zukunft.“

Dieser Absatz fasst – womöglich unfreiwillig – das Problem zwischen dem Club und Teilen der Ultras gut zusammen. Denn aus unserer Sicht war und ist die Positionierung des 1. FC Köln eindeutig. Abgesehen davon, dass die Fans des FC mit Sicherheit nicht auf einer anderen Seite als Feuerwehr und Polizei stehen, hat die chinesische Regierung dem 1. FC Köln und seinen Fans nichts zu sagen. Unsere Regeln und Werte stehen in der Satzung, in der FC-Charta und der Stadionordnung. Sich daran zu halten, sollte selbstverständlich sein.

In seiner Antwort hat das FC-Präsidium darauf verwiesen, dass man die angesprochenen Themen in der AG Fankultur diskutieren wolle. Stattdessen bestehen die Autoren jedoch auf einem exklusiven Gespräch mit Vereinsvertretern ihrer Wahl. Weder das Präsidium, an das sich die Vorwürfe ja richten, noch der Leiter der AG Fankultur, Thomas Schönig, sollen daran teilnehmen dürfen. Parallel wurde in den vergangenen Tagen begonnen, auf suedkurve.koeln Kritik am Verein zu veröffentlichen. Zudem ist es rund um das Spiel bei Eintracht Frankfurt erneut zu Vorfällen gekommen, die dem FC schaden.

Der 1. FC Köln hätte den Weg interner Gespräche gerne fortgesetzt, er sieht sich jedoch gezwungen, sich auch öffentlich zu erklären. Wir wissen, dass dies eine weitere Verhärtung der Position der angesprochenen Ultra-Gruppen zur Folge haben kann, halten es aber für vorrangig, dass alle Fans und Mitglieder die Gründe für das derzeit gestörte Verhältnis zwischen dem Club und Teilen der Ultra-Gruppen kennen. Denn genau darum geht es: um das Verhältnis zu einem Teil der Ultra-Gruppen. Bezeichnend ist, dass mit David Barr und Stephan Schell zwei der drei Personen, die den Vorstand von „Südkurve 1. FC Köln e.V.“ stellen, zugleich Meinungsmacher der Ultra-Szene sind. Es geht also nicht um das Verhältnis des FC zu seinen Fans, auch nicht zu seiner aktiven Fanszene oder zur Südkurve. Um dies zu verdeutlichen, nimmt der 1. FC Köln ausführlich zu den Ereignissen der vergangenen Monate, zu einigen der Vorwürfe im genannten Brief sowie zu den Legenden Stellung, die sich im Umfeld der Ultras offenbar verselbstständigt haben.

1. Die Choreo-Klausel

Choreografien müssen in Köln – so wie in anderen Stadien – unter anderem aus Brandschutzgründen vorab genehmigt werden. Im Dezember 2016 genehmigten die Verantwortlichen des 1. FC Köln und der Kölner Sportstätten GmbH (KSS) eine umfangreiche Choreografie der Wilden Horde zu deren 20-jährigem Bestehen. Die vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund im Stadion tatsächlich gezeigte Choreografie wich von der genehmigten Version jedoch in zahlreichen Punkten ab. Dies betraf neben dem Einsatz von Pyrotechnik sowie gefährlichen Materialien auch gewaltverherrlichende Motive sowie Beleidigungen gegen die Polizei. Der FC wurde von einer eigenen Fangruppierung vorsätzlich getäuscht.

Als Folge sahen sich der Sicherheitsbeauftragte, der Fanbeauftragte und der Veranstaltungsleiter des FC Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft ausgesetzt. Präsident Werner Spinner musste beim Polizeipräsidenten der Stadt Köln in Anwesenheit der Staatsanwaltschaft Köln Rede und Antwort stehen. Zudem drohten hohe Ordnungsgelder, sollte sich ein solcher Vorfall wiederholen.

Als Konsequenz musste der 1. FC Köln seine Genehmigungspraxis umstellen. Seitdem wird eine Choreografie nur genehmigt, wenn der Anmelder mit seiner Unterschrift die Haftung für etwaige Verbandsstrafen übernimmt – allerdings gilt dies nur für den Fall, dass die tatsächlich gezeigte Choreografie von jener abweicht, die genehmigt wurde. Der FC sichert mit dieser Klausel also den Fall ab, dass er von den Anmeldern einer Choreografie hintergangen wird. Eine Fangruppe, die dies nicht vorhat, kann diese Klausel bedenkenlos unterschreiben. Dies hat der FC mehrfach ausdrücklich betont. Dennoch verzichten die Ultra-Gruppen seitdem weitgehend auf Choreografien und versuchen den Eindruck zu erwecken, der FC mache diese mit seiner Klausel unmöglich. Darüber hinaus schmuggeln die Gruppen zunehmend Material ins Stadion, teilweise unter Anwendung von Gewalt. Dieses Verhalten ist ein wichtiger Grund dafür, dass eine Sektorentrennung im RheinEnergieSTADION nötig wurde.

2. Die Stadionverbote

Im April 2017 wurden im RheinEnergieSTADION beim Spiel gegen die TSG Hoffenheim nicht genehmigte Plakate und Spruchbänder gezeigt, auf denen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp auf eine Weise diffamiert wurde, die des 1. FC Köln unwürdig ist und in Teilen Straftatbestände darstellt (Zitat: „Vater Nazi, Mutter Hure“). Nur drei Tage später organisierten Ultra-Gruppen des FC im Franz-Kremer-Stadion beim Spiel der U21 gegen RW Essen einen Einsatz von illegaler Pyrotechnik inklusive massenhafter Vermummung und beleidigender Rufe gegen Dietmar Hopp und Beamte der Polizei.

Die Polizei hielt daraufhin den gesamten Block über Stunden fest, nahm die Personalien von Beteiligten auf und regte 173 Stadionverbote an. Die Stadionverbotskommission des 1. FC Köln – in der neben drei Vertretern des FC ein externer Rechtsanwalt, ein katholischer Pfarrer, eine Sozialarbeiterin und ein Hochschullehrer mit jahrelanger Kenntnis der Fanszene sitzen – folgte dieser Empfehlung jedoch nicht, sondern lud alle Betroffenen zu einer persönlichen Anhörung. In der Folge verhängte sie insgesamt 64 Stadionverbote, nur fünf davon beziehen sich auf das Hoffenheim-Spiel. Die Behauptung aus Ultra-Kreisen, der FC habe willkürliche und überzogene Stadionverbote verhängt, ist daher nicht haltbar. Die Stadionverbote sind eindeutig Konsequenzen aus schwerwiegenden, individuellen Verstößen gegen die Stadionordnung. Sie waren nur gegen Personen gerichtet, gegen die tatsächlich Ermittlungen der Staatsanwaltschaft aufgenommen worden waren.

3. Der Raum

Eine Folge der Vorfälle gegen Hoffenheim war, dass die Polizei im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens einen Lagerraum des Fan-Projekts im Stadion durchsuchte, den auch Ultra-Gruppen nutzen durften. Hintergrund war der polizeiliche Verdacht, dass dieser Raum wiederholt zur Vorbereitung von nicht genehmigten Aktionen und strafbaren Handlungen genutzt wurde. Der FC konnte die Durchsuchung des Raumes, der wie das Stadion der KSS gehört, nicht verhindern – selbst wenn er dies gewollt hätte. Tatsächlich wurde in dem Raum von der Polizei eine Fahne als Beweismittel sichergestellt, die dazu gedient haben soll, dass sich Personen hinter ihr vermummten.

Der 1. FC Köln hatte in Absprache mit dem Fan-Projekt den Ultra-Gruppen bisher ermöglicht, diesen Raum für die Vorbereitung von genehmigten Choreografien und als Lager für Fahnen, Trommeln und Lautsprecheranlagen zu nutzen. Den beiden Gruppen, die dieses Entgegenkommen missbraucht haben, hat der 1. FC Köln die Nutzung des Raumes bis auf weiteres untersagt.

4. Das Ultimatum

Vor Saisonbeginn 2017/18 teilten Vertreter der Ultra-Gruppen dem 1. FC Köln ultimativ unter anderem drei Forderungen mit:

1. Aufhebung aller Stadionverbote aus dem Sommer 2017 2. Freigabe des Raumes für alle Ultra-Gruppen 3. Aufhebung der Choreo-Klausel

Sollte diesen Forderungen bis zum 18. August 2017 nicht entsprochen werden, so werde es keinen Dialog zwischen den Gruppen und dem FC mehr geben.

In dem Bewusstsein, dass die Stadionverbote für die Betroffenen, unter denen viele bis dahin nicht auffällig gewordene „Nachwuchsultras“ waren, in einer Europokalsaison besonders hart sind, hat der FC daraufhin mehrere Kompromissangebote gemacht. Er war bereit, die auf ein Jahr befristeten Stadionverbote ab dem 1. November 2017 zur Bewährung auszusetzen und vorzeitig zu beenden, wenn es in den problematischen Spielen gegen Hoffenheim und Leipzig sowie bei den ersten beiden Spielen in der UEFA Europa League kein gravierendes Fehlverhalten der Ultras geben sollte. Zudem sollte die Nutzung des Raums für Ultra-Gruppen wieder möglich sein, wenn garantiert wird, dass er nicht zur Vorbereitung von nicht genehmigten Aktionen genutzt wird und kein Material darin gelagert wird, das laut Stadionordnung verboten ist. Nur eine Änderung der Choreo-Klausel sollte es nicht geben.

Diesen Kompromiss lehnten die Vertreter der Ultras ab. Sie nahmen damit in Kauf, dass Dutzende ihrer Gruppenmitglieder die Saison 2017/18 inklusive der beiden verbliebenen Heimspiele im Europapokal nicht im Stadion miterleben können. Einige Betroffene wurden von ihren Gruppenchefs nicht einmal über das Kompromissangebot des FC informiert. Stattdessen traten die Ultra-Gruppen aus der AG Fankultur aus und begannen mit der Ankündigung „Ab jetzt macht jeder seins“ nicht nur eine Kampagne gegen den FC-Vorstand, sondern übertrafen mit ihren Aktionen unter anderem erneut gegen Hoffenheim, gegen Belgrad und vor allem in Belgrad alle bisherigen Dimensionen.

Anzeige 5. Regresse und Strafen

Der 1. FC Köln hat kollektiv wirkende Strafen vermieden, wo immer es möglich war. Die faire und rechtsstaatliche Alternative zu Kollektivstrafen, die auch Unschuldige treffen, ist es, konkret jene zu bestrafen, die sich etwas zu Schulden kommen lassen. Vorstand und Geschäftsführung sind aus Haftungsgründen sogar dazu verpflichtet, die Verursacher von Verbandsstrafen, die zu Lasten des FC gehen, in Regress zu nehmen. Deshalb wendet der FC viel Mühe auf, trotz Vermummung und anderer Tricks Täter ausfindig zu machen und den von ihnen verursachten Schaden im rechtlich möglichen Rahmen zurückzufordern.

Doch im Umfeld jener, die Sanktionen erst nötig machen, werden nicht nur Kollektivstrafen abgelehnt, sondern Strafen generell. Offenbar sollen die Ultra-Gruppen für sich das Recht in Anspruch nehmen dürfen, Gebote und Gesetze zu brechen und die Konsequenzen daraus erlassen zu bekommen. Anderenfalls drohen sie mit einer „Radikalisierung“.

Auf eine solche Erpressungsstrategie kann sich kein Fußballverein einlassen. Weder das Stadion noch die Kurve sind rechtsfreie Räume. Der 1. FC Köln ist für die Sicherheit seiner Stadionbesucher verantwortlich. Und zwar aller Stadionbesucher. Dass zum Ultra-Selbstverständnis auch das Übertreten von Regeln dazugehört, wissen wir. Wer bewusst und im Wissen um die Folgen Regeln übertritt, sollte aber zumindest anerkennen, dass er für sein Verhalten und daraus folgende Konsequenzen selbst verantwortlich ist.

6. Müngersdorf und China

Inhalt der Kampagne von Teilen der Ultras gegen den Vorstand sind wiederholte und massive Vorwürfe zu vereinspolitischen Themen. So wurde unter anderem in einem offenen Brief im Herbst 2017 und kürzlich erneut behauptet, der FC sei beim Thema Stadion nicht transparent und handele gegen die Interessen seiner Fans. Darüber hinaus plane der Vorstand heimlich, Anteile des FC an Investoren zu verkaufen. Vorbote davon sei das Engagement des FC in China. Das Problem an all diesen Vorwürfen ist: Sie sind unwahr.

Sowohl das Infrastrukturvorhaben am Geißbockheim als auch später die Überlegungen zum Stadion haben Vorstand und Geschäftsführung im Mitgliederrat und in der AG Fankultur offengelegt. Vertreter des Mitgliederrats standen und stehen beratend zur Seite. Den Stand der Dinge und alle Argumente haben FC-Präsident Werner Spinner und Geschäftsführer Alexander Wehrle im September 2017 in der Mitgliederversammlung erläutert.

Ohne alle Punkte im Einzelnen wiederholen zu wollen, lautete die klare Botschaft, dass der 1. FC Köln am Standort Müngersdorf bleiben will – und nur, falls dies unmöglich sein sollte, unter Berücksichtigung von Faninteressen einen Stadionneubau in Betracht zöge. Die Verantwortlichen haben aber in der Tat betont, dass es ihre Aufgabe im Sinne des FC ist, angesichts eines im Jahr 2024 auslaufenden Pachtvertrags mit der ligaweit höchsten Miete für ein renovierungsbedürftiges Stadion Alternativen zumindest zu prüfen. Dies ist ein pragmatischer Ansatz, der dazu dient, gemeinsam mit der Stadtspitze die bestmögliche Lösung zu finden. Vereinsschädigend, weil im Sinne jener Politiker und Parteien, die den FC bei all seinen Infrastrukturplänen ohnehin ausbremsen wollen, ist dagegen die dogmatische Parole „Standort Müngersdorf unverhandelbar“.

Sowohl Werner Spinner als auch Alexander Wehrle haben in der Mitgliederversammlung, deren Reden übrigens protokolliert werden, ohne Wenn und Aber einen Verkauf von Anteilen an chinesische Investoren ausgeschlossen. Sie haben klargestellt, dass der FC Anteile überhaupt nur dann an strategische Investoren veräußern würde, wenn dies der für den Club günstigste Weg wäre, langfristige Investitionen abzusichern. Also beispielsweise für einen Kauf und Ausbau des Stadions oder, falls dies je in Betracht käme, einen Neubau. Dass diese Themen dennoch immer wieder von Teilen der Ultras als problematisch in den Vordergrund gestellt werden, ist durch die Realität nicht zu begründen.

7. „100 % FC“ und Mitgliederversammlung

Es trifft zu, dass Vorstand und Geschäftsführung des 1. FC Köln den Antrag der Mitgliederinitiative „100 % FC“ inhaltlich für falsch hielten und die kampagnenartige Weise, wie der Antrag bekannt gemacht wurde, kritisch sahen. Die Entscheidung darüber, ob der Antrag angenommen werden soll, wurde auf der Mitgliederversammlung nach einer offenen Debatte und einem Austausch der Argumente getroffen. Es waren dabei nicht Kritiker des Antrags oder der Vorstand, sondern Vertreter der Ultras, die in dieser Debatte gebuht und gepfiffen haben, wenn auf dem Podium eine andere Meinung vertreten wurde. Letztlich lehnten zwei Drittel der Anwesenden den Antrag ab, zur Annahme hätte eine Zwei-Drittel-Mehrheit zustimmen müssen.

Es ist völlig legitim, als Unterstützer des Antrags über dieses klare Ergebnis enttäuscht zu sein. Nicht legitim ist es, noch Monate später ein demokratisches Abstimmungsergebnis in Zweifel zu ziehen. Es sind bezeichnenderweise auch gar nicht die Initiatoren des Antrags, sondern Unterstützer aus dem Kreis der Ultra-Gruppen, die dies nach wie vor tun.

Festzustellen ist: Der FC-Vorstand hat nicht erst 2017, sondern seit Jahren mit verschiedenen Maßnahmen darauf hingewirkt, dass viele Mitglieder an den Mitgliederversammlungen teilnehmen, damit eine möglichst große und vielfältige Gruppe sich an Wahlen und Abstimmungen beteiligt. Bis 2017 gab es daran keine Kritik. Die Maßnahmen im aktuellen Fall als eine Art „Stimmenkauf“ herabzuwürdigen, ist eine Beleidigung gegenüber Tausenden von FC-Mitgliedern, denen unterstellt wird, sie seien zu einer eigenen, fundierten Meinung zu vereinspolitischen Themen nicht in der Lage.

8. Der Streit in der AG Fankultur Ein Grund für den Ausstieg der Ultras aus der AG Fankultur ist unter anderem angeblich, dass in den dortigen Sitzungen zu viel über vermeintliche Nichtigkeiten wie „Rauchen im Zug“ diskutiert würde. Hinter dieser Verharmlosung steckt, dass es in der AG Fankultur in der Tat seit längerem Auseinandersetzungen über das Verhalten eines Teils der Ultras auf Reisewegen gegeben hat. Diese mögen es inzwischen für normal halten, dass sie bei Auswärtstouren Waggons der Deutschen Bahn – in denen viele von ihnen ohne Fahrschein unterwegs sind – beschmieren und verwüsten. Die Mehrheit der anderen Fans, die in denselben Zügen fahren und die ebenfalls von der Drohung der Bahn betroffen sind, künftig keine Züge für Fußballfans mehr zur Verfügung zu stellen, findet dies jedoch nicht normal.

Sie schämen sich, wenn Personen, die als Fans ihres geliebten 1. FC Köln auftreten, eine Zugtoilette auseinandernehmen und dann auf den Resten ausgerechnet den Namen des großen Hans Schäfer hinterlassen. Und sie sehen nicht ein, dass sie etwa in Bingen stundenlang in eisiger Kälte auf dem Bahnhof stehen müssen, weil ein paar Ultras meinten, sie müssten sich mit einem Einsatztrupp der Bundespolizei anlegen, nachdem der sie aufgefordert hatte, das Rauchen einzustellen. Statt sich dieser Kritik von FC-Fans am eigenen Verhalten zu stellen und sich zu hinterfragen, tun die Ultra-Gruppen das Thema als Diskussion über „Rauchen im Zug“ ab – und ziehen sich aus der AG zurück.

9. Respekt

Ultra-Vertreter haben Mitarbeiter und Offizielle des FC zuletzt mehrfach beleidigt und bedroht. Ordner und sogar Fans, die sich nicht wie von den Ultras gewünscht verhalten, wurden tätlich angegriffen. Gewalttätige Auseinandersetzungen mit Fans anderer Vereine werden regelmäßig gesucht. Mit Fairplay und Respekt hat all dies nichts zu tun. Und doch beklagen ausgerechnet die Autoren des Briefs, der FC und insbesondere Präsident Werner Spinner ließen es an Respekt im Umgang fehlen.

10. Das Verhältnis zu den Fans

Ein niederträchtiger Vorwurf an die Adresse des FC ist die immer wieder neu in Umlauf gebrachte Theorie, wonach der Club seit Sommer 2017, berauscht vom Erfolg, seine aktiven Fans loswerden wolle. Zunächst einmal ist es eine Anmaßung, wenn Ultras in diesem Zusammenhang den Anschein erwecken wollen, sie seien die einzigen, die ihrem Club immer die Treue halten – und alle anderen seien „Erfolgsfans“. So wird Tausenden treuen Auswärtsfahrern und langjährigen Dauerkarteninhabern abgesprochen, dass sie auch in den schweren Zeiten zu Team und Club stehen. Die Äußerungen und das Verhalten der Ultra-Gruppen inklusiver tätlicher Angriffe auf andere Fans legen darüber hinaus die Vermutung nahe, die Südkurve im RheinEnergieSTADION gehöre den Ultras, die dort nicht nur den Ton angeben, sondern auch die Regeln vorgeben. Dies ist ein fundamentaler Irrtum.

Die immer wieder in den Raum gestellte Behauptung, der Club wolle bestimmte Fans vergraulen, entbehrt jeder Grundlage. Es gibt keinen einzigen Beleg dafür. Im Gegenteil. Der 1. FC Köln hat trotz eines immer ausgelasteten Heimbereichs in den vergangenen Jahren auf eine marktgerechte Anhebung der Preise für Dauerkarten und Tageskarten insbesondere im Stehplatzbereich verzichtet. Die Zahl der ermäßigten Plätze wurde sogar ausgeweitet. Langjährige Mitglieder erhalten ein zusätzliches Vorkaufsrecht für Tickets. Bei der Vergabe der begehrten Tickets für die Auswärtsspiele in der UEFA Europa League wurden all jene bevorzugt, die den FC mindestens seit 2012 auswärts treu begleiten. Und sämtliche Pläne im Zusammenhang mit einem möglichen Ausbau des Stadions (oder theoretisch einem Neubau) enthalten einen Ausbau der Stehplatzkapazitäten.

Aus Sicht einiger Ultras sind aber offenbar Stadionverbote und Sanktionen gegen jene Personen, die dem 1. FC Köln massiv schaden, bereits ein Beleg dafür, dass der FC seine eigenen Fans loswerden wolle. Das ist falsch. Der FC will seine Fans nicht loswerden. Loswerden muss er in der Tat jene Minderheit von Kriminellen, die wie in Belgrad Raketen auf eigene Spieler, auf Einlaufkinder und in andere Blöcke schießt, Sitzschalen anzündet oder mit ihnen wirft. Kriminelle, die in London grundlos Polizisten angreifen, den Eingang für Menschen mit Behinderung stürmt – oder wie in Heimspielen unsere Ordner verprügelt. Aus den Reihen jener, die für solche Exzesse mitverantwortlich sind, ist bis heute keine klare Distanzierung erfolgt. Auch zum enorm wichtigen Spiel bei Eintracht Frankfurt schafften es weite Teile der Ultra-Gruppen nicht ins Stadion, weil aus ihren Reihen auf der Anreise offenbar Eingriffe in den Bahnverkehr, Körperverletzungen und andere Delikte verübt worden waren. Wieder einmal waren von den Folgen dieses inakzeptablen Fehlverhaltens auch Unbeteiligte betroffen, die das Spiel verpassten.

Fazit

Der 1. FC Köln hat wegen der Erfahrungen aus dem Jahr 2012 immer das Ideal eines vereinten Vereins hochgehalten. Zu einer vereinten Anhängerschaft gehören Ultras. Der FC hat sich gegenüber seinen Netzwerkpartnern, im DFB und bei der DFL sowie immer wieder öffentlichvor seine aktive Fanszenegestellt. Er hat sich davon auch durch Rückschläge und Kritik von außen nicht abbringen lassen. Auch nicht davon, dass die Hälfte aller Kosten für Ordnung und Sicherheit an Spieltagen durch die Ultras auf den Stehplätzen entstehen.

Und doch haben Teile der FC-Ultras die erste sportliche Krise seit Jahren genutzt, um gegen den Vorstand mobilzumachen. Und zwar nicht wegen der sportlichen Krise, sondern mit rein politischen und Ultra-spezifischen Themen. Das Verständnis nicht der Clubspitze, sondern vielmehr der Mitglieder, Fanclubs und Fans, die nicht dieser kleinen Gruppe angehören, ist aufgebraucht. Längst ist die am häufigsten gestellte und am meisten beklatschte Frage bei Fantreffen mit FC-Vertretern: „Wie lange wollt ihr euch das Verhalten der Ultras noch gefallen lassen?“ Die Reaktion der großen Mehrheit der mitgereisten Fans auf das Fehlverhalten aus Reihen der Ultras in Belgrad war bezeichnend. Von einer vereinten Anhängerschaft kann keine Rede mehr sein. An diesem Punkt erinnert uns zu vieles an die dunkle Phase 2012. Die Spaltung gibt es nicht, weil der 1. FC Köln sie will, sondern weil ein Teil der Ultra-Gruppen auf Einigkeit keinen Wert mehr legt – oder sie zu Bedingungen einfordert, die für die übergroße Mehrheit der FC-Fans und Mitglieder unannehmbar sind.

Wir fordern die Ultra-Gruppen, die mit diesem Text angesprochen sind, daher auf:

Kehrt zum Dialog zurück Respektiert die Vielfalt der Fankulturen beim FC Haltet euch an eure Selbstverpflichtungen zu Pyrotechnik („Keine Böller, keine Leuchtspurmunition, kein Werfen“), Fairplay, Respekt und Gewaltverzicht Akzeptiert die Regeln und die Gremien des 1. FC Köln Unterstützt unsere Teams in guten und in schlechten Zeiten

Präsidium, Geschäftsführung, Aufsichtsrat, Beirat sowie Teile des Mitgliederrats des 1. FC Köln

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